ÖPNV: Fahrgastzahlen massiv eingebrochen

In Pandemie-Zeiten fahren weniger Menschen mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Branche leidet, die Fahrpreise sind gestiegen.

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(Bild: Timo Nausch/Shutterstock.com)

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  • dpa

Jahrelang sind die Fahrgastzahlen in Bussen und Bahnen stetig gestiegen – in diesem Jahr aber hat die Corona-Krise einen historischen Einbruch gebracht. Im Jahresdurchschnitt habe es nur noch 40 Prozent der üblichen Nachfrage gegeben, teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit. Busse und Bahnen waren damit so leer wie nie seit 1990, zumal das Angebot nahezu komplett aufrechterhalten wurde.

"Die Corona-Pandemie hat im ÖPNV tiefe Spuren hinterlassen", sagte Verbandspräsident Ingo Wortmann. "Sowohl die Fahrgastzahlen als auch die Einnahmen sind eingebrochen, weil die Menschen zu Hause geblieben sind und ihnen die Anlässe für die Fahrten gefehlt haben." 22 Jahre lang waren die Fahrgastzahlen ununterbrochen gestiegen. Immer mehr Erwerbstätige und immer mehr Einwohner in Großstädten brachten Busse und Bahnen mancherorts an die Kapazitätsgrenze. 10,4 Milliarden Kundenfahrten waren es 2019. Und weil mehr Bus- und Bahnfahren als ein Weg zu mehr Klimaschutz in Deutschland gilt, sollen eigentlich bis 2030 noch einmal drei Milliarden hinzu kommen, das haben sich die Betreiber als Ziel gesetzt.

Die Unternehmen haben Hoffnung, dass die Fahrgäste zurückkehren, wenn die Infektionszahlen sinken. Denn im August und September hatte die Nachfrage wieder 80 Prozent des Üblichen erreicht – davor und danach sackte sie zwischenzeitlich auf 20 bis 30 Prozent ab, wegen Ausgangsbeschränkungen, Schulschließungen und Kurzarbeit. Hinzu kam, dass mehr Menschen im Homeoffice arbeiteten, Touristen ausblieben und Großveranstaltungen ausfielen.

"Unser Ziel ist es natürlich, alle Fahrgäste schnellstmöglich zurückzugewinnen, um die Verkehrswende voranzubringen und die wirtschaftliche Situation der Branche zu verbessern", sagte Wortmann. Denn trotz staatlicher Unterstützung sind die Unternehmen darauf angewiesen, Fahrkarten zu verkaufen.

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Diese wurden in diesem Jahr nur noch geringfügig teurer. Im Durchschnitt lag der Aufschlag nach Verbandsberechnung bei 1,3 Prozent nach 1,75 Prozent im Vorjahr. Die Erhöhungen waren in der Regel schon vor der Krise beschlossen worden, mancherorts wurden sie noch verschoben.

Ein Einzelticket kostet nun im bundesweiten Durchschnitt 2,70 Euro (plus 0,27 Prozent), ein Monatsticket 55,20 Euro (plus 1,38 Prozent). Fahrkarten seien eine wichtige Säule der Finanzierung und für den Angebotsausbau "angemessen weiterzuentwickeln", sagte Wortmann. "Jeder Euro, den die Unternehmen daraus erwirtschaften, wird direkt wieder in den Betrieb und ins Angebot investiert."

Im vergangenen Jahr waren noch 13,3 Milliarden Euro an Fahrgeld-Einnahmen zusammengekommen. Gut 9,4 Milliarden Euro kamen zusätzlich von der öffentlichen Hand. Für dieses Jahr erwartet die Branche einen Rückgang der Fahrkarten-Einnahmen um 3,6 Milliarden Euro. Auch 2021 werde man deutlich unter der üblichen Summe bleiben. Bund und Länder hatten zum Ausgleich in diesem Jahr einen Rettungsschirm von bis zu fünf Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

(olb)