Angst beflügelt Telekom-Umsätze im Festnetz
Die Deutsche Telekom verzeichnet seit dem 11. September einen zweistelligen Anstieg der vermittelten Telefonminuten.
Nach den Terroranschlägen in den USA verzichten viele Menschen aufs Fliegen und greifen dafür öfter zum Telefonhörer oder verschicken elektronische Post. Das meint jedenfalls Telekom-Chef Ron Sommer, der seit dem 11. September eine Belebung des Festnetzgeschäftes registrierte. In einem heute vom Handelsblatt veröffentlichten Interview sprach er gar von einem zweistelligen Anstieg der vermittelten Telefonminuten.
Die Aussichten auf höhere Umsätze beflügelten bereits in den vergangenen Tagen den Kurs der gebeutelten T-Aktie. Das Papier, das seit Monaten durch die schlechte Stimmung in der Branche von einem Tiefstand auf den nächsten gefallen war, kletterte seit den Terroranschlägen in den USA von 14,55 Euro auf über 19 Euro, tendierten heute aber schwächer. Einen ähnlichen Kursumschwung zeigten auch die Aktien von Vodafone, France Télécom und Telefonica (Spanien).
Der konjunkturbedingte Sparzwang in den Unternehmen einerseits und Verzicht auf Flugreisen wirken offenbar in der gesamten Branche umsatzfördernd. Nach weiteren Angaben des Handelsblatts stellen auch Anbieter wie BT-Ignite, Colt und Worldcom eine Wachstumstendenz fest. Dennoch bezeichnen die Unternehmen den Effekt auf ihre Bilanzen als marginal.
Die Kunden müssten ihr Verhalten noch massiver ändern, um wirklich von einer Zunahme des Telefonverkehrs sprechen zu können, zitierte das Handelsblatt einen Sprecher von AT&T. Bei der Telekom mache das Minutengeschäft ohnehin nur sieben Prozent des Umsatzes aus, schränkte Sommer ein. So liegen die Zahlen für das dritte Quartal 2001 nach seinen Angaben auch im Rahmen der selbst gesteckten Ziele. Ergebnisse zum Geschäftsverlauf in den ersten neun Monaten will die Telekom am Mittwoch veröffentlichen.
Sommer wiederholte zugleich die Absicht des Unternehmens, sich nach den milliardenschweren Zukäufen mit Akquisitionen erst einmal zurückzuhalten. Mit dem Erwerb des US-Mobilfunk-Unternehmens Voicestream sei die Expansion in neue Märkte zunächst abgeschlossen. Die Zukäufe müssten nun integriert werden, meinte Sommer. Die Telekom werde sich daher nicht an der Ausschreibung von zwei weiteren UMTS-Lizenzen in Frankreich beteiligen. (dpa) / (em)