Japanische Kapsel mit Asteroiden-Proben nimmt Kurs auf Erde

Der Countdown läuft: Hayabusa2 hat ihre kostbare Fracht Richtung Erde abgeschickt. Klappt die Landung der Kapsel mit dem 4,6 Milliarden Jahre altem Material?

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(Bild: Jaxa)

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  • dpa
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Die japanische Raumsonde Hayabusa2 hat am Samstag eine Kapsel mit Proben, die sie dem Asteroiden Ryugu entnommen hat, abgetrennt und auf den Weg Richtung Erde geschickt. Wie die japanische Raumfahrtagentur Jaxa bekanntgab, löste sich die Kapsel mit dem 4,6 Milliarden Jahre altem Material aus der frühesten Zeit des Sonnensystems in 220.000 Kilometern Entfernung erfolgreich von der Sonde. Sie soll am Abend mitteleuropäischer Zeit in einer Wüste Australiens landen.

Die mit großer Spannung zurückerwartete Kapsel enthält in getrennten Kammern zwei Bodenproben, nämlich sowohl von der Oberfläche Ryugus als auch erstmalig Material aus dem Untergrund eines Asteroiden. Die Wissenschaftler hoffen, durch die Analyse der Proben dieses erdnahen Asteroiden den Ursprüngen des Sonnensystems und des Lebens auf der Erde auf die Spur zu kommen. Der Name Ryugu steht für den Unterwasserpalast eines Drachenkönigs einer japanischen Erzählung.

In der Jaxa-Zentrale brach Jubel und Applaus aus, als die Sonde eine erfolgreiche Abtrennung der Kapsel meldete. Der Behälter mit einem Durchmesser von nur 40 Zentimetern wird am Abend beim Eintritt in die Erdatmosphäre wegen der hohen Reibung in der Luft zu einem Feuerball. Nach Abbremsung allein durch die Luft wird dann in einer Höhe von rund zehn Kilometern über Australien gegen 18:30 Uhr ein Fallschirm geöffnet. Daran schwebend soll die Kapsel kurze Zeit später im Woomera-Zielgelände im Süden Australiens aufsetzen. Jaxa hat Antennen, Drohnen und Hubschrauber vor Ort im Einsatz, um die von der Kapsel gesendeten Funksignale zu empfangen und die Kapsel nach der Landung zu finden.

Wenn alles wie geplant klappt, wird sie per Flugzeug nach Japan geflogen; geöffnet wird sie in Australien nicht. Die Proben könnten organisches Material enthalten, erklärte der Manager der Mission, Makoto Yoshikawa. Dies könne "die Quelle von Leben auf der Erde sein". Denkbar ist auch, dass Asteroiden wie Ryugu einst mit Einschlägen auf der Erde auch Wasser zu unserem Planeten brachten. An der Mission hatten sich das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und die französische Raumfahrtagentur CNES beteiligt. Sie steuerten den Lander "Mascot" bei. Dieser hat nach seiner Landung im Oktober 2018 Ryugu erkundet – bis seine Batterie leer war.

Im Juni nächsten Jahres beginnen die detaillierten Analysen des auf Ryugu gesammelten Materials. Ein Teil der Proben stellt Japans Raumfahrtagentur Jaxa der NASA sowie 2022 auch Forschern in anderen Ländern zur Verfügung. Auch das DLR plant eigene Untersuchungen. Ein Vorgänger-Modell der Raumsonde Hayabusa2 hatte im Jahr 2010 weltweit erstmals Bodenproben eines Asteroiden zur Erde gebracht.

Hayabusa2: Bilder des Landeanflugs auf Ryugu (38 Bilder)

(Bild: JAXA)

Die mit Spannung erwartete Landung der Kapsel ist der Abschluss der Ryugu-Mission, die im Dezember 2014 mit dem Start der Sonde von Japan aus begonnen hatte. Nach fast vier Jahren im Weltall hatte sie ihr rund 300 Millionen Kilometer entferntes Ziel erreicht. Vor einem Jahr verließ Hayabusa2 den Ryugu-Asteroiden wieder. Seit der Abtrennung der Kapsel bewegt sich die Sonde wieder von der Erde weg, um Aufnahmen von der Kapsel zu machen. Danach bricht die Sonde zu einem anderen erdnahen Asteroiden namens 1998KY26 auf. Dort soll sie in 10 Jahren ankommen. Bisher ist ihre Mission ein voller Erfolg.

[Update: 6.12.2020 10:50 Uhr:] Die von Wissenschaftlern mit Spannung erwartete Kapsel mit den ersten Proben aus dem Untergrund eines Asteroiden ist auf der Erde gelandet. Ein Hubschrauber habe das Behältnis im vorgesehenen Landegebiet, der Wüste des Woomera-Testgeländes für Luft- und Raumfahrt im Süden Australiens, gefunden, gab die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa am Samstagabend (MEZ) bekannt. Die japanische Raumsonde "Hayabusa2" hatte die Kapsel mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern beim Vorbeiflug an der Erde abgetrennt. Nach dem Eintritt in die Erdatmosphäre hatte die an einem Fallschirm herabschwebende Kapsel Funksignale abgegeben, anhand derer sie dann geortet wurde.

(dz)