Sparkurs bei Messe AG: IG Metall stellt Bedingungen

Nach der Absage zahlreicher Großveranstaltungen wegen der Corona-Krise geht es bei der Messe in Hannover ans Eingemachte. Ein Sparkonzept liegt auf dem Tisch.

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Derzeit geschlossen: Messehalle in Hannover.

(Bild: heise online/vbr)

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  • dpa

Die Deutsche Messe AG hat in der Corona-Krise mit gravierenden Einnahmeverlusten zu kämpfen, unter anderem wegen der Absage der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe. Ein Sparkonzept liegt auf dem Tisch, um die Details wird weiter gerungen. Es geht um bis zu 300 Arbeitsplätze. Im Streit um den Personalabbau sind Betriebsrat und IG Metall jetzt offen für ein Angebot des Managements, knüpfen ihre Zustimmung aber an mehrere Bedingungen.

Man könne bis zu 60 Millionen Euro über vier Jahre einsparen, hieß es am Montag aus der Gewerkschaft in Hannover. Teile des Kompromisses dafür wären eine Ausweitung der Kurzarbeit auf 2021 bei gestrichener Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, der Verzicht auf übertarifliche Leistungen sowie ein sozialverträglicher Abbau von Jobs über ein Freiwilligen-Programm, mehr Altersteilzeit und die Nichtnachbesetzung auslaufender Stellen. Letzteres könnte dazu führen, dass mittel- bis langfristig 150 Arbeitsplätze wegfallen, in kurzer Frist etwa 50.

Im Gegenzug müsse das Unternehmen allerdings "die Insolvenzdrohung vom Tisch nehmen", betonte die IG Metall. Außerdem solle es einen Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen für die verbliebenen Messebeschäftigten geben, und der Vorstand müsse "einen Eigenbeitrag einbringen, zum Beispiel bestimmte Pensionszusagen der Deutschen Messe AG für Führungskräfte deutlich reduzieren". Das Management wollte sich erst nach dem Abschluss weiterer Gespräche über das mögliche Einigungskonzept im Laufe des Nachmittags äußern.

Die Messegesellschaft hat in der Corona-Krise mit gravierenden Einnahmeverlusten zu kämpfen, unter anderem wegen der Absage der weltgrößten Industrieschau Hannover Messe und dem abgesagten Debüt des Cebit-Nachfolgers Twenty2X. Nach Informationen der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" droht im laufenden Jahr ein Minus von bis zu 100 Millionen Euro. Mit der Planung für die Hannover Messe 2021 soll es derzeit aber gut aussehen.

Seit Wochen gibt es Diskussionen darüber, wie man der Deutschen Messe AG auch vonseiten der Träger – Land Niedersachsen, Stadt Hannover und Region Hannover – unter die Arme greifen könnte, um die Krise zu überbrücken. Insbesondere das Land macht dabei jedoch weitere Einsparungen zur Voraussetzung. "Wir werden zu sozial verträglichen Anpassungen im Personalkörper kommen müssen", sagte Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU) der "Neuen Osnabrücker Zeitung".

So könnten einige Bereiche an Dienstleister ausgelagert werden, schlug Hilbers vor: "Ich frage mich zum Beispiel, ob wir eigene Gärtner beschäftigen und auch die Gastronomie selbst betreiben müssen. Selbiges gilt für den technischen Bereich." Gewerkschaft und Betriebsrat hatten solche "Outsourcing"-Pläne aber scharf kritisiert.

Im Gegenzug stellte Hilbers eine Bürgschaft des Landes in Aussicht, mit der die Messe leichter an neue Kredite kommen könnte. Das sei ein besserer Weg als eine Kapitalerhöhung, wie sie die Arbeitnehmerseite fordert. "Was mit mir nicht zu machen ist, ist, einfach Geld hineinzuschießen und so zu tun, als sei nichts passiert", sagte Hilbers.

Der Haushaltsausschuss des Landtages hatte in der vergangenen Woche über die Finanzlage bei den Landesbeteiligungen Messe und Flughafen Hannover beraten. Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne) sagte, es gehe für die Landeshauptstadt um "systemrelevante" Einrichtungen. "Wir sind daran interessiert, dass die Messe gesund und fit aus dieser Krise hervorgeht", sagte der Grünen-Politiker. "Mit dem Flughafen ist es ähnlich.

Direkt und indirekt hingen in der Region fast 15.000 Jobs an Messeveranstaltungen, etwa in Gastronomie und Hotellerie, betonte Onay. "Aber auch gesellschaftlich prägt die Messe unsere Stadt. Wenn die Deutsche Messe hier die Welt zu Gast hat, dann spürt man das in der Stadt", sagte Onay. "Von daher werden wir natürlich unserer Verantwortung gerecht werden, die Messe zu unterstützen."

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