Zahlen, bitte! Pioneer 6: interplanetarer Sondenpionier mit 12758 Tagen Laufzeit
Pionier 6 schaute nicht nur als erstes künstliches Objekt hinter die Sonne, sondern bewies auch eine erstaunliche Ausdauer und Nehmerqualitäten.
Pioneer 6 erforschte mit den in großen Teilen baugleichen Sonden Pioneer 7, 8 und 9 die Sonne. Sie bewies dabei erstaunliche Nehmerqualitäten und eine Ausdauer, die sich die Erbauer wohl so nie hätten vorstellen können.
Das Pioneer-Programm umfasste insgesamt 13 Sonden mit verschiedensten Aufgaben. Ursprünglich geplant waren zunächst Pioneer 1 bis 5 zur Erforschung des Mondes. Da sowohl die Army wie auch die US-Air Force um die Durchführung der Raketenstarts stritten, wurde eine scheinbar salomonische Entscheidung getroffen:
Die ersten drei Pioneer-Starts sollte die Air Force durchführen, die weiteren die Army. Daraufhin erfolgte der erste Start einer Pioneer-Sonde am 17. August 1958 von Launchpad LC.17 der Cape Canaveral Air Force Station.
Explosion statt Pioneer-Mondmission
Ein technisches Versagen eines Lagers einer Pumpe sorgte dafür, dass nach 77 Sekunden die Mission schon wieder vorbei war: Die Thor-Able-Rakete explodierte unmittelbar nach dem Start. Die Macher benannten die Mission verschämt um in "Pioneer 0". Die anderen beiden Air-Force-Missionen verliefen aber keinen Deut besser: Werner Büdeler nannte in seinem Standardwerk "Die Geschichte der Raumfahrt" sarkastisch "Höhenraketenflüge", da bei Pioneer 1 die zweite Stufe versagte, bei Pioneer 2 die dritte Stufe. Beide Pannen führt zu einem Totalverlust der Sonde.
Pioneer 3, erstmals mit der von der Army bereitgestellten Rakete des Typs Juno II durchgeführt, startete am 6. Dezember 1958 und endete eigentlich wie Pioneer 1 durch ein zu früh abgeschaltetes Triebwerk auf der Erde, anstatt dass die Sonde am Mond vorbeiflog. Jedoch durchquerte die Sonde dabei zwei Strahlengürtel, die sie beim Rücksturz zur Erde abermals passierte – und die nach dem Erfinder des Experiments benannten Van-Allen-Gürtel waren entdeckt. Eine wegweisende Entdeckung, die die Mission immerhin zum Teilerfolg machte.
Neben vier weiteren Versuchen, die es aufgrund verschiedener Arten des Scheiterns gar nicht erst in die Pioneer-Nomenklatur schafften, wurde mit Pioneer 4 eine Mondmission, sowie mit Pioneer 5 am 11. März 1960 eine unabhängige Mission gestartet, die den interplanetaren Raum im Bereich zwischen Erde und Venus untersuchen sollte. Beide Missionen verliefen weitgehend erfolgreich.
Pioneer 6 als erste Sonde zur Sonnenerforschung
Danach war erst einmal über fünf Jahre kein weiterer Start vorgesehen bis am 16. Dezember 1965 Pionier 6 Im Cape Kennedy Launch Complex 17A auf die Reise geschickt wurde. Sie wog 63,2 Kilogramm, war zylindrisch aufgebaut mit einer Höhe von 81 Zentimetern und einem Durchmesser von 94 Zentimetern.
Sie war spinstabilisiert, rotierte mit 60 Umdrehungen pro Minute und für die notwendige Energieversorgung sorgten neben der Batterie (die aber nur für den Start benötigt wurde) 10.368 Silizium-Solarkacheln. Die Lagekorrektur erfolgte durch Druckgasdüsen, die mit Stickstoff betrieben wurden.
Die Sonde hatte sechs Hauptexperimente an Bord:
- Einaxiales Fluxgate-Magnetometer zur Bestimmung von Magnetfeldern.
- Plasma-Faraday-Becher zur Untersuchung von Ionen oder Elektronenstürmen.
- Elektrostatischer Analysator zur Messung der Intensität von Ionen oder Elektronenstürmen.
- Detektor der Anisotropie der Kosmischen Strahlung, zur Bestimmung von der Richtung.
- Teleskop der Kosmischen Strahlung
- Radioempfänger zur Messung von Laufzeitunterschieden.