Arcor will o.tel.o angeblich vom Markt nehmen
Arcor will nach Informationen der SĂĽddeutschen Zeitung die Telefonmarke o.tel.o einstellen - der Konkurrent aus dem eigenen Haus macht Arcor das Leben schwer.
"For a better understanding" – den Werbeslogan des Telekommunikations-Dienstleisters o.tel.o wird man in Zukunft wohl nicht mehr vernehmen: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will die mehrheitlich zum Vodafone-Konzern gehörende Arcor-Gruppe o.tel.o als eigenständiges Produkt vom Markt nehmen, um so das eigene Arcor-Label zu stärken. Aus vorstandsnahen Kreisen wurde bekannt, dass es wegen der besseren Marktposition der sehr viel kleineren Tochter o.tel.o zunehmend Querelen zwischen Arcor und o.tel.o gegeben haben soll. Für Arcor-Chef Harald Stöber sei daher ein Schlussstrich unter die einst von ihm favorisierte "Zwei-Säulen-Strategie" des Unternehmens notwendig geworden. In einer "rein emotionalen Entscheidung" habe Stöber sich für Arcor und gegen o.tel.o entschieden, berichtet die Süddeutsche.
Mit 1,2 Millionen festen Pre-Selection-Kunden gehört o.tel.o bisher zu den schärfsten Wettbewerbern der Deutschen Telekom. Arcor hingegen kommt nur auf etwa 500.000 Pre-Select-Anschlüsse bei Privathaushalten. Auch in puncto Service läuft o.tel.o ihrer Mutter Arcor den Rang ab: Während Arcor nach einer Studie der Münchner Schell-Marketing-Consulting nur Platz 16 unter den deutschen TK-Dienstleistern erreicht, kommt o.tel.o sowohl beim Service als auch bei der Kundenbindung als Klassenprimus ins Ziel. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete o.tel.o mit etwa 600 Beschäftigten einen Umsatz von 450 Millionen Euro, Arcor setze mit mehr als der zehnfachen Mitarbeiterzahl "nur" rund 1,2 Milliarden Euro um.
Obwohl Sprecher beider Unternehmen den Bericht der Süddeutschen Zeitung ins Reich der Spekulationen verwiesen – der protokollarische Ablauf der nächsten Tage ist ein Indiz für das, was die Spatzen vom Dach pfeifen: Zunächst ist für Mittwoch der o.tel.o-Aufsichtsrat einbestellt, am Donnerstag will Arcor im Rahmen einer IFA-Pressekonferenz das Sitzungsergebnis mitteilen; und am Ende wird wohl ein Planungskonzept vorgestellt, dem zufolge "die Firma o.tel.o mit verkleinerter und teilweise neuer Geschäftsführung formal zunächst bestehen bleiben soll". Mittelfristig bedeutet dies für o.tel.o-Kunden, dass sie peu à peu an das Arcor-Label herangeführt werden und später über Arcor telefonieren sollen. Die einprägsame Vorwahl 0 10 11 soll aus regulatorischen Gründen aber zunächst weiterhin o.tel.o zugeordnet bleiben. (pmz)