Plötzliche Abkündigung: Avira stellt Business-Sicherheitsprodukte Ende 2021 ein

Avira weist Geschäftskunden derzeit auf die Einstellung des B2B-Bereichs hin: Bestehende Lizenzen verlieren demnach zum 01.01.22 ihre Gültigkeit.

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(Bild: Heide Pinkall / Shutterstock)

Update
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Vertriebspartner von Avira werden derzeit per E-Mail über eine frühzeitige Abkündigung von Aviras Business-Sicherheitsprodukten informiert: Lizenzen, die eigentlich erst im Laufe des Jahres 2022 ablaufen sollten, verfallen demnach zum 1. Januar 2022. Darüber hinaus sollen alle bestehenden Partnerverträge gekündigt und das B2B-Business bis Ende dieses Jahres komplett eingestellt werden.

heise online liegen zu diesem Sachverhalt bereits mehrere voneinander unabhängige Leserzuschriften nebst zitiertem Wortlaut der betreffenden E-Mail an Avira-Partner vor.

Update 10.11.20, 15:00: heise online liegt jetzt auch eine Stellungnahme von Avira vor, in der das Unternehmen die Vorgänge bestätigt. Für betroffene Kunden und Partner sind Rückerstattungen geplant. Der nachfolgende Text wurde dementsprechend leicht angepasst und um einen neuen Abschnitt ergänzt.

"Wir möchten Sie darüber informieren, dass wir das Avira B2B Business zum 31.12.2020 einstellen und die entsprechenden Abteilungen Aviras zu diesem Zeitpunkt schließen werden", heißt es in der von den Lesern zitierten E-Mail. Zum 31. Dezember 2021 kündige das Unternehmen die Lizenzen (unabhängig von deren eigentlicher Laufzeit) sowie den Support für folgende Produkte ab:

  • Avira Antivirus Pro Business Edition
  • Avira Antivirus for Server
  • Avira Antivirus for Endpoint
  • Avira Antivirus for Small Business
  • Avira Exchange Security

Die Produkte verlieren zum 1. Januar 2022 Support und Funktion – und zwar unabhängig von der ursprünglich festgesetzten Laufzeit.

In der E-Mail wird außerdem darauf hingewiesen, dass es noch bis zum 30.11.2020 möglich sei, Lizenzen mit maximal einem Jahr Laufzeit über das PartnerNet und das Channel Partner Team zu erwerben. Auch seien Lizenzverlängerungen für vorhandene Produkte bis hin zum 31. Dezember 2021 noch möglich.

Ob und inwieweit Partner und Endkunden nach der abrupten und nicht gerade vertrauensfördernden End-of-Life-Ankündigung tatsächlich noch weitere Lizenzkäufe und -verlängerungen erwägen, scheint zumindest fraglich.

Völlig unerwartet kommt das plötzliche Supportende indes nicht: Bereits seit einiger Zeit waren Neuregistrierungen für Vertriebspartner über das Channel-Partnerprogramm nicht mehr möglich. Auch die Abkündigung der Avira Business-Produkte war bekannt – allerdings nicht zu den in der uns E-Mail genannten Bedingungen, sondern mit dem 11. November 2022 als End-of-Life-Angabe für die meisten Produkte.

Im April 2020 hatte Avira seine Übernahme durch den bahrainischen Investor "Investcorp" im April 2020 bekanntgegeben. Vielen AV-Softwareunternehmen macht der starke Marktwandel zu schaffen, der unter anderem durch den mittlerweile recht guten Virenschutz des mit Windows 10 vorinstallierten Defender bedingt ist. Sie müssen sich neue Geschäftsfelder und -modelle erarbeiten – und konkurrieren dabei mit innovativen Firmen, die ohne den Klotz "Antivirus" am Bein oft agiler auftreten können.

Vor Avira ließ sich schon Symantec teilweise aufkaufen: Die US-Firma Broadcom übernahm Ende November 2019 Symantecs Business-Sparte mit Antivirus- und Sicherheitsprodukten für Firmen für 10,7 Milliarden US-Dollar. Es kam zu einem Stellenabbau von rund 7 Prozent im Zuge eines "Restrukturierungs- und Sparprogramms"; zusätzlich machten unbestätigte Gerüchte zu "massenhaft Kündigungen" bei Symantec Schweiz die Runde. Distributoren, Reseller und Kunden klagten über eine schlechte Erreichbarkeit des Supports und massive Verzögerungen beim Ausstellen von Softwarelizenzen. Für ein Statement war Symantec damals nicht erreichbar.

Mittlerweile liegt heise online ein Statement des Herstellers vor: Die Informationen aus der E-Mail an die Vertriebspartner seien korrekt. Weiterhin schreibt Avira:

"Wie derzeit unseren Partnern mitgeteilt wird, werden Kunden, die davon betroffen sind, Rückerstattungen gewährt. Für Kunden und/oder Partner mit Lizenzen, die über das Service-Enddatum hinausgehen, besteht die Möglichkeit, Rückerstattungen entweder per Migration zu Avira Prime oder per Geldrückerstattung zu erhalten."

Kunden, die Fragen haben, können diese per E-Mail an den Business-Support stellen. Weiterhin wurde der online abrufbare Avira Produkt-Lifecycle aktualisiert. Beim ursprünglichen Erscheinen dieser Meldung war hier als EoL für die meisten Produkte noch der 11. November 2022 angegeben.

"Die Entscheidung, unsere Geschäftslösungen auslaufen zu lassen, ist seit Anfang 2019 in Arbeit. Sie wurde in keiner Weise von unserem geschäftlichen Verhältnis zu Investcorp beeinflusst(...)", betont Avira. Man wolle sich künftig voll auf Endkunden- und OEM-Lösungen konzentrieren. (ovw)