youSmile vergeht das Lächeln

Während der insolvente Geschenke-Service mit einem neuen Investor verhandelt, rennen immer mehr Startup-Mitarbeiter den Gewerkschaften die Türen ein.

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Nach monatelangen ergebnislosen Gesprächen mit potenziellen Geldgebern sind beim Karlsruher Geschenkeportal youSmile die Kriegskassen leer. "Wir befinden uns in einem vorläufigen Insolvenzverfahren", bestätigt Peter Sudholt, der die operativen Geschäfte des Startups leitet, gegenüber heise online die kursierenden Gerüchte über die Pleite der 1999 gegründeten Aktiengesellschaft. Der Verkauf laufe vorerst aber ganz normal weiter. "Die Logistik- und Servicepartner stehen zu uns." Probleme räumt Sudholt allerdings im Gutscheinbereich ein, da diese von ehemaligen Geschäftspartnern nicht mehr eingelöst würden. Mit den Betroffenen bemüht sich die Firma um "individuelle Lösungen".

Das endgültige Aus für den Geschenkeversender will der vierköpfige Vorstand mit allen Mitteln verhindern. "Wir versuchen, möglichst schnell einen strategischen Investor an Bord zu holen", erläutert Sudholt. Gespräche mit einem Finanzpartner stünden trotz der "extrem schwierigen Marktsituation" kurz vor dem Abschluss. "Es geht dabei um die Integration von youSmile in ein größeres Projekt", so das Vorstandsmitglied. Den Namen des Verhandlungspartners will Sudholt allerdings noch nicht verraten.

youSmile war im vergangenen Jahr mit der Losung angetreten, das Netz in ein "Land des Lächelns" zu verwandeln. Gut lachen hatte das Team im Juni 2000 zunächst, als RTL New Media sowie die beiden Venture-Capital-Firmen equinet aus Frankfurt und der zur Werbeagentur Scholz & Friends Berlin gehörende Ex-Inkubator Econa in einer zweiten Finanzierungsrunde 10 Millionen Mark in das Startup investierten. Mit der Kohle auf dem Konto hatte youSmile eine teure Niederlassung in der "Trendstadt" München aufgebaut, in der die Geschäftsführung residierte; die Technikabteilung verblieb dagegen in Karlsruhe. Doch inzwischen sind die Reserven der Firma genauso wie die E-Commerce-Töpfe der drei Geldgeber ausgeschöpft – und Online-Handel als förderwürdiges Geschäftsmodell ja eh längst out. Weitere Finanzspritzen von den Alt-Investoren blieben daher aus.

Während der Vorstand von youSmile weiter für die Rettung des Unternehmens kämpft, geht in anderen Startups und Multimedia-Agenturen der Kahlschlag unvermindert weiter. "Die Anfragen aus dem Bereich der New Economy werden täglich mehr", weiß Steffen Schmidt, der Münchner Beauftragte des Projekts connexx.av bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, das speziell für den Multimedia- und Startup-Sektor gegründet wurde. Bei rund 25 bis 30 Unternehmen aus der New Economy betreue connexx.av derzeit den Aufbau von Angestelltenvertretungen. Die Mitarbeiter einer Firma wie youSmile bräuchten sich allerdings gar nicht erst an ihn zu wenden: "Wenn das Insolvenzverfahren bereits angemeldet ist, sind die Chancen sehr gering, dass ein Betriebsrat noch etwas ausrichten könnte." Auch Neugründungen, die bislang noch nicht direkt von der Krise betroffen seien, empfiehlt Schmidt daher die frühzeitige Wahl eines Betriebsrats. (Stefan Krempl) / (jk)