Investor drängt Intel zu Outsourcing der CPU-Produktion

Intel-Anteilseigner Third Point regt an, dass Intel sich auf den Zahn fühlen lässt. Hat Intels eigene Chipproduktion noch Zukunft?

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Intel

(Bild: Alexander Tolstykh/Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die Investment-Firma Third Point möchte Intels Vorstandsvorsitzenden Omar Ishrak dazu bewegen, die Konzernstrategie auf den Prüfstand zu stellen. Nicht einmal die eigene Microchipproduktion soll dabei heilig sein. Third Point ist einer der größeren Anteilseigner Intels und kann dementsprechend Druck auf den Marktführer ausüben.

In einem Brief an Intel führt Daniel S. Loeb, Gründer und CEO Third Points, aus, dass Intel in den letzten Jahren finanziell deutlich unter Wert abgeschnitten habe. Das hatte zunächst Reuters über das Schreiben berichtet. Allein im letzten Jahr sei die Marktkapitalisierung um 60 Milliarden US-Dollar geschrumpft, beklagt Loeb. Intel habe seine Führerschaft bei der Mikroprozessorfertigung an die taiwanische TSMC sowie Samsung in Südkorea abgeben müssen. Beide produzieren bereits in 5-Nanometer-Technik und arbeiten schon an fortgeschritteneren Herstellungsverfahren.

Intel dagegen musste erst letztes Jahr die Einführung der Chipfertigung im 7-nm-Prozess von Mitte 2022 auf bestenfalls Ende 2022 oder Anfang 2023 verschieben. Dazu kommt Intels 10-nm-Fiasko, das immer noch keine hohen Stückzahlen zulässt. Daher muss das Unternehmen sogar bei der nächsten Generation seiner Desktop-CPUs ("Rocket Lake-S") noch auf die 14-nm-Fertigung zurückgreifen.

Mit ihrer weiter entwickelten Fertigungstechnik haben sich TSMC und Samsung Aufträge von Intel-Konkurrenten wie AMD und Nvidia gesichert. Loebs Brief ist in zahlreichen Medien Berichten als Aufforderung zur Schließung Intels eigener Chipfabriken interpretiert worden. Richtig fest legt sich der Investor dann aber doch nicht.

Denn ein Outsourcing würde auch Fragen der Nationalen Sicherheit Amerikas auf werfen, wie Loeb in dem Brief an Intel vermerkt. Der Konzern solle einen erfahrenen Investment-Berater engagieren, um strategische Alternativen zu prüfen. Das umfasse mögliche Ausstiege aus erfolglosen Investitionen, und ob Intel weiterhin Hersteller integrierter Lösungen bleiben solle. Third Point droht sogar, beim nächsten Jahrestreffen der Investoren eigene Kandidaten für den Vorstand zu nominieren, sollte der aktuelle Vorstand nicht kooperieren oder sich des Dialogs mit den Investoren entziehen.

Was Loeb wirklich von Intel über den Einsatz eines Beraters hinaus verlangt, ist nicht ganz klar. Ein komplettes Outsourcing der Prozessorproduktion wäre schwierig, denn Intel fertigt auch für das US-Verteidigungsministerium. Diese Chips dürften kaum in Asien produziert werden.

Außerdem muss man davon ausgehen, dass Intels Herstellungstechnik auf die selbst entwickelten Chips abgestimmt ist und nicht so einfach von Anderen adaptiert werden könnte. Ähnliches gilt, sollte Intel seine Fertigungsstätten anderen Chipentwicklern anbieten. TSMC und Samsung scheinen in diesen Fällen flexibler zu sein, wenn man zum Beispiel in Taiwan sowohl CPUs und Grafikchips für AMD und Nvidia als auch Mobilchips für Apple, Qualcomm und MediaTek fertigen kann.

Nach Bekanntwerden des Briefs Third Points an Intel am Dienstag stieg Intels Aktienkurs um 6,1 Prozent.

(fds)