Emotionen in Fotos ausdrücken: Indische Mythologie als Inspiration

Literatur lebt von großen Gefühlen. Was wäre Goethes Werther ohne Liebe, Eifersucht, Hass, Freude oder tiefe Trauer? Auch Fotos können diese Emotionen wecken.

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Im nächtlichen Baden-Baden leuchtet ein Autoscheinwerfer den Regen so von hinten an, dass er deutlich sichtbar wird. Mit 1/50 Sekunde zeichnen die fallenden Regentropfen Fäden auf den Sensor. Bei dieser Verschlusszeit kann man bei einem guten Bildstabilisator noch aus der Hand arbeiten. Ein Stativ ist aber deshalb bei Regen hilfreich, weil man dann mit der einen Hand einen Schirm über die Kamera halten und mit der anderen auslösen kann. Man spürt auf diesem Foto, dass es sich um einen ordentlichen Guss handelt. Die Regentropfen prallen regelrecht auf dem Asphalt auf und hinterlassen deutliche Spritzer. Gehen Sie bei Regen mit Ihrer Kamera hinaus und erarbeiten Sie melancholische Fotos!

Lesezeit: 10 Min.
Von
  • Torsten Andreas Hoffmann
Inhaltsverzeichnis

Ähnlich wie die Musik uns in bestimmte Stimmungen versetzen kann, können Bilder es auch. Und umgekehrt können Sie Ihre jeweiligen Stimmungen, aber auch Ihre Grundstimmungen in Bilder übersetzen. Am deutlichsten hat man sich in der indischen Mythologie mit der Gefühlswelt des Menschen auseinandergesetzt. Sie bildet heute noch die Grundlage für die klassische indische Musik und unterscheidet neun Grundstimmungen der menschlichen Seele, die sogenannten „Nava Rasa“. Von diesen greife ich hier die sechs wichtigsten heraus:

  • Karuna: Melancholie, Trauer,
  • Adbhuta: Staunen, Magie, Großartigkeit
  • Bhayanaka: Angst, Sorge, Schrecken
  • Shringara: Liebe, Erotik, Zärtlichkeit
  • Bibhatsa: Hass, Missgunst, Grauen
  • Shanta: Frieden, Ruhe, Vertrauen

Ich möchte Sie ermutigen, Ihre Stimmungen, Grundgefühle und Emotionen zu entdecken und bewusst in Bilder zu übersetzen. Sind Sie eher melancholisch oder fröhlich? Sind Sie sanftmütig oder öfter aggressiv? Das Schöne ist, in Ihrer Fotografie dürfen Sie absolut ehrlich sein und die Grundgefühle auf den Sensor bannen, die gerade die Ihren sind, auch wenn Sie vorübergehend einmal anders sind als es von Ihnen erwartet wird.

Emotionen sind für viele ein schwer fassbarer innerer Zustand. Daher sollten Sie sich zuerst über die Gefühle klar werden, die Sie ausdrücken möchten. Haben Sie dies erkannt, gilt es für Ihre eigenen Gefühle Entsprechungen in der äußeren Wirklichkeit zu finden. Dabei ist es wichtig, Menschen oder Orte zu finden, die diese inneren Empfindungen und Gefühle am besten symbolisieren oder auch hervorrufen. Welche Menschen oder welche Orte könnten das sein? Wo zieht es Sie hin? Entspannen Sie eine Weile und lassen Sie innere Bilder aufsteigen. An welchem Ort finden Sie womöglich auch Ihre Traumbilder wieder? Fahren Sie mit Ihrer Kamera dorthin und versuchen Sie unter diesem Eindruck Ihre emotionalen Bilder zu fotografieren.