Apple: Tracking-Warnung in Apps kommt – aber erst 2021

Ein Tracking-Opt-in schade kleinen Unternehmen, warnte Facebook – das wies Apple jetzt deutlich zurück und kündigt an, die Funktion bald in iOS 14 einzubauen.

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(Bild: dpa, Ramiro Agustin Vargas Tabares/ZUMA Wire/dpa)

Lesezeit: 3 Min.

Apple hat sich klar zur aufgeschobenen Anti-Tracking-Funktion in iOS 14 bekannt. Man bleibe der Einführung des Frameworks App Tracking Transparency (ATT) "uneingeschränkt verpflichtet", wie der Konzern am Donnerstag betonte. Geplant ist, dass iOS-Apps künftig eine Erlaubnis des Nutzers für Werbe-Tracking einholen müssen, das soll auf Betriebssystemebene erzwungen werden.

Mehrere Menschen- und Bürgerrechtsorganisationen, darunter Amnesty International und die Electronic Frontier Foundation (EFF) haben Apple im Oktober aufgefordert, die ursprünglich schon für das zuvor veröffentlichte iOS 14 angesetzte Funktion unmittelbar umzusetzen. Der Aufschub laufe Apples Human Rights Policy zuwider, in der der Konzern sich zum Schutz der Privatsphäre seiner Nutzer bekennt.

Der Aufschub solle Entwicklern die nötige Zeit geben, ihre "Systeme und Datenpraktiken zu aktualisieren", erläuterte Apple nun erneut, die Umsetzung sei weiter für "Anfang 2021" angesetzt. Das Framework ATT existiert bereits in iOS 14, schon jetzt können Apps es nutzen, um die Tracking-Erlaubnis beim Nutzer einzuholen – das ist derzeit aber noch optional.

Diesen Dialog soll iOS 14 künftig erzwingen, wenn Apps auf die Advertising-ID zugreifen wollen.

(Bild: Apple)

Apps erhalten darüber Zugriff auf die eindeutige Advertising-ID (IDFA) des Gerätes. Das erlaubt ein App-übergreifendes Werbe-Tracking oder etwa auch das Anlegen von Profilen. Bis iOS 13 mussten Nutzer diese Zugriffsmöglichkeit manuell in den Einstellungen blockieren (Opt-out). In iOS 14 soll dies künftig standardmäßig der Fall sein, bis der Nutzer seine Tracking-Einwilligung erteilt (Opt-in). Da vermutlich viele Nutzer keine Einwilligung geben, erschwere dies das Ausliefern gezielter Werbung und entwerte so Banner, heißt es in der Werbebranche – eine "tektonische Verschiebung" wird befürchtet.

Besonders Facebook hatte mehrfach vor der "aggressiven Änderung" gewarnt: Das beeinträchtige nicht nur das eigene Werbegeschäft, sondern auch kleinere Unternehmen: Eine Reduktion der Effektivität von Werbung schade vor allem "kleineren Firmen, zu wachsen", sagte Facebooks CEO Mark Zuckerberg. Das sei "einfach nicht wahr", konterte Apple am Donnerstag, es gebe keinerlei Daten, dass kleine Firmen besonders belastet würden – stattdessen würde das "Datenwettrüsten" vorrangig Großkonzernen mit riesigen Datensätzen nützen. Man hoffe auf die Rückkehr Datenschutz-konformer Werbung.

Die Werbebranche läuft derzeit Sturm gegen das Tracking-Opt-in: In Frankreich wurde deswegen eine Kartellbeschwerde gegen Apple angestrengt, der Konzern nutze Datenschutz als Deckmantel für den Missbrauch von Marktmacht, wird dort argumentiert. Parallel laufen in Deutschland und Spanien Datenschutzbeschwerden gegen Apple wegen der Advertising-ID – der Konzern stecke damit heimlich ein Cookie in die Tasche aller Nutzer. Apple wies das zurück, man selbst nutze die Advertising-ID "in keinerlei Weise". (lbe)