Förderung erneuerbarer Energie: Der Crash mit Ansage

Zum Jahreswechsel fallen PV-Anlagen und Windräder aus der 20-jährigen EEG-Förderung. Das wühlt viele Parteien auf: Regierung, Klimaschützer und Geschäftsleute.

Artikel verschenken
In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen

Alte Solaranlagen trifft das Ende der EEG-Förderung: Ihnen droht das Aus.

(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Manuel Berkel
Inhaltsverzeichnis

Solarmodule und Windparks finden sich inzwischen auf Dächern und Wiesen quer durch die Republik. Entsprechend laut tönen jedes Mal die Alarmrufe, wenn die Bundesregierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ändert. Einer der größten Streitpunkte ist diesmal die Zukunft der Solar- und Windkraftpioniere. Die Windbranche sieht durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Weiterbetrieb von Windparks gefährdet, die nicht mehr gefördert werden, denn die Stromnachfrage und damit die Preise an der Börse sind eingebrochen. Für 18000 Photovoltaikanlagen enden zum Jahreswechsel zudem die Zahlungen, die im ersten EEG aus dem Jahr 2000 beschlossen worden sind. Verbraucherschützer warnen, dass nun manche alten Module unrentabel werden, weil das Wirtschaftsministerium selbst einfache Reihenhausbesitzer zum Einbau teurer Messtechnik verpflichten will.

Ende September verabschiedete das Kabinett seinen Entwurf des neuen EEG. Es verdeutlicht, welche Sorge das Wirtschaftsministerium umtreibt: die Angst vor unkontrolliertem Einspeisen. Der Hintergrund liegt in den Regeln des Strommarktes. Für jede Kilowattstunde, die ins Netz hinein- oder herausfließt, müssen die sogenannten Bilanzkreisverantwortlichen zu jeder Viertelstunde einen Ausgleich finden – andernfalls könnte das Netz zusammenbrechen.

Bisher erledigen Stromhändler und Netzbetreiber diesen Job. Mit dem Ablaufen der Förderung endet aber auch die kaufmännische Abnahme des erneuerbaren Stroms und damit die Zuordnung zu einem Bilanzkreis. Weil der Eigenverbrauch nicht von Messtechnik erfasst wird, schätzen die Bilanzierer die Menge des Stroms aller Privatkunden. Sie können allerdings nicht vorhersehen, wann Haushalte wie viel des wetterabhängigen Eigenstroms zum Waschen oder Staubsaugen abzwacken. Also liefern sie diesen Kunden selbst dann Strom, wenn die Sonne scheint und der Solaranlagen-Besitzer eigentlich genug hat. Das hat gleich drei nachteilige Effekte: Zu viel Strom im Netz gefährdet die Netzstabilität. Der CO2-Ausstoß steigt, weil der zusätzlich gelieferte Strom zu einem hohen Anteil aus fossilen Energiequellen stammt. Und auch die Kosten erhöhen sich unnötig.