CES

Sony setzt bei TVs auf Mini-LEDs und Künstliche Intelligenz

Ausgefeilte Bildoptimierungen, neues Design und hohe Kontraste dank Mini-LEDs und OLEDs verspricht Sony für seine kommenden Bravia-TVs.

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Inhaltsverzeichnis

Sony verspricht für seine kommenden Bravia-TVs einiges: Die Highend-Geräte aus der neuen XR-Serie umfassen organische Displays mit höherer Spitzenhelligkeit und LCDs mit vielen kleinen Leuchtdioden im fein dimmbaren Direct-LED-Backlight. Damit gesellt sich Sony zu LG und Samsung, die zur CES ebenfalls kontraststarke Displays mit Mini-LEDs vorgestellt haben.

Sony will den Bildschirmen außer mit verbesserter Hardware auch mit künstlicher und kognitiver Intelligenz auf die Sprünge helfen: Der neue XR-Prozessor soll in die Darstellung eine menschliche Perspektive einbringen, indem diejenigen Bildteile, auf die Menschen in der Realität fokussieren würden, auch am digitalen Bildschirm in den Fokus gerückt werden.

Sony XR TVs (3 Bilder)

Für die Bildanalyse segmentiert Sony die Dastellung in kleine Zonen.

(Bild: Sony)

Ähnliche Verfahren werden bereits für die Optimierung von Bewegtbildern genutzt, Sony will sie nun um Faktoren der menschlichen Wahrnehmung ergänzen. Hierfür wird das Bild in viele kleine Zonen unterteilt, in denen Kontrast, Farben und Helligkeit in Abhängigkeit vom Schärfepunkt optimiert werden. Im schlechteren Fall führt das zu einer stärkeren Trennung von Vorder- und Hintergrund, im besseren zu einer kontraststarken Darstellung mit mehr Tiefe – das Ergebnis werden Tests zeigen. In wie viele Segmente das Bild für die Analyse unterteilt wird, verrät Sony nicht.

Die Zonen zur Bildanalyse haben nichts mit den Zonen zu tun, in denen sich das Backlight der LCD-TVs dimmen lässt. Leider schweigt sich Sony auch über diese Anzahl aus. Da in den XR-Modellen Mini-LEDs zum Zuge kommen, werden es aber mit Sicherheit mehr als die bisher bei Sony üblichen 16 Zonen sein. LG hatte für seine neuen High-end-TVs 2500 Zonen versprochen, ob Sony mehr oder weniger Dimming-Zonen nutzt, wollte der Hersteller nicht preisgeben.

Sony XR-TV-Modelle (5 Bilder)

Sonys XR-TVs in ihrer "natürlichen Umgebung".
(Bild: Sony)

Es wird drei LCD-TV-Serien mit Mini-LEDs fürs Full Array Local Dimming (FALD) geben: Z9J, X95J und X90J. Alle nutzen den sogenannten XR-Kontrast-Boost, um die Spitzenhelligkeit für die HDR-Widergabe zu verbessern: Das 8K-Topmodell Z9J hat die höchste Stufe 15, es wird mit 75 und 85 Zoll Diagonale erhältlich sein. Den X95J mit 10er Boost fürs FALD-Backlight kommt in 65, 75 und 85 Zoll, der X90J mit 5er Boost wird in 50, 55, 65 und 75 Zoll angeboten. Die genauen Angaben zu Kontrast, Leuchtdichte und anderen technischen Merkmalen wird Sony erst später bekanntgeben.

Die Darstellung in heller Umgebung will Sony zudem durch eine neue Anti-Reflex-Beschichtung verbessern. Zusätzlich sollen die Einblickwinkel der XR-LCD-TVs verbessert worden sein, Farben und Kontraste also von der Seite betrachtet noch konstanter bleiben.

Mit großen Einblickwinkeln haben OLED-TVs ohnehin keine Probleme. Bei seinen neuen OLED-Modellen A90J und A80J hat Sony aber auch die Leuchtdichte verbessert. Für höhere Spitzenhelligkeit sollen jetzt an besonders hellen Details – Explosionen, Kerzenflackern in dunklen Gewölben etc. – alle vier Subpixel aufleuchten, also RGB und Weiß. Damit sich die organische Schicht durch die stärkere Strombelastung nicht zusätzlich aufheizt, hat der Hersteller eine zusätzliche Aluminiumfolie auf den Displayrücken laminiert. Sie soll die Wärme besser abführen und so auch das mögliche Einbrennen von Inhalten verhindern.

Von der höheren Grundhelligkeit profitieren auch die Farben, der Mensch nimmt sie als kräftiger wahr. Der Kontrast ist bei den OLEDs dank ihres satten Schwarzwerts ohnehin bestechend hoch. Der vermeintliche Kontrast-Boost bei den OLED-TVs ist deshalb eigentlich ein Leuchtdichte-Boost, während er bei den LCD-TVs vor allem über die reduzierten Schwarzwerte des Local Dimming erzielt wird.

