Der optimale PC: Linux auf den aktuellen PC-Bauvorschlägen einsetzen

Die PC-Bauvorschläge 2021 laufen recht gut mit Ubuntu. Bei einem will allerdings der Netzwerkchip nicht. Die Fehlerbeseitigung bei Linux ist recht mühselig.

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Lesezeit: 13 Min.
Von
  • Thorsten Leemhuis
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Linux installieren und gleich losarbeiten, ohne mit Treibern zu fummeln – mit dem neuesten Ubuntu (Stand Januar 2021) klappt das bei zwei unserer drei Bauvorschläge aus der Serie "Der Optimale PC 2021", nämlich bei dem "Budget-Gamer AMD" und dem "Budget-Gamer Intel" – ein paar kleinere Makel gibt es dennoch. Beim dritten Bauvorschlag, dem "Ryzen-Allrounder Plus", gibt es indes ein großes Problem: die Netzwerkschnittstelle. Mit dem richtigen Rüstzeug ist das schnell geklärt, ohne wird es jedoch haarig.

Update: Potenzielles Problem mit der SSD

[26.1.2021, 18:00] Ein Leser hat uns mitgeteilt, dass es mit der in allen drei optimalen PCs 2021 standardmäßig verbauten Kingston-NVMe-SSD beim Linux-Einsatz zu Abstürzen kommen kann. Wir analysieren die Problematik derzeit genauer im Testlabor, konnten sie innerhalb eines Tages nach Kenntnisnahme aber nicht reproduzieren. Wir haben auch Kingston dazu angeschrieben, bislang aber noch keine Stellungnahme erhalten.

Nach derzeitigem Kenntnisstand geraten entweder Linux oder die SSD manchmal komplett aus dem Tritt, wenn die SSD per Autonomous Power State Transition (APST) in den tiefsten Stromsparmodus wechselt. Das Problem tritt Berichten zufolge nur mit manchen SSDs der Modellreihe auf, unabhängig von der Größe; offenbar hängt es auch mit der Firmware-Version zusammen. Über den Kernel-Boot-Parameter nvme_core.default_ps_max_latency_us=2500 soll sich das Problem umschiffen lassen.

Bis wir Genaueres wissen, raten wir dazu, mit der Anschaffung der Bauteile zu warten, falls Sie Linux auf den PCs einsetzen wollen. Wenn Sie den optimalen PC bereits mit Linux absturzfrei mit einer Kingston-SSD einsetzen, ist ihre vermutlich nicht betroffen. Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, passen Sie die Boot-Konfiguration an, um den erwähnten Kernel-Parameter bei jedem Start mitzugeben.

Nach einer genaueren Analyse, die etwas Zeit benötigen wird, werden wir diesen Hinweis aktualisieren. Wir bitten vielmals, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen.

[29.1.2021, 8:30] Kingston hat das Problem bestätigt: "Unseren Ingenieuren ist dies bereits bekannt und dies wird derzeit untersucht". Alle Versuche, die Abstürze im c't-Testlabor zu reproduzieren, sind bislang gescheitert; daher konnten wir auch einen Kernel-Patch nicht testen, der die Ursache für die Abstürze umschiffen sollte.

[8.2.2021, 13:45] Wir können das Problem in unserem Testlabor leider nach wie vor nicht recht reproduzieren. Der Patch, der Abhilfe bringen soll, ist derweil in Linux 5.11-rc7 eingeflossen und zur Integration in die nächsten Versionen der Kernel-Serien 4.14, 4.19, 5.4 und 5.10 vorgesehen. Über diese neuen Linux-Versionen sollte das Problem aus der Welt verschwinden.

Ferner hat Kingston heute weitere Informationen nachgereicht: "Die meistverbreitete Abhilfe zum beschriebenen Problem scheint laut einigen Kundenaussagen der Kernel-Boot-Parameter nvme_core.default_ps_max_latency_us=5500 zu sein, da dieser den letzten Spannungsstatus PS4 deaktiviert. Falls das BIOS weitere Spannungseinstellungen anbietet, kann dies auch dort deaktiviert werden. Unseren Ingenieuren war es in Zusammenarbeit mit dem Hersteller des SSD-Controllers möglich, eine Lösung für das besagte Problem durch eine Veränderung der Firmware zu finden. Derzeit befindet sich diese in der Qualifikationsphase, leider haben wir jedoch noch kein Veröffentlichungsdatum."

Im Vergleich zur 2019er Generation optimaler PCs schlagen sich die drei Rechner aus dem Jahr 2021 in Sachen Linux um Längen besser. Bei Durchsatzmessungen von Systemdatenträgern, USB-SSDs und anderen Schnittstellen erreichte Ubuntu Desktop 20.10 das unter Windows 10 20H2 erzielte Niveau. Auch die meisten anderen Funktionen der drei PCs arbeiteten problemlos, etwa der Bereitschaftsmodus (Suspend-to-RAM/ACPI S3) oder Wake-on-LAN (WoL). Bei Tests der Audioausgabe und -aufnahme offenbarten sich dann Schwächen: Bei keinem der drei ließ sich die Musikausgabe über den rückwärtigen Ausgang unabhängig fortsetzen, als wir an den Frontbuchsen ein Headset ansteckten. Aus dem rückwärtigen Ausgang kamen auch nur Störgeräusche, als wir ausschließlich diesen zu nutzen versuchten, solange vorn ein Headset hing.

Beim Kompilieren eines Linux-Kernels lässt sich der Budget-Gamer mit Intel-Prozessor die meiste Zeit; die Variante mit Ryzen-CPU ist aber nur ein klein wenig flotter, wohingegen der Allrounder wegen der höheren Kernanzahl die beiden locker hinter sich lässt. Eine mit make allmodconfig erzeugte Konfiguration des Linux-Kernels 5.7 übersetzt er so in zirka 20 Minuten, während der Intel-Buget-Gamer dazu rund 37 Minuten braucht.

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