FinTechs: Investoren knausern in Corona-Krise mit Geld

FinTechs haben lange von niedrigen Zinsen und der Risikofreude bei Investoren profitiert. Mit der Corona-Pandemie sitzt nun das Geld aber nicht mehr so locker.

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(Bild: metamorworks/Shutterstock.com)

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Von
  • dpa

Junge Finanzfirmen haben in der Corona-Krise erstmals seit Jahren weniger Geld von Investoren erhalten. Von Januar bis September bekamen die FinTechs 953 Millionen Euro Wagniskapital, zeigt eine Studie der Bank Comdirect mit der Beratungsfirma Barkow Consulting und dem Commerzbank-Investor Main Incubator. Das sei fast ein Drittel (29 Prozent) weniger als in den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres, als Fonds und Konzerne rund 1,3 Milliarden in die Branche investierten.

Die Corona-Krise habe die Zahl der Finanzierungsrunden im dritten Quartal gebremst, heißt es in dem am Sonntag veröffentlichten Papier. Auch für das Jahresende sei ein Rückgang zum starken Vorjahresquartal zu erwarten. "Obwohl 2020 das zweitbeste FinTech-Investmentjahr aller Zeiten in Deutschland sein wird, macht sich die geringere Anzahl von Megarunden mit über 100 Millionen Euro Volumen deutlich negativ bemerkbar", sagte Matthias Hach, Bereichsvorstand Comdirect, Marketing & Digital Banking Solutions bei der Commerzbank.

Der Rückgang beim frischen Geld bedeutet einen Einschnitt für FinTechs, die mit intuitiver Technik Sparen, Investieren, Versichern oder Immobiliendienste schneller und bequemer machen wollen. Seit Beginn der Studie 2012 stiegen die Investments in die Start-ups jedes Jahr – 2018 und 2019 gab es jeweils sogar Wachstumsraten von über 50 Prozent zum Vorjahr. Im langen Wirtschaftsboom und angesichts niedriger Zinsen saß das Geld bei Investoren recht locker, Start-ups bekamen Rekordgelder für ihre Geschäftsideen. Seit 2012 flossen mehr als sechs Milliarden Euro Wagniskapital in die Branche, so die Studie. Dazu kamen Investitionen durch Übernahmen und Fremdkapital.

Im laufenden Jahr wuchs die Branche weiter auf 946 Fintechs per Ende September, wenngleich es etwas weniger Neugründungen gab. Der Innovationsdruck auf den Finanzsektor bleibe hoch, sagte Hach. "In Zeiten niedriger Zinsen stellen wir einen immer stärker werdenden Trend zu einfachen und mobilen Anlagemöglichkeiten fest."

Finanz-Start-ups profitieren von der Digitalisierung der Finanzbranche. In den vergangenen Jahren zeigte sich aber in einer Auslese aus Pleiten und Übernahmen, dass sich nur relativ wenige durchsetzen, ergab eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC. Zu den erfolgreichsten Fintechs zählen etwa Zinsportale, über die Sparer die besten Konditionen unter vielen Banken auswählen können. Auch manche Geldanlage-Roboter, die Vermögen breit an der Börse investieren, sowie Smartphone-Banken wie N26 sind gewachsen.

(bme)