„Es muss unrentabel werden, viele Kühe zu züchten!“

Impossible Foods will nach Pflanzenburgern auch andere Fleischprodukte realistisch nachbilden. So ließen sich die Originale abschaffen, sagt Gründer Pat Brown.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 294 Kommentare lesen

(Bild: Impossible Foods)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • James Temple

„Es geht nicht darum, dass wir alles ersetzen müssen, was Menschen an einer Kuh schätzen. Wir müssen aber genug von den profitablen Produkten einer Kuh ersetzen, damit es unrentabel wird, viele Kühe zu züchten." Pat Brown, dem Gründer des Pflanzen-Burger produzierenden US-Unternehmens Impossible Foods, geht es nicht mehr nur um eine Alternative zu tierischen Lebensmitteln. Das erklärte er in einem Interview in der neuen Januar-Ausgabe von Technology Review (am gut sortierten Kiosk erhältlich oder online bestellbar).

Der Schlüssel dazu seien drei Eigenschaften: „Wenn wir ein billigeres, schmackhafteres, gesünderes Produkt für die Verbraucher anbieten können, bin ich zuversichtlich, dass die meisten Verbraucher es dem konventionellen Fleisch vorziehen werden. Und wenn niemand die Produkte der tierischen Landwirtschaft kauft, dann wird es keinen Anreiz geben, den Planeten weiterhin mit Kühen zu besiedeln.“

Der Biochemiker Patrick Brown gilt als hervorragender Wissenschaftler, der für wegweisende Arbeiten in der Genomik verantwortlich ist. 2011 gründete der damalige Professor an der Stanford University Impossible Foods. Dessen Rinderhack-Alternative enthält von gentechnisch veränderten Hefearten hergestelltes Hämoprotein.

TR 1/2021

Dieser Beitrag stammt aus Ausgabe 1/2021 der Technology Review. Das Heft ist ab dem 17.12.2020 im Handel sowie direkt im heise shop erhältlich. Highlights aus dem Heft:

Bisher hat die Pflanzenfleisch-Industrie nur Hackfleisch realistisch nachbilden können. Brown weiß, dass er für sein Ziel weitaus mehr als nur Burger-Buletten bieten muss. Deshalb arbeitet Impossible Foods daran, auch Steaks, Hühnerbrust und Lammkoteletts aus pflanzlichen Ausgangsstoffen zu kreieren. „Wenn wir ein Stück Muskelgewebe von einer Kuh, einem Schwein, einem Huhn, einem Heilbutt oder sogar einer Fruchtfliege unter dem Elektronenmikroskop betrachten, sehen sie sich alle sehr ähnlich. Wenn man das Problem also für eine Fleischsorte löst, hat man es zu 95 Prozent für jede Fleischsorte gelöst“, sagt Brown.

Der Weg dahin ist trotzdem kompliziert, da all diese Fleischvarianten unterschiedliche Komponenten haben: Fettgewebe, lockeres Bindegewebe, straffes Bindegewebe und das Muskelgewebe selbst. Für ein wirklich gutes Steak müsse man diese Muskelstruktur und Textur so hinbekommen, dass es die richtigen mechanischen Eigenschaften hat.

Bindegewebe etwa ist wie ein Vliesstoff aus Proteinen. Beim Fettgewebe wiederum sind seine mechanischen Eigenschaften, sein Schmelzverhalten und seine Geschmackschemie von Bedeutung. „Das ist dann schon eine hohe Kunst aus dem Bereich der Ingenieur- und Materialwissenschaften“, so Brown.

(vsz)