Kampf gegen Corona: Signify und Edeka desinfizieren Supermarkt mit UV-Lampen

Signify will dem Coronavirus SARS-CoV-2 mit UV-C-Licht aus Wand- und Deckenlampen zu Leibe rücken. Ein Hamburger Supermarkt testet das in einem Pilotprojekt.

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(Bild: Signify)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Berti Kolbow-Lehradt

Bis Impfstoffe die Gefahr von Covid-19 bannen, müssen vorerst andere Maßnahmen den Erreger SARS-CoV-2 beim Einkaufen, Reisen oder im öffentlichen Raum im Zaum halten. Um die Viren aus Aerosolen in der Innenraumluft zu entfernen, wird mobilen Filteranlagen derzeit eine große Rolle beigemessen. Eine weitere, weniger invasive Alternative sind Lampen, die die Luft mit UV-C-Strahlen desinfizieren.

Neben Osram treibt Signify, der Hersteller der Philips-Hue-Leuchten, derzeit als einer der großen Beleuchtungshersteller diese Lösung voran. Dafür bietet der Konzern zum Stückpreis von rund 1.000 Euro inklusive Service passende Wand- und Deckenleuchten an. Sie sollen in Handel, Büros, Flughäfen, Frisörsalons, Schulen oder in der Gastronomie zum Einsatz kommen. Wie das im Alltag aussehen könnte, demonstriert Signify im Rahmen eines Pilotprojekts in einem Edeka-Geschäft in Hamburg.

Zu diesem Zweck hat Edeka Clausen im rund 1.300 Quadratmeter großen Verkaufsraum des Marktes im alten Güterbahnhof im Stadtteil Barmbek 31 Signify-Lampen installiert. In den verwendeten Ausführungen steckt eine Leuchtröhre mit einer Leistung von bis zu 25 Watt. Sie emittiert ultraviolettes Licht mit einem Strahlungspeak von 254 Nanometern, also nahe der Spitzenwellenlänge für eine sogenannte keimdeaktivierende Wirkung.

Die UV-Strahler werden in einer Höhe von 3,2 bis 3,5 Metern an Säulen und Wänden montiert.

(Bild: Signify)

Die UV-C-Strahlen bauen die DNA, mitunter auch die RNA, der Mikroorganismen um und machen diese dadurch unschädlich. In einer Höhe von 3,2 bis 3,5 Metern an Säulen und Wänden montiert, desinfizieren die Lampen auf diese Weise die vorbeiströmende Luft im oberen Bereich des Raumes. Eine eigene Ventilationsanlage ist dafür nicht nötig. Stattdessen soll die natürliche Zirkulation dafür sorgen, dass durch die Gerätewärme, die Klimaanlage oder vorbeikommende Kunden und Beschäftigte Luft dorthin aufsteigt. Zusätzlich zu den Lampen kommt eine UV-C-Box von Signify zum Einsatz, in der Beschäftigte gemeinsam genutzte Gegenstände wie Handscanner desinfizieren können.

Sechs Sekunden Bestrahlung reichen nach Angaben von Signify, um 99 Prozent der SARS-CoV-2-Viren zu beseitigen. Sind sie dem UV-C-Licht 25 Sekunden lang ausgesetzt, gelinge das zu 99,99999 Prozent, also nahezu vollständig. Bei diesen Werten bezieht sich der Beleuchtungskonzern auf eine Studie des National Emerging Infectious Diseases Laboratories (NEIDL) der Boston University. Dafür haben die Forscher allerdings Viren mit UV-C-Licht bestrahlt, die auf Oberflächen hafteten.

Aus diesem Grund musste Signify für die Lampeninstallation im Edeka-Markt hochrechnen, welche Strahlendosis in der Luft nötig ist, räumt der Konzern ein. Eine wissenschaftliche Bestätigung, dass die Umrechnung aufgeht, steht aus. "Dazu sind auch Untersuchungen geplant und wir sind zuversichtlich, dass uns die Physik kein Schnippchen schlägt", erklärte Christian Goebel, Sales Director Public für den deutschsprachigen Raum bei Signify.

Edeka Clausen setzt ohnehin nicht alles nur auf diese Karte, sondern ergänzt damit die üblichen Hygienemaßnahmen, die unverändert Anwendung finden. "Wir tragen natürlich weiterhin einen Mund- und Nasenschutz, um nur ein Beispiel zu nennen. Wir betrachten es als flankierende technische Maßnahme für mehr Sicherheit", sagte Geschäftsführer Dirk-Uwe Clausen.

Beschäftigte wurden intern, Kunden durch Faltblätter über die UV-C-Strahler informiert. Für Menschen oder tierische Begleiter sei ihr Einsatz unbedenklich, versichert Signify. Abgesehen von der Montagehöhe sorgen in den Lampen ein Parabolreflektor sowie nicht reflektierende Lamellen dafür, dass die Strahlen nur im vorgesehenen Aktionsradius streuen. Vor, während und nach der Installation haben Techniker in der ungefähren Augenhöhe eines durchschnittlichen Erwachsenen von 1,70 Meter gemessen, dass die Strahlenbelastung unterhalb des Grenzwerts bleibt.

Dirk-Uwe Clausen hat sich für die Teilnahme am Pilotprojekt entschieden, weil er auf einen positiven Multiplikatoreffekt hofft. "Als Familienvater von zwei Töchtern würde ich mich freuen, wenn sich diese Lösung auch in anderen Bereichen als wirksam erweist und Schule macht."

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