Themenmolekül: Wissenschaftlich wohlgefällig in klare Lockdown-Nächte

Glasers gesammelte Linkwolke aus der Welt der Wissenschaft und Technologie. Diesmal u.a. mit roten Ochsen, Datenverschönerung sowie Softwarenachhaltigkeit.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht

(Bild: Photo by Tamara Gore on Unsplash)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Peter Glaser

Auf meinen Expeditionen durch das Netz finde ich immer wieder bemerkenswerte Informations-Atome, die sich im Lauf der Zeit zu Themenmolekülen verbinden. Gelegentlich möchte ich an dieser Stelle solche Link-Gravitationswolken aus der Welt der fröhlichen Wissenschaft und Technologie vorlegen.

Jeder kennt das Märchen vom AschenputtelCinderella –, aber nur wenige ahnen, wie alt und vielfältig die Geschichte tatsächlich ist. Rhodopis ("die von rosigem Aussehen ist" war der Name einer bereits bei Herodot um die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts vor unserer Zeit erwähnten Hetäre in Ägypten. Ihre legendäre Schönheit machte sie schon in der Antike zu einem Mythos und der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograph Strabon verwandelte um die Zeit von Christi Geburt endgültig zur Märchenfigur: "Die Pyramide wird "das Grab der Hetäre" genannt – das von ihren Liebhabern errichtet sein soll manche nennen sie Rhodopis. Man fabelt, dass, als sie badete, ein Adler ihrer Dienerin einen ihrer Schuhe entriss, ihn nach Memphis brachte und dem Pharao, der im Freien zu Gericht saß, in den Schoß fallen ließ. Dieser, durch die Form des Schuhs als auh das Wunderbare des Vorfalls dazu ermuntert, habe im Land umhergeschickt, um nach der Frau zu suchen, die diesen Schuh trug, und als sie gefunden war, habe man sie zu ihm gebracht und sie sei die Frau des Pharao geworden. Als sie starb, bekam sie die Pyramide als Grab."

Die Robbins-Bibliothek der University of Rochester bietet nun die Cinderella Bibliography an, eine beeindruckende, kommentierte Bibliographie von Materialien rund um das Weltberühmte Märchen und seinen vielen Wiedergaben und Variationen. In einigen Versionen, wie dem Kleinen Roten Ochsen, ist die Figur des Aschenbrödels beispielsweise ein Mann. In einer anderen Version hinterlässt Aschenputtel auf dem Ball einen Nasenring anstelle eines Glaspantoffels. Zu dem Stichwort Cinderella gibt es auch in der Wikipedia Dutzende Artikel.

Wie kann eine innovative Datenanalyse zu einer gut kommunizierten Idee werden? PolicyViz des Wirtschaftswissenschaftlers Jonathan Schwabish hilft. Seine Fachkenntnisse fließen in seine Arbeiten zu verschiedenen Aspekten der Datenvisualisierung und Datenkommunikation ein. Mit der Website er hat sich zum Ziel gesetzt, "Nutzern dabei zu helfen, ihre Daten besser zu verarbeiten, zu analysieren, auszutauschen und zu präsentieren". Neuere Beiträge befassen sich etwa mit der Verwendung von Mosaikdiagrammen zur klaren und ansprechenden Darstellung von Daten oder fassen ein Webinar zum Thema "Racial Equity Awareness Presentation" zusammen. Besuchern, die sich noch an das virtuelle Leben in Corona-Zeiten gewöhnen, wird der Beitrag "On ... PowerPoint in Zoom" entgegenkommen, der nützliche Tipps für Präsentationen gibt. Neben dem Blog gibt es auch ein PolicyViz-Podcast, in dem Schwabish mit anderen Datenvisualisierungsexperten chattet.

Eine gute Möglichkeit, klare Lockdown-Winternächte in wissenschaftlichem Wohlbehagen zu verbringen, ist das gehobene Sterngucken. Eine sehr hilfreiche Ressource dabei stellt der Astronomy Reference Guide dar. Sowohl Anfänger wie auch erfahrene Amateurastronomen finden in diesem Astronomie-Referenzhandbuch eine Fülle von Informationen vom umfangreichen FAQ mit den Grundlagen verschiedener Himmelskörper und der Astronomie im Allgemeinen bis zu einem einem Glossar mit astronomischen Begriffen. Es gibt eine Kurzanleitung zu verschiedenen Arten von Astronomieausrüstung und einen digitalen Messier-Katalog von Deep Sky-Objekten, in dem erklärt wird, wo 110 der bekanntesten Galaxien, Nebel und Sternhaufen zu finden sind. Für diejenigen, die ein wenig tiefer in dieses faszinierende Hobby eintauchen mögen, ist der Überblick über verschiedene Astronomie-Software sicher genauso hilfreich, wie der detaillierte Kalender über bevorstehende Himmelsereignisse. Das ganze kleine Universum ist das Werk des in Florida ansässigen Grafikers, Webdesigners und Astronomie-Enthusiasten JD Knight, der diese Website erstellt hat.

Das an den Universitäten von Edinburgh, Manchester, Oxford und Southampton ansässige Software Sustainability Institute bringt Interessenvertreter mit Fachwissen in den Bereichen Softwareentwicklung, Management, Forschung und Engagement zusammen. Obwohl die Fachgebiete unterschiedlich sind, wird die Grundüberzeugung geteilt, dass Software einen unschätzbaren Beitrag zur Förderung der Forschung leistet. Um sowohl Software als auch Forschung voranzubringen, schafft das Institut Ressourcen, die die Verbindung zwischen den beiden Bereichen untersuchen. Interessenten können die verschiedenen Leitfäden des Instituts konsultieren, die für Forscher, Manager, Entwickler und Lehrer kuratiert werden. Die Organisation unterstützt auch eine Vielzahl von Fallstudien, die alles von Software-Engineering bis hin zur Software-Evaluierung abdecken. Wer wenig Zeit hat, findet unter "Top-Tipps" Informationen, die zu schnellen, leicht lesbaren Fibeln zusammengefasst sind.

(bsc)