Ausfälle bei Lernplattformen: Technischer Defekt, Server und DDoS

Der erste Schultag lief weder vergangene Woche noch diese Woche so richtig rund. Vielerorts sind die Lernplattformen nicht erreichbar gewesen. Die Gründe.

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(Bild: Ulza/Shutterstock.com)

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"Die Ursache für die Ausfälle war ein technischer Defekt in der Zuordnung der Benutzer(innen) unseres Videokonferenztools und betraf alle Bundesländer. Das Problem konnte bis etwa 14.00 Uhr behoben werden." Das schreibt IServ zu den Ausfällen. Eine Technikpanne ist also der Grund, weshalb viele Schülerinnen und Schüler sowie ihre Lehrkräfte sich nicht in einer Videokonferenz sehen konnten. Andere Bereiche von IServ waren davon nicht betroffen.

Die Server hielten stand, wobei hier zu unterscheiden ist: Die Schulserver selbst werden bei den Schulen oder Schulträgern geführt. IServ stellt die Software und übernimmt die Wartung. "Natürlich sind diese Server oft jahrealt und waren niemals auf den aktuellen Ansturm ausgelegt", erklärt IServ-Geschäftsführer Jörg Ludwig. Viele dieser Server habe man bereits in Zusammenarbeit mit den Kunden aufgerüstet, trotzdem könne es zu vereinzelten Überlastungen kommen. Im vergangenen dreiviertel Jahr neu hinzugekommene Kunden laufen laut dem Unternehmen vorwiegend in der Cloud, "was einen performanteren Zugriff von zu Hause ermöglicht". Die Leistung aller Cloud-Instanzen habe man im November extra verdoppelt.

Videokonferenzen gibt es bei IServ erst seit Ende der Osterferien 2020. Die entwickelte Lösung läuft zentral in deutschen Rechenzentren. Im Dezember wurden 1,5 Millionen Teilnehmer pro Tag verzeichnet. "Die mit zweistelligen Millionenbeträgen ausgestatteten Landeslösungen haben erst viel später nachgezogen und unseres Wissens nach nie vergleichbare Nutzungszahlen erreicht. Mit internationalen Spezialisten wie Zoom kann sich unsere Lösung freilich nicht messen – dort zahlt der Nutzer allerdings mit seinen Daten." Probleme soll es heute bisher keine geben.

Auch bei anderen Diensten heißt es, dass die Schwierigkeiten vereinzelt auftraten und inzwischen behoben seien. Die Niedersächsische Bildungscloud sei am Montag über 750 zusätzliche Server gelaufen und abgesehen von einer halbstündigen Problemphase stabil gewesen.

In Nordrhein-Westfalen laufen unter dem Namen Logineo mehrere Plattformen. LogineoNRW-LMS basiert als Lernplattform auf Moodle und hat keine Ausfälle gehabt. Andere Moodle-Systeme sollen teilweise nicht erreichbar gewesen sein. "Bei der hohen Anzahl angemeldeter Schulen können Probleme in Einzelfällen nicht gänzlich ausgeschlossen werden. Aktuell laufen die Systeme der Logineo NRW Produktfamilie stabil und leistungsfähig", heißt es laut Kölner Stadt-Anzeiger aus dem Schulministerium. Und zugleich, dass es in Folge der höheren Nutzung im Vergleich zu vor den Weihnachtsferien doch zu Wartezeiten gekommen sei, wie ein Sprecher des Kommunalen Rechenzentrums Niederrhein sagt, über das mehrere Moodle-Systeme laufen.

Ein ganz anderer Grund soll für den Ausfall der Brandenburger Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts gesorgt haben: ein DDoS-Angriff, also zu viele Zugriffe gleichzeitig. Diese sollen aus dem Ausland gekommen sein, sagte ein Sprecher dem RBB. Im März soll es bereits eine DDoS-Attacke auf die Bayerische Plattform Mebis gegeben haben. Dort können Schüler Lernmaterialien einsehen und herunterladen. Vergangene Woche hieß es dann, DDoS-Angriffe seien schuld an manchen Ausfällen in Bundesländern, die bereits früher wieder mit dem Unterricht gestartet sind. Allerdings gab es auch sogleich Zweifel, ob es Angriffe oder einfach zu viele berechtigte Zugriffsversuche waren.

[Update 13.01.2021 8.30 Uhr] Auf die Brandenburger Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts gab es am Montag 1,5 bis 1,7 Millionen Zugriffsversuche pro Minute, diese kamen nach Angaben des Anbieters aus den USA. Da die Brandenburger Schul-Cloud im selben Rechenzentrum liegt wie die für Thüringen und Niedersachsen und die bundesweit genutzte HPI-Schul-Cloud-Lösung, sei das System bundesweit kurzzeitig gestört gewesen.

(emw)