Rückzug vom Rückzug: Python-Erfinder Guido van Rossum geht zu Microsoft
Vor gut einem Jahr hatte van Rossum seine Karriere beendet. Überraschenderweise tritt er nun eine Stelle in Microsofts Developer Division an.
(Bild: gvanrossum.github.io)
- Alexander Neumann
Guido van Rossum, Schöpfer der Programmiersprache Python, hatte sich vor gut einem Jahr in den Ruhestand begeben. Offenbar war es ihm das geruhsame Leben eines Rentners aber zu langweilig, denn nun schreibt er über Twitter, dass er der Developer Division bei Microsoft beigetreten sei.
Erklärtes Ziel ist, bei der Vielzahl an Aufgaben, die es zu tun gebe, die Benutzung von Python besser zu machen. Dass das nicht allein auf Windows beschränkt sein soll, untermauert die Entwicklung von Microsoft insbesondere durch die Priorisierung und den Erfolg der Cloud-Plattform Azure, bei der etwa Linux mittlerweile das meistgewählte Betriebssystem ist. Auch hebt van Rossum Microsofts noch junge Wertschätzung von Open Source hervor.
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Van Rossum und Python
Der mittlerweile 64-jährige van Rossum hatte Python 1989 erschaffen und galt seit Mitte der 90er-Jahre als Benevolent Dictator for Life (BDFL) der Sprache. Von diesem "Amt" war er jedoch 2018 zurückgetreten, als es im Zuge des Python Enhancement Proposal (PEP) 572 zur Einführung von Assignment Expressions in die Sprache, mit dem Entwickler in einem Ausdruck mit der Anmerkung NAME := expr. eine Variable zuordnen können, zu hitzigen Diskussionen kam. In deren Folge schrieb er in seiner Rücktritts-E-Mail: "Ich bin müde und brauche jetzt eine lange Pause."
Sein letzter Arbeitgeber war von 2013 an Dropbox gewesen. Dort hatte seine Aufgabe zuerst vorrangig darin bestanden, die Entwickler darin zu schulen, ihren Code so zu schreiben, dass er einfach zu pflegen sei. Später hatte er wohl an mypy mitgeholfen, einem der beliebtesten statischen Typ-Checker für Python. In seiner Verabschiedung hieß es seitens des Unternehmens: "Und obwohl er bereits von seinem fantasievoll benannten Titel Benevolent Dictator for Life (BDFL) zurückgetreten ist, wird er immer einen Platz in der Python-Community haben."
Für Microsoft ist in der jüngeren Vergangenheit die Python-Entwicklung zunehmend wichtiger geworden. Hier spielt sicherlich die Popularität der Programmiersprache in Data-Science- und Machine-Learning-Szenarien eine gewichtige Rolle. So unterstützen die beiden wichtigsten Entwicklungsumgebungen des Unternehmens Visual Studio und Visual Studio Code die Sprache.
(ane)