Zahlen, bitte! Patent Nr. 3541541, die Computermaus und verpasste Gelegenheiten

Heute vor 50 Jahren erhielt Douglas Engelbart ein Patent für die Computermaus. Drei Jahre vor dem Auslaufen des Patents generierte es die ersten Einnahmen.

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Von
  • Detlef Borchers

Mit dem Patent auf eine Erfindung kann der Patentinhaber von anderen Lizenzgebühren fordern oder die Nutzung der Erfindung untersagen. Als Douglas Engelbart und das Stanford Research Institute am 21. Juni 1967 ein Patentantrag auf eine Computermaus einreichten, ging es um mehr, um die Arbeit mit einer grafischen Benutzeroberfläche. Die freie Platzierung des Cursors mithilfe eines Zeigegerätes, das von einer Hand, einem Fuß oder einem Knie gelenkt wird, war da nur ein Teilaspekt des Gesamtsystems.

Zahlen, bitte!

In dieser Rubrik stellen wir immer dienstags verblüffende, beeindruckende, informative und witzige Zahlen aus den Bereichen IT, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und natürlich der Mathematik vor.

Aber die Maus war der einzige Teil, der von der "Mutter aller Demos" beim Patentamt als eigenständige Erfindung am 17. November 1970 mit dem Patent 3,541,541 anerkannt wurde. Xerox und Apple waren 1984 die ersten Firmen, die Lizenzgebühren für ihre Mäuse bezahlten. Als das Patent auslief, war die Steuerung mit der Maus so selbstverständlich geworden wie heute das Wischen auf einem Bildschirm.

Das Patent 3,541,541 von Douglas Engelbart und dem Stanford Research Institute hat eine lange Vorgeschichte. Sie beginnt mit Ivan Sutherland und seinem Sketchpad, den ersten Schritten in Richtung Computergrafik. Als Douglas Engelbart im Rahmen seines "Kreuzzuges" für ein besseres Leben und Arbeiten der Menschen am Augmentation Research Center in Stanford begann, sich mit Computern zu beschäftigen gab es bereits Lichtgriffel und Bildschirme, auf denen Positionen markiert wurden -- beim SAGE-System des US-Militärs.

Engelbart führte die Arbeit mit Maus, Tastatur und besonderen Chord-Tasten in seinem NLS zusammen, dem oN-Line-System. Das gesamte System wurde am 9. Dezember 1968 im Rahmen einer Informatiker-Tagung rund 1000 staunenden Zuschauern vorgeführt und ging als die Mutter aller Demos in die Technikgeschichte ein. Vom komplexen Gesamtsystem blieb die Computermaus übrig, die Douglas Engelbart zusammen mit Bill English entwickelte.

Zum Wesen eines Patents gehört es, dass es erstmals öffentlich in allen Details und mit Funktionszeichnungen eine Erfindung beschreibt. Insofern ist der Patentantrag von Engelbart und dem Stanford Research Institute 1967 etwas kurios, denn Engelbart hatte die Erfindung bereits in der IEEE-Zeitischrift Transactions on Human Factors in Electronics beschrieben.

Kurios ist auch, dass nahezu zeitgleich zur Computermaus in Deutschland die Rollkugel von Reiner Mallebrein erfunden wurde, sozusagen als umgedrehte Maus. Die Dopplung der Erfindung wurde damals jedoch nicht bemerkt. Heute sitzen beide Geräte einträchtig im Museum zu Paderborn, das über eine lustige Sammlung von Computermäusen verfügt. Leider ist es derzeit geschlossen, wie alle Museen.

(jk)