Phishing nach Manuskripten: Buch-Branche rätselt über Angriffserie

Vor allem US-Autoren sind einem Bericht zufolge Ziel ausgefeilter Phising-Mails. Abgesehen haben es die Angreifer auf Manuskripte. Wozu, ist völlig unklar.

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(Bild: Lapina/Shutterstock.com)

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Autoren, Agenten und Buchverlage in mehreren Staaten sind seit mehreren Jahren Ziel einer seltsamen Phishing-Kampagne, die nicht nur sie vor Rätsel stellt. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf Erfahrungsberichte von mehreren Betroffenen. Demnach versuchen die Unbekannten, mit äußerst gut gemachten E-Mails an Manuskripte von unveröffentlichten Büchern zu gelangen, aber nicht nur von weltbekannten Bestseller-Autoren, sondern auch von vielen weniger bekannten Schriftstellern. Ein Schwarzmarkt für die Texte sei nur schwer vorstellbar. Gleichzeitig haben die unbekannten Angreifer offenbar sehr gute Kenntnisse der Verlagsbranche und der Prozesse, die vor der Veröffentlichung eines Buchs erledigt werden.

Die New York Times erklärt die Attacken anhand des Versuchs, mit dem die Angreifer an ein Manuskript eines noch nicht fertigen Romans des US-Schriftstellers James Hannaham zu gelangen suchten. Zwei Tage nach der Ankündigung des Buchs hat Hannaham demnach eine E-Mail erhalten, die von seinem Lektor zu kommen schien. Darin wurde er um die Zusendung des Manuskripts gebeten. Nur weil er nicht direkt geantwortet habe, sondern von einem anderen Mailaccount eine neue Mail schickte, sei der Phishing-Versuch überhaupt aufgefallen. Genauso wie andere dieser Phishing-Mails sei diese sehr gut gemacht gewesen. In einigen Fällen würde auch auf Informationen Bezug genommen, die überhaupt nicht öffentlich bekannt seien.

Was genau das Ziel der Angreifer ist, darüber rätseln die Betroffenen, schreibt die US-Zeitung. So sei für das Manuskript von Autoren mit wenigen oder einer Veröffentlichung überhaupt kein finanzieller Wert vorstellbar. Gleichzeitig sei bislang keiner der erbeuteten Texte irgendwo etwa im Darknet aufgetaucht, wie es früher etwa bei erbeuteten Serienfolgen geschehen ist. Das hätte auf einen Erpressungsversuch hingedeutet. Gegenwärtig werde darüber spekuliert, dass dahinter Individuen stecken könnten, die mit dem Verkauf von Rechten etwa für Verfilmungen ihr Geld verdienen. In dieser Branche sei ein früher Zugang zu Informationen Geld wert. Wirklich überzeugend klingt dieser Erklärungsversuch aber nicht.

Die New York Times weist noch darauf hin, dass für die Angriffe augenscheinlich ein ziemlicher Aufwand getrieben wurde. Ansonsten seien die Methoden der Angreifer aber durchaus erprobt und Phishing, so wie es immer wieder beobachtet werde. Zwar gebe es die mysteriösen Phising-Mails schon seit mindestens drei Jahren, im Herbst habe ihre Zahl aber massiv zugenommen. Für die Autoren und Autorinnen seien die Angriffe ziemlich verstörend. Immerhin handle es sich bei den Texten um unfertige Werke, an denen noch jede Menge Arbeit nötig ist, bis sie der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen. "Ich möchte nicht, dass irgendjemand weiß, wie schlecht meine ersten Entwürfe sind", sagt etwa James Hannaham.

(mho)