Dokus, Serien und Filme für (Retro-)Nerds

Falls Sie sich über die Feiertage langweilen sollten, hätten wir ein paar Filmtipps für Sie: Dokus, Serien und Filme von informativ bis kurios.

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(Bild: 2020 FX Productions, LLC. All rights reserved)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Merlin Schumacher
Inhaltsverzeichnis

Nicht nur für Retro-Fans haben wir eine Auswahl von Dokumentationen, Serien und Filmen zusammengestellt, die informativ, unterhaltsam oder schlicht kurios sind. Damit könnten Sie entspannt über die Feiertage kommen.

„Halt and Catch Fire“ beginnt mit der PC-Revolution und erzählt die Geschichte seiner Protagonisten bis zur Jahrtausendwende. In den 1980ern soll ein Team in Austin, Texas, unter der Leitung von Joe MacMillan (Lee Pace) den Cardiff Giant bauen – einen PC-Klon. Der Ingenieur Gordon Clark (Scoot McNairy) und die Programmiererin Cameron Howe (Mackenzie Davis) entwickeln die Hardware und die Software für das Gerät. Die fiktive Geschichte des Teams wirft einen spannenden, wenn auch manchmal leicht verklärten Blick auf die Kämpfe von PC-Herstellern und Onlinediensten der 80er- und 90er-Jahre. Dabei driftet die Serie aber nie völlig in die Glorifizierung des Nerdtums oder die Romantisierung seiner Epochen ab, sondern hält gut die Waage zwischen Geschichte und künstlerischer Freiheit. In den Serienfiguren erkennt man oft historische Persönlichkeiten wieder oder zumindest Prototypen der Computergeschichte. So wandelt sich der Manager Joe in der zweiten Staffel zum Steve-Jobs-Faksimile und Entwicklerin Cameron in eine Art Roberta Williams.

In „Halt and Catch Fire“ hilft die Software-Entwicklerin Cameron beim Bau eines PC-Klons.

(Bild: KSM)

Halt and Catch Fire (2014 – 2017)
verfügbar auf Amazon Prime/VOD, iTunes/Apple TV, Maxdome, BluRay, DVD
Altersfreigabe ab 16 Jahre
Laufzeit 4 Staffeln à 10 Folgen, 60 Minuten pro Folge

Viel verraten kann man über „Devs“ von Alex Garland (Ex Machina, 28 Days Later) nicht, ohne den Spaß an der Mini-Serie zu ruinieren. Es geht um ein großes Silicon-Valley-Unternehmen namens Amaya. Dort arbeiten der Programmierer Sergei und seine Freundin Lily (Sonoya Mizuno). Nachdem Sergei (Karl Glusman) es schafft, das Verhalten eines Fadenwurms vorherzuberechnen, versetzt ihn der Unternehmensgründer Forest (Nick Offerman) in die mysteriöse Forschungsabteilung Devs. Was dort vorgeht, wissen nur die, die Zutritt haben. Am nächsten Tag verschwindet Sergei jedoch und kurz darauf wird sein verbrannter Leichnam auf dem Unternehmensgelände gefunden. Auf Aufnahmen ist zu sehen, dass er sich selbst getötet hat. Lily glaubt aber nicht, dass das die Wahrheit ist. Die Mini-Serie mit acht Episoden wirkt anfangs wie ein klassischer Thriller und wandelt sich dann schlagartig. Statt um schnöde Kriminalität geht es hier um Philosophie, Wahrheit und den Zustand der Welt.

Devs (2020)
verfügbar auf Sky, Magenta TV
Altersfreigabe ab 16 Jahre
Laufzeit 8 Folgen, je 50 Minuten

Wie war das eigentlich mit Steve Jobs und Bill Gates? Mit dem Windows-PC und dem Mac? Eine mögliche Antwort liefert „Die Silicon Valley Story“. Der Fernsehfilm von 1999 zeigt eine rabiate Fehde zwischen den beiden Firmen und ihren Gründern um die Marktherrschaft im PC-Markt. Der Film erzählt die Geschichte von 1971 bis 1997 und charmanterweise aus der Perspektive von Steve Wozniak (Joey Slotnick) und Steve Ballmer (John DiMaggio). Auch wenn die Story manchmal irrwitzig wirkt, will Regisseur und Autor Martyn Burke sich nur auf Tatsachenberichte gestützt haben. Lobenswerterweise überhöht der Film die Figuren Gates (Anthony Michael Hall) und Jobs (Noah Wyle) nicht. Gerade Steve Jobs wird sonst ja gern zur Gottesgestalt hochgejazzt. Hier wird ein Bild gezeichnet, das eher den Berichten seiner Angestellten entspricht: egozentrisch, rücksichtslos und paranoid. Aber auch Bill Gates ist nicht nur der charmante Nerd von nebenan. Er klaut Ideen, was das Zeug hält – Hauptsache Microsoft ist vorne.

