Start-up mit CPU-Architekt-Urgesteinen: Qualcomm will Nuvia kaufen

Gerard Williams III und sein Team haben Apples iPhone- und iPad-Prozessoren mitentwickelt – künftig peppeln sie wahrscheinlich Qualcomms Snapdragon-SoCs auf.

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(Bild: Qualcomm)

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Vor nicht einmal einem Jahr gegründet und schon mit einer zehnstelligen Summe bewertet: Mobilprozessorhersteller Qualcomm will das Start-up Nuvia übernehmen. Beide Firmen haben sich auf einen Kaufpreis von 1,4 Milliarden US-Dollar geeinigt – jetzt müssen nur noch die Behörden der Übernahme zustimmen.

Grund für den hohen Preis sind Nuvias Ingenieure, denn die Firma beschäftigt zahlreiche Mitarbeiter, die vorher für AMD, ARM, Apple, Broadcom, Google und Intel arbeiteten, häufig auf hochrangigen technischen Posten. Gründer und CEO Gerard Williams III war bis Anfang 2020 fast 10 Jahre bei Apple, zuletzt als CPU-Chefarchitekt, vorher 12 Jahre bei ARM. Er kennt sich also bestens mit der Entwicklung performanter ARM-Rechenkerne aus.

Bisher hat Nuvia nur über einen eigenen CPU-Kern mit dem Codenamen Phoenix gesprochen, der eigentlich in ARM-Serverprozessoren landen sollte. Performance pro Watt und die absolute Leistung sollten über dem Angebot von AMD (Zen 2), Intel (Sunny Cove) und Apple (A13 Lightning) liegen, allerdings gab es bisher kein fertiges Silizium, geschweige denn unabhängige Tests.

Kommt die Nuvia-Übernahme zustande, wechseln alle Mitarbeiter zu Qualcomm. Die hinzugewonnene Expertise soll bei allen eigenen Prozessoren zum Tragen kommen – von Smartphone-Systems-on-Chip (SoCs), über Notebook-Modelle bis hin zu Automotive-Chips. Ein Wiedereintritt in den Server-Markt wäre denkbar, spricht Qualcomm in der Ankündigung aber nicht an.

Seit der Umstellung auf 64-Bit-Prozessoren verwendet Qualcomm nur noch leicht angepasste Standard-ARM-Rechenkerne in den eigenen Snapdragons. Zuvor war der Chiphersteller mit den selbstentworfenen 32-Bit-Kryo-Kernen erfolgreich. Mit Nuvia könnte Qualcomm an alte Zeiten anknüpfen und Apple bei hochperformanten ARM-Prozessoren Konkurrenz machen. Apple stellt seine Macs zurzeit auf eigene ARM-SoCs um, gegen die Qualcomm bisher keine adäquate Antwort hat. Der Snapdragon 8cx für Notebooks fällt deutlich langsamer aus als die Konkurrenz.

(mma)