Werkstattberichte: Neues aus den Fablabs und der Makerszene

In Wuppertal gibt es jetzt schon den zweiten Makerspace, während Initiativen in Erlangen und Frankfurt derzeit wieder auf Raumsuche sind.

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Makerspace-Showroom ex-Pfeiffer in Erlangen

(Bild: Betreiberverein Makerspace für Erlangen)

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Wir werfen diesen Monat einen Blick in das DevLab-TSA in Wuppertal und den Chaospott Essen. Online wird außerdem fleißig renoviert und in Frankfurt und Erlangen suchen zwei Makerspaces derzeit neue, möglichst dauerhafte Räume und freuen sich über Unterstützung.

(Bild: DevLab-TSA)

Mit dem Verein DevLab-TSA hat im vergangenen Sommer der zweite Makerspace in Wuppertal eröffnet. Dort beschäftigt man sich mit Open Source, Recycling, Retro-Computing und digitaler Kunst. Die Geschichte des Spaces reicht mit der digitalen Kunstgruppe Tristar bis ins Jahr 1987 zurück. Daraus gliederte sich 2012 The Solaris Agency (T.S.A.) aus, um sich auf sogenannte Demos zu konzentrieren – Echtzeit-Animationen, die meist mit begrenzter Rechenleistung programmiert werden. Mit der Werkstatt im Mählersbeck 1 hat sich die TSA nun mit Makern zum DevLab-TSA zusammengeschlossen. Das Lab bietet nicht nur den Mitgliedern die Möglichkeit, die 60 Quadratmeter große Räumlichkeit und Werkzeuge zu nutzen, auch mit anderen interessierten Personen arbeitet man gerne zusammen und ist dabei sehr hilfsbereit, besonders in der aktuellen Corona-Situation.

Eine Besonderheit sind die Geräte zum Recyclen von Kunststoff. Dafür wurden Maschinen aus der Precious-Plastic-Community gebaut und abgeändert. Einer Spritzgussmaschine mit Handhebel wurde zum Beispiel ihr platzraubender Standfuß entfernt. Mit einer CNC-Fräse entstehen die Alu-Formen für den Spritzguss. Zum Zerkleinern und Schmelzen des Kunststoffs stehen Schredder und Ofen bereit. Diese Maschinen teilen sich den Space mit 3D-Drucker, Kappsäge und Drehbank. Der Verein legt Wert auf Dokumentation. Dafür pflegen sie Auftritte auf mehreren Plattformen, wie Hackaday.io. Außerhalb des Lockdowns ist der Space meist Samstag und Sonntag Nachmittag geöffnet. Die aktuellen Termine können auf der Webseite nachgelesen werden.

Seit gestern, dem 1. Februar, läuft das virtuelle Reparaturcafé des Netzwerk Reparatur-Initiativen. Noch bis Samstag gibt es diese Woche jeden Tag die Möglichkeit, sich eine Ferndiagnose zu defekten Geräten ins Wohnzimmer zu holen. Dazu stehen jeweils mehrere Ehrenamtliche aus verschiedenen Repair Cafés in einem virtuellen Seminarraum bereit, um Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Unterräume bieten die Möglichkeit zu individueller Beratung. Der Fokus der Woche liegt dabei auf mechanischen Defekten, Textilreparaturen, Elektrogeräten mit niedriger Spannung und allen Defekten, die mit Kleber und haushaltsüblichem Werkzeug erledigt werden können.

Das virtuelle Repair Café ist an den Werktagen von 19 bis 21 Uhr offen und am Samstag noch einmal von 14 bis 16 Uhr. Nötig für die Teilnahme sind neben einem Internetzugang natürlich Mikrofon und eine Webcam, um die Geräte in die Kamera zu halten und zu beschreiben. Interessierte, die die Termine mit ihrem Wissen unterstützen wollen, sind außerdem weiterhin eingeladen, sich zu beteiligen.

