XFCE 4.16: Der schlanke Desktop in neuer Version

Aufräumarbeiten im Quellcode entfernen die letzten Reste von GTK2 und zahllose visuelle Änderungen frischen die Oberfläche der freien Desktopumgebung auf.

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(Bild: Screenshot)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • David Wolski
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Keine lange Schaffenspause: XFCE 4.16 erscheint trotz des gleichzeitigen Umzugs der Quellcodes von Cgit auf GitLab weniger als eineinhalb Jahre nach der letzten Ausgabe.

Der Umbau auf das einladende, selbst-gehostete GitLab zahlte sich bereits aus, denn laut der gekürzten Release Notes beteiligten sich dank dem zugänglicheren Infrastruktur bereits etliche neue Entwickler und sorgten damit für ein ellenlanges Changelog.

Die Mitarbeit bescherte XFCE eine um 30 Prozent höhere Zahl von Änderungen in kürzerer Zeit, als zur letzten Ausgabe. Über 280 der fast 1000 einzelnen Änderungen betreffen dabei allein die Kernkomponenten von XFCE 4.16, das sich mit der neuen Version weiteren GTK2-Rudimenten im Code entledigt, clientseitige Fensterdekos willkommen heißt und eine abgestufte Skalierung der Desktopelemente erlaubt. Neben den hunderten Detailverbesserungen präsentiert XFCE 4.16 als gut sichtbare Neuerung ein vereinheitlichtes Symbolset, das den bisherigen Iconmix ersetzt und den Designempfehlungen von Freedesktop.org folgt.

In etwa gleich geblieben ist der Ressourcenbedarf gegenüber der Vorgängerversion. XFCE belegt weiterhin, ohne laufende Programme und je nach Linux-Distribution, zwischen 350 und 500 MB. Es handelt sich also um einen genügsamen Desktop, der trotzdem an Anpassungsmöglichkeiten nicht geizt.

Der Window-Manager "xfwm4" setzt nun auf GTK 3.22 und der Compositor mit seinen OpenGL-Erweiterungen (GLX) hat eine größere Zahl von Fehlerbehebungen erfahren. Im Multi-Monitorbetrieb zeigt sich der Taskumschalter der Tastenkombination Alt-Tab nur noch auf dem als primär definierter Bildschirm.

Nützlich für hohe Pixeldichten ist eine Skalierung mit Zwischenschritten, um auch Faktoren wie 1,5 einstellen zu können. Bisher konnte XFCE die grafischen Elemente von GTK3- oder QT5/6-Anwendungen maximal in der Größe verdoppeln. Jetzt sind sogar benutzerdefinierte Skalierungen möglich und machen XFCE zu einem angenehmen Desktop auf Laptops mit schwierigen Auflösungen. Die Liste der erkannten, angeschlossenen Bildschirme zeigt jetzt zudem die Standard-Auflösung an sowie die jeweiligen Bildproportionen.

Für die frei konfigurierbaren Leisten des Desktops, die übrigens mit Nacharbeiten auch vertikal gut aussehen, gibt es die neue Leistenerweiterung "Statustray", welche Infosymbole und Benachrichtigungen zusammenfasst. Fensterknöpfe laufender Programme zeigen per Rechtsklick in der Leiste einen nachgerüsteten Punkt zum Start einer neuen Instanz des jeweiligen Binary an. Die dabei ausgeführten sind von der XFCE-Leiste entkoppelt und keine Kind-Prozesse mehr. Das bedeutet, XFCE reißt bei einem Absturz nicht mehr alle gestarteten Programme mit.

XFCE 4.16: Der schlanke Desktop in neuer Version (9 Bilder)

Aufpoliertes Erscheinungsbild: XFCE 4.16 zeigt in einigen seiner Fenster, wie den Einstellungen, bereits clientseitige Dekorationen an, die nicht mehr der Window-Manager zeichnet, sondern die Anwendung selbst.

Für dunkle Farbschema unterstützen die Leisten jetzt einen dunklen Modus, um sich Programmfenstern besser anzupassen. Wer einen bestimmten Schalter in den Einstellungen sucht, bekommt in der Einstellungsübersicht schon die neuen, clientseitigen Fensterdekorationen von XFCE in Form eines Suchfelds zu sehen, das auch auf Begriffe in tiefer vergrabenen Einstellungen reagiert. Eine modifizierte Suchfunktion hat auch der Ausführen-Dialog erhalten, der zuletzt aufgerufene Programme auf Wunsch an erster Stelle anzeigt. Die Zuordnung von Dateitypen zu Anwendungen und die Auswahl der Standardprogramme sind in den Einstellungen in einen gemeinsamen Dialog gewandert.