Performance-Probleme und Bugs: "Cyberpunk 2077" scheitert am Konsolenspagat

Der Start von "Cyberpunk 2077" verläuft holprig, gerade die PS4- und Xbox-One-Versionen sind kaum spielbar. Aus der Community hagelt es Kritik.

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Screenshot von "Cyberpunk 2077" auf der PS4 Pro.

(Bild: heise online)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Als CD Projekt im Januar 2013 zum ersten Mal einen Teaser zu "Cyberpunk 2077" gezeigt hat, waren PS4 und Xbox One noch "Next-Gen". Fast acht Jahre später ist das Action-Rollenspiel nun endlich erhältlich – und muss irgendwie noch auf Uralt-Hardware laufen, die sich ihren Ruhestand mittlerweile redlich verdient hätte. Nutzerberichte und Performance-Messungen zeigen: "Cyberpunk 2077" ist auf Xbox One und Playstation 4 trotz extremer Grafik-Kompromisse kaum spielbar.

Wegen der langen Entwicklungszeit und zahlreicher Release-Verschiebungen ist "Cyberpunk 2077" in einem denkbar ungünstigen Fenster gelandet: Xbox Series X und Playstation 5 sind seit wenigen Wochen erhältlich, PS4 und Xbox One sind aber noch immer die meistgenutzten Spielkonsolen. Der Leistungsunterschied zwischen den beiden Generation ist gewaltig, der Spagat anspruchsvoll. Zumindest zum Release gelingt er CD Projekt Red nicht.

In Community-Foren, auf Reddit und in den sozialen Medien ist die Stimmung unter "Cyberpunk 2077"-Käufern mies: Nicht nur sieht die Konsolenfassung auf PS4 und Xbox One altbacken aus, sie läuft auch katastrophal – mit teilweise weniger als 20 FPS: Dazu kommen zahlreiche Bugs, die das Spielgeschehen stören oder ganze Quests in Trümmer legen können. Zahlreiche Nutzer berichten außerdem von regelmäßigen Abstürzen.

Lässt man die Cloud-Dienste außen vor, kann man "Cyberpunk 2077" auf acht verschiedenen Systemen spielen: PC, Xbox One, Xbox One X, PS4, PS4 Pro, Xbox Series X, Xbox Series S und Playstation 5. PC-Spieler haben zumindest die Möglichkeit, an den Grafikeinstellungen zu schrauben – eine Technik-Analyse von heise online folgt. Konsolenspieler haben diese Option nicht. Sie müssen sich mit der Grafik und Performance abfinden, die CD Projekt abliefert. Erste Vergleichsvideos und Nutzerberichte zeigen: Die Next-Gen-Konsolen Xbox Series X/S und PS5 können "Cyberpunk 2077" solide abspielen. Sie schaffen vergleichsweise hohe Grafikdetails und visieren dabei sogar flüssige 60 Bilder pro Sekunde an. Bugs und Fehler findet man auch in diesen Versionen zuhauf, aber die grundlegende Performance ist ansprechend.

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Dann gibt es PS4 Pro und Xbox One X, eine Art Zwischengeneration. Sie kommen bei "Cyberpunk 2077" bereits ins Schwitzen: Heise online konnte "Cyberpunk 2077" auf der PS4 Pro ausprobieren. Das Spiel läuft dort mit bis zu 30 FPS, gerade in der offenen Welt sackt die Bildrate allerdings deutlich ab. Die Grafik auf der PS4 Pro hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: Das beeindruckende Design der Spielwelt Night City kommt gut zur Geltung, doch die niedrige Auflösung lässt das Bild etwas matschig wirken – von 4K-Auflösung ist "Cyberpunk 2077" hier meilenweit entfernt, darüber hinaus fallen immer wieder zu spät ladende Texturen auf. Bildraten unter 30 FPS beim Autofahren sind außerdem nur noch eingeschränkt spielbar.

Richtig übel wird es dann auf der PS4 und der Xbox One – also den Konsolen, die ein knappes Jahr nach der Ankündigung von "Cyberpunk 2077" auf den Markt kamen. Die Experten von Digitalfoundry haben sich die PS4-Fassung von "Cyberpunk 2077" bereits vorgeknöpft: Die Bildrate fällt demnach ständig unter die anvisierten 30 FPS, in Action-Szenen hat Digitalfoundry sogar Framerates von unter 20 Bildern pro Sekunden gemessen. Bei derart niedrigen Framerates sind Spiele praktisch nicht mehr vernünftig spielbar

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Obwohl die Bildrate auf der PS4 also regelmäßig in den Keller geht, sieht "Cyberpunk 2077" nicht einmal gut aus. Mit dynamischen Auflösungen versuchen Entwickler, eine stabile Bildrate zu halten. In anspruchsvollen Szenen wird die Auflösung automatisch nach unten geschraubt, um ein flüssigeres Spielerlebnis zu gewährleisten. Laut der Analyse von Digitalfoundry erreicht die PS4-Version eine maximale Auflösung von 900p, teilweise fällt die Auflösung sogar auf 720p. Das Resultat ist ein sehr matschiges, verschwommenes Bild.

Außerdem hat CD Projekt den Detailgrad auf der PS4 nach unten geschraubt und bevölkert die Straßen Night Citys mit weniger NPCs. Schön sehen die Wolkenkratzer, Neonlichter und Spiegelfassaden der Spielwelt so nicht mehr wirklich aus. Trotz all dieser Kompromisse läuft "Cyberpunk 2077" auf der PS4 immer noch holprig, die Käufer sind wütend. Auf der Xbox One dürfte das Bild nicht besser aussehen – die Microsoft-Konsole ist sogar noch etwas schwächer als die PS4.

CD Projekt steckte bei der Entwicklung in einer undankbaren Situation: Um den enormen Erwartungen der Next-Gen-Käufer und PC-Spieler gerecht zu werden, sollte "Cyberpunk 2077" ein absoluter Grafik-Kracher werden. Das ist gelungen Die älteren Konsolen fallen dieser Ambition aber zum Opfer – dabei spielt große Überzahl der Konsolen-Besitzer noch auf einer PS4 oder einer Xbox One. Sie durften "Cyberpunk 2077" zwar zum Vollpreis kaufen, können aber nur mit massiven Einschränkungen spielen.

Fragwürdig ist in diesem Hinblick das Review-Verfahren, das CD Projekt Red für "Cyberpunk 2077" umgesetzt hat. An die Presse hat das Studio vor dem Release nämlich ausschließlich PC-Testmuster herausgegeben. Üblicherweise lassen Publisher den Rezensenten die Wahl, welche Version sie testen möchten. PS4- und Xbox-Keys für Cyberpunk 2077 gingen bei heise online und anderen Medien dagegen erst am Abend vor dem Relase-Tag ein – zu spät, um Kunden vor dem Verkaufsstart über die Probleme zu informieren.

CD Projekt hat einen guten Ruf. Das Studio ist bekannt dafür, seine Titel langfristig zu unterstützen und mit kostenlosen Zusatzinhalten zu versorgen. Es ist wahrscheinlich, dass zumindest die Bugs von "Cyberpunk 2077" in den kommenden Monaten ausgemerzt werden. Wie viel Spielraum CD Projekt noch hat, um für ein derart detailliertes Spiel wie "Cyberpunk 2077" mehr Leistung aus veralteten Konsolen herauszukitzeln, bleibt dagegen abzuwarten – bis dahin haben Besitzer einer Xbox One oder PS4 ein Spiel gekauft, das nicht wirklich funktioniert.

(dahe)