Neues aus Japans Akku-Welt: Flüssiges Elektrolyt und neue Allianzen

Toshiba hat einen Großakku entwickelt, der weniger brandgefährlich sein soll. Derweil sucht Panasonic in Norwegen nach Partnern fürs boomende Batteriegeschäft.

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(Bild: Toshiba)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Martin Kölling

Lithium-Ionen-Akkus sind nicht nur für die Mobilität der Zukunft wichtig, sondern auch für die Immobilien. Regelrechte Akku-Parks werden gebraucht, um Strom aus wechselhaften Quellen wie Sonnen- oder Windkraftanlagen zwischenzuspeichern. Die Verwendung von Akkus in Elektroautos oder gebrauchten Elektroautoakkus nach dem Tausch oder der Verschrottung des Mobils sind eine Lösung. Nun versucht der japanische Technikkonzern Toshiba eigens als Zwischenspeicher entwickelten Großakkus zum Durchbruch zu verhelfen.

Am 19. November stellte das Unternehmen auf einem japanischen Batteriesymposium den Prototypen eines Lithium-Ionen-Akkus mit einem wässerigen Elektrolyten vor. Das Modell soll nicht nur die bisher kurze Lebensdauer von bisherigen Großakkus auf 2000 Ladezyklen verlängern und selbst bei -30°C noch funktionieren. Toshiba will auch das Problem der Feuergefahr gelöst haben, so dass diese Batterieparks auch in in der Nähe von Wohnsiedlungen oder in Bürogebäuden installiert werden können.

Toshibas Trick: Herkömmliche Lithium-Ionen Akkus erreichen ihre hohe Energiedichte durch die Verwendung eines brennbaren organischen Lösungsmittels. "Diese Entflammbarkeit schränkt oft ein, wo Speicherbatterien installiert werden können", erklärt Toshiba. Doch Toshibas SCiB ersetzt nicht nur die übliche Graphitanode durch ein nicht entflammbares Lithium-Titanat-Oxid (LTO), sondern setzt auch einen wässrigen Elektrolyten ein, um die Brandgefahr zu senken.

Durch diesen Fortschritt hofft Toshiba künftig zu einer stärkeren Verbreitung von großen Speicherbatterien beitragen zu können. Aber der Markt wird noch ein wenig warten müssen: Toshiba muss nun die Technik zur kommerziellen Marktreife entwickeln, um dann möglichst rasch seinen Kunden Testanlagen vorführen zu können.

Japans führender Batteriehersteller Panasonic rückt derweil durch eine Allianz mit norwegischen Unternehmen stärker an seine europäischen Abnehmer von Akkus für Autos heran. Gemeinsam mit dem Energieunternehmen Equinor und dem Industriekonzern Hydro wollen die Japaner die Gründung eines Geschäfts mit "grünen" Batterien prüfen.

Der Schachzug unterstreicht die wachsende Bedeutung des europäischen Elektroautomarkts. In der Europäischen Union gibt es nicht nur Ideen, die Autobauer schneller zum Umstieg auf elektrifizierte Fahrzeuge zu zwingen. Mit Subventionen will die EU auch eine europäische Batterieindustrie aufbauen, um die Abhängigkeit von China und anderen asiatischen Unternehmen zu senken. Der Plan ist durchaus ambitioniert: Bis 2028 soll der Weltmarktanteil von Akkus Made in Europe von mageren drei auf 28 Prozent steigen.

Panasonic muss sich beeilen, um beim Wettrennen um europäische Autohersteller nicht das Nachsehen zu haben. Denn der Markt nimmt an Fahrt auf. Der US-Elektroautohersteller Tesla will nun mit einer Batteriefertigung in Brandenburg seine mit Panasonic in den USA gebaute "Giga-Factory" noch übertreffen.

Post aus Japan

Japan probiert mit Elektronik seit jeher alles Mögliche aus - und oft auch das Unmögliche. Jeden Donnerstag berichtet unser Autor Martin Kölling an dieser Stelle über die neuesten Trends aus Japan und den Nachbarstaaten.

Auch Panasonics südkoreanischer Rivale LG Chem plant groß: Die Koreaner produzieren bereits in Polen Batterien für Renault und Volkswagen. Nun sucht das Unternehmen laut Medienberichten nach einem Standort für ein drittes Werk.

Selbst in Japan herrscht Goldgräberstimmung, wenn es um die Batterieproduktion geht. Das Land weist noch immer mehrere Hersteller auf. Beispielsweise ist der Aktienkurs des relativ kleinen Herstellers GS Yuasa nach dem Sieg von Joe Biden in den US-Präsidentschaftswahlen um fast ein Viertel gestiegen. Denn die Investoren wittern eine Wende in der US-Klimapolitik – und damit auch mehr Schwung für Elektroautos. (bsc)