Chinesische Halbleiterfertigung: 17-Milliarden-Euro-Projekt HSMC insolvent

Eigentlich sollte HSMC mit Investitionen von umgerechnet fast 17 Milliarden Euro zu Chinas Pilotprojekten für die heimische Chipproduktion gehören.

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(Bild: c't / Christof Windeck)

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Lesezeit: 2 Min.

Wuhan Hongxin Semiconductor Manufacturing Company (HSMC) sollte dieses Jahr eigentlich die Chipproduktion mit Strukturen von 14 Nanometern beginnen und ab 2021 an einem eigenen 7-nm-Prozess forschen. Die chinesische Regierung und lokale Geldgeber sahen dafür Investitionen von rund 20 Milliarden US-Dollar beziehungsweise knapp 17 Milliarden Euro vor.

Nun steht das Projekt vor dem Aus, wie die South China Morning Post berichtet. Demnach ist das Geld ausgegangen, lange bevor die projizierten Investitionen ausgeschöpft wurden. Die Lokalregierung von Wuhan soll die Leitung der (nicht funktionalen) Fertigungsstätte übernommen haben – HSMCs Management-Teamseite ist derzeit leer. Zuvor gehörte das Unternehmen zu 90 Prozent Beijing Guangliang Lantu Technology.

Die Webseite EE Times hat mit dem früheren HSMC-CEO Shang-Yi Chiang gesprochen, laut dem das komplette Projekt ein einziges Chaos gewesen sei. Vor dem Abwerben arbeitete er mehr als zwei Jahrzehnte bei TSMC, zuletzt als Chief Operating Officer (COO).

Schon früher wurden Stimmen laut, dass HSMC von Verzögerungen, schlechter Kommunikation und wenig Know-how unter den Entscheidungsträgern geplagt ist. Demnach wollten Lokalregierung und Investoren um die Gunst der chinesischen Regierung buhlen, ohne viel Ahnung von der Halbleiterindustrie zu haben.

Die Coronavirus-Pandemie, die Wuhan schon zum Jahresanfang hart traf, und der Handelskrieg mit den Vereinigten Staaten verschärften die Situation. Die USA wollen den Export unter anderem von Fertigungs-Tools an chinesische Halbleiterprojekte blockieren, um den Aufbau chinesischer Chipfertigungsstätten zu bremsen. Außer HSMC ist davon auch Semiconductor Manufacturing International Corporation (SMIC) betroffen.

Derzeit entwickeln TSMC, Samsung und Intel die modernsten Fertigungsprozesse für Siliziumchips. Während die Physik um die Belichtungstechnik immer komplizierter wird, scheiden Unternehmen aus dem Rennen um die fortschrittlichsten Prozesse aus – darunter Globalfoundries aus den USA. Den einstigen Branchenprimus Intel plagen seit Jahren Verzögerungen. China will sich von den genannten Unternehmen unabhängig machen; SMIC fertigt bisher in einem eigenen 14-nm-Prozess, allerdings in vergleichsweise kleinen Mengen.

[Update, 25.11.20, 13:35 Uhr:] Die Überschrift von "bankrott" zu "insolvent" geändert.

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