Die Silicon Valley Story (1999)
verfügbar auf Amazon VOD, DVD
Altersfreigabe ab 6 Jahren
Laufzeit 95 Minuten
verfügbar auf Sky, Magenta TV
Altersfreigabe ab 16 Jahre
Laufzeit 8 Folgen, je 50 Minuten

Man mag es kaum glauben, aber es gab eine Maniac-Mansion-Fernsehserie. Die amerikanische Produktion lief von 1990 bis 1993 in den USA und Kanada. In Deutschland war lediglich die erste Staffel in kleinen Spartensendern zu sehen. Der Inhalt der Serie hat nur wenig mit dem populären Point-and-Click-Adventure zu tun. Auch hier geht es um die Familie Edison, unter deren Haus ein Meteorit liegt. Damit enden die Gemeinsamkeiten aber schon. Alle grenzwertigen Themen wurden entfernt und auch die Tentakel geschasst. Nichtsdestotrotz ist die Serie reichlich absurd und zeichnet die Charaktere mehr als bizarr. Leider ist sie nicht gut gealtert und passt nicht so recht zu heutigen Sehgewohnheiten. Wer ein Fan von Maniac Mansion ist, sollte trotzdem einen Blick reinwerfen.

Maniac Mansion (1990–1993)
verfügbar auf YouTube (Englisch)
Altersfreigabe keine
Laufzeit 3 Staffeln à 22 Folge, 30 Minuten pro Folge

Die österreichisch-amerikanische Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr war mehr als nur ein hübsches Gesicht auf der Leinwand. Sie war auch Erfinderin. Ihre wichtigste Erfindung ist das Frequenzsprungverfahren, das in ähnlicher Form auch heute noch bei Funktechnik wie WLAN oder Bluetooth zum Einsatz kommt. Die Dokumentation „Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr“ erzählt ihre Lebensgeschichte von der Kindheit in Wien über die Flucht vor den Nazis bis hin zu ihrem einsamen Lebensende in Florida. Dabei geht es um Lamarrs Kampf um Anerkennung und Erfolg in Hollywoods Studiosystem und den inneren Kampf, den Lamarr mit sich selbst austrug. Ihre Erfindung war jahrzehntelang unbekannt, weil die US-Marine sie unter Verschluss hielt. Dadurch bekam sie erst in den letzten 25 Jahren die Würdigung, die sie verdient.

Geniale Göttin – Die Geschichte von Hedy Lamarr (2017)
verfügbar auf DVD, Amazon Prime, TVNow, iTunes
Altersfreigabe ab 0 Jahren
Laufzeit 88 Minuten

Die Schauspielerin und Erfinderin Hedy Lamarr hat wichtige Grundlagen für die moderne Funktechnik gelegt.

(Bild: Bild: © Diltz/RDA/Everett Collection/Zeitgeist Films/Kino Lorber)

Über so fabelhafte Geschichten wie den Siegeszug des Personal Computers lassen sich nicht nur Hollywood-Filme drehen, sondern auch Dokumentationen drehen. „Triumph of the Nerds“ ist wohl eine der wichtigsten. Der Journalist Robert Cringely führt den Zuschauer durch das Silicon Valley und die Geschichte Microsofts, Apples und des PCs. Dabei kommen Größen der IT-Geschichte wie Bill Gates oder Steven Wozniak ebenso zu Wort wie deren Wegbereiter und -begleiter. Die sprechen nicht nur über Erfolge, sondern auch über Fehlschläge und Fehler. Die Dokumentation erzählt für Spezialisten wenig Neues, aber die Geschichten von den Personen zu hören, die wirklich dabei waren, ist etwas anderes, als sie nur nachzulesen.

Triumph of the Nerds (1996)
verfügbar auf DVD, YouTube (Englisch)
Altersfreigabe keine 
Laufzeit 150 Minuten

Alte Dokumentationen eröffnen oft einen Blick in eine Vergangenheit, die heute bizarr erscheint. „Revolution OS“ ist eine solche. Der Film von 2001 beschreibt die Entstehung und den Erfolg von Linux in einer Zeit, in der Microsoft nicht einer der wichtigsten Mitentwickler der Linux-Kernels war, sondern als das pure Böse galt. Eine Zeit, in der Linux nicht der Unterbau der meisten Smartphones war. Es war gerade den Kinderschuhen entwachsen. Die Doku zeigt nicht nur Interviews mit Linus Torvalds und anderen Kernel-Hackern, sondern auch Open-Source-Vordenker wie Richard Stallman oder Eric Raymond. Es interessant zu sehen, welche Sorgen vor gut 20 Jahren die Entwickler umtrieben und wie unberechtigt sie waren. Nur die eingetroffenen Voraussagen sind noch spannender.

Revolution OS (2001)
verfügbar auf DVD, YouTube (Englisch)
Altersfreigabe keine
Laufzeit 85 Minuten

Im Jahr 1968 präsentierte der Ingenieur Douglas Engelbart die damalige Zukunft des Computers. Diese Präsentation ging als „Mother of All Demos“ in die Geschichte ein. Hier zeigte er nicht nur die Computermaus, sondern auch gleich eine passende grafische Oberfläche mit veränderbaren Fenstern. Dazu kamen Hypertext, Versionskontrolle, Videokonferenztechnik, das ARPANET und ein funktionstüchtiger Editor mit kollaborativen Bearbeitungsfunktionen in Echtzeit. Heutzutage sind das größtenteils Selbstverständlichkeiten; im Jahr 1968 war die Hauptschnittstelle zu einem Computer noch ein Fernschreiber. Engelbarts Demo brachte Xerox-Entwickler auf die Idee, den Alto zu entwickeln, dessen grafische Oberfläche Steve Jobs für seine Computer klaute. Die Vorführung ist faszinierend, denn sie zeigt, wie sehr sich heutige Software noch an den Paradigmen orientiert, die Engelbart und sein Team entwickelten. (mls@ct.de)

The Mother of All Demos (1968)
verfügbar auf YouTube (Englisch)
Altersfreigabe keine 
Laufzeit 100 Minuten

(uk)