Bravia XR TV-Line-Up 2021
Serie Auflösung Displaygrößen Displaytechnik Kontrastverstärkung Audio Sprachsuche
Z9J 8K / 7280 x 4320 Pixel 75 Zoll, 85 Zoll LCD mit Full Array Local Dimming  XR Contrast Booster 15 Acoustic Multi-Audio Hands-free Voice Search
A90J 4K / 3840 x 2160 Pixel 55 Zoll, 65 Zoll, 83 Zoll OLED XR OLED Contrast Pro Acoustic Surface Audio + Hands-free Voice Search
A80J 4K / 3840 x 2160 Pixel 55 Zoll, 65 Zoll, 77 Zoll OLED XR OLED Contrast Acoustic Surface Audio + Google TV
X95J 4K / 3840 x 2160 Pixel 65 Zoll, 75 Zoll, 85 Zoll LCD mit Full Array Local Dimming  XR Contrast Booster 10 Acoustic Multi-Audio Hands-free Voice Search
X90J 4K / 3840 x 2160 Pixel 50 Zoll, 55 Zoll, 65 Zoll, 75 Zoll LCD mit Full Array Local Dimming  XR Contrast Booster 5 Acoustic Multi-Audio Google TV

Neben den genannten Geräten aus der XR-Serie bietet Sony in diesem Jahr LCD-TVs mit dem aus 2020 bekannten X1-Prozessor an; dies sind die Modell aus den Serien X85J und X81J. Außerdem gibt es LCD-TVs mit Android-Betriebssystem, aber nur Full-HD-Auflösung aus der Serie W800. Alle anderen Sony-TVs zeigen 4K-Auflösung mit 3840 × 2160 Pixeln beziehungsweise 8K mit 7680 × 4320 Pixeln im Z9J.

In Sachen Sound unterscheiden sich die OLED-TVs bei Sony von den LCDs: Bei ersteren kommt der Klang direkt aus der Bildschirmoberfläche. Acoustic Surface Audio nennt Sony das Verfahren, das künftig auch LG für seine OLED-TVs nutzen will. Bei Sony findet man die akustischen Schirmoberflächen bereits in den Vorjahresmodellen. Sie nutzen kleine Aktuatoren, die die Schirmoberfläche in Schwingung versetzen und so den Sound direkt zum Zuschauer projizieren.

Die LCD-TVs aus der XR-Serie sollen jetzt mit zusätzlich eingebauten Lautsprechern per 3D-Surround 5.1.2-Kanal-Sound produzieren. Der 8K-Fernseher Z9J nutzt außer diversen Lautsprechern kleine Aktuatoren am Displayrahmen.

Die XR-TVs unterstützen Dolby Atmos und Dolby Vision. Sie beherrschen den Netflix Calibrated Modus und liefern mit IMAX Enhanced remasterte Bilder mit immersivem DTS-Ton. Außerdem sind sie für die automatische Kalibrierung mit Calman vorbereitet und liefern laut Sony im Anwender-Bildpreset Bildeinstellungen wie der von vielen anderen TV-Herstellern angebotene Filmmaker-Modus.

Die Signaleingänge sollen HDMI 2.1 unterstützen, also 4K/120 Hz beziehungsweise 8K/60 Hz inklusive VRR und ALLM sowie eARC. Ob das allerdings vom Start weg so ist, oder später per Update nachgereicht wird, konnte Sony nicht sagen. Man warte auf die Finalisierung der HDMI-Spezifikation, hieß es. Gleiches gilt auch für die aktuellen Sony-TVs.

Das Design der Geräte hat Sony leicht überarbeitet, die Füße der massiven, aber doch schlanken TVs sind jetzt seitlich angebracht. Wenn die Standfläche im Wohnzimmer dafür nicht ausreicht, kann man die Füße auch weiter nach Innen verschieben. Soll die Soundbar unter dem Bildschirm platziert werden, liefert Sony höhere Füße auf Stelzen mit.

Neu ist der sogenannte Bravia Core, eine App aus dem Google-Store der Android-TVs. Sie ist nur für die 2021er-TVs erhältlich und bietet je nach Modell unterschiedliche viele kostenlose Filme aus dem Sony Picture Universum an. Für diese verspricht Sony beste Bildqualität dank höherer Bitraten. Es werden auch Filme aus der IMAX-Library angeboten, später sollen weitere Plattformen hinzukommen. Mehr dazu lesen Sie in "Bravia Core": Eigener Videostreamingdienst für Sony-TVs mit bis zu 80 MBit/s

Außerdem hat Sony seinen Android-TVs einen neuen 4U-Tab hinzugefügt. In der Leiste werden die vom jeweiligen Zuschauer bevorzugten Serien und Sendungen angezeigt und Vorschläge für dazu passende Inhalte gezeigt.

Update: Einige Grafiken wurden auf Wunsch von Sony entfernt (uk)