Werkstätten und Reparaturcafés, die Veranstaltungen zum Thema 3D-Druck in der Reparatur machen wollen, können ab sofort außerdem einen Musterkoffer ausleihen. Dieser entstand im Rahmen des Projekts Reparieren verbindet und zeigt unterschiedliche Beispiele für 3D-gedruckte Ersatzteile. Der Verleih erfolgt über den Verbund Offener Werkstätten, der die zwei Koffer hat anfertigen lassen.

Der Chaospott Essen sitzt im Ruhrpott und ist ein Erfahrungsaustauschkreis (Erfa) des Chaos Computer Clubs (CCC). Er beschäftigt sich mit Datenschutz, Netzpolitik, Elektronik und Openstreetmaps. Der Hacker- und Makerspace ist schon über acht Jahre in Essen Süd ansässig und bietet neben der Möglichkeit zum Netzwerken und Austauschen Arbeitsräume mit Infrastruktur und Geräten zum Arbeiten. Er erstreckt sich über zwei Etagen. Es gibt ein E-Lab mit Oszilloskopen, Funktionsgenerator, Stromversorgung und Lötecke. Im Fab-Lab stehen zwei 3D-Drucker, der Schneidplotter, Bügelpresse und Reflow-Ofen. Eine Holz- und Metall-Werkstatt ist auch mit allen wichtigen Werkzeugen ausgestattet. Im ersten Obergeschoss befindet sich die Cantina mit Retro-Konsolenbereich im Day of the Tentacle-Stil. Die große Lounge mit leuchtender LED-Decke und Beamer beherbergt unterschiedliche Gruppen und Treffs wie Cryptopartys oder Chaos macht Schule. Hier wurde auch die wöchentliche Petit-Foo-Vortragsreihe abgehalten.

In der Corona-Zeit findet sie nun online über die Plattform Big Blue Button statt. Wer also Mittwoch abends noch nichts vor hat und Kontakt sucht: Hier werden alle möglichen Themen besprochen. Jeder kann sich gerne beteiligen und über ein Thema des eigenen Interesses sprechen. 2020 wurden Vorträge über DNS, Blender und 3D-Druck, Videokonferenz-Setups oder Projekte wie den Slush-Ice-Refiller gehalten. Wer zuerst nur rein hören möchte, kann im Podcast Sibyllinische Neuigkeiten auf dem Laufenden bleiben.

Im Sommer entstand mit dem ex-Teppich in Erlangen bereits für eine kurze Weile ein neuer Experimentierraum. Dem Ziel, langfristig einen festen Makerspace aufzubauen, ist man nun einen Schritt näher gekommen. Im Januar gab es bereits ein Kennenlerntreffen für Interessierte. Am 4. März soll mit dem Betreiberverein ein Träger für den Makerspace gegründet werden. Im Februar sind noch weitere Videokonferenzen geplant. Der aktuelle "Show-Room" im ehemaligen Lederwarengeschäft Pfeiffer wird noch bis Mai geöffnet sein.

Im vergangenen Jahr erst öffnete die Maker Werkstadt Frankfurt, gleich zum Dezember lief der Mietvertrag allerdings wieder aus. Nun ist man auf der Suche nach einer neuen Heimat. Außerdem läuft ein Crowdfunding, um auch die ersten Mietzahlungen stemmen zu können.

ab 2. Februar FabLabKids@home: Im Coding-Camp zum Coding-Champ online
14. Februar Heart of Code Hackday online
22.-26. Februar Circular Society Forum online
4. März Gründungsversammlung Makerspace Erlangen online
2.-5. April Digital verteiltes Online-Chaos (statt EasterHegg) online

Diese und weitere Termine stehen laufend aktualisiert in unserem Veranstaltungskalender. Dort könnt ihr auch eigene Termine eintragen. Orte zum Selbermachen in Eurer Nähe findet ihr in unserer Makerspace-Karte – dort sind auch die kommenden Maker Faires verzeichnet. Haben wir etwas übersehen? Dann freuen wir uns über Hinweise. (hch)