Digitaler Euro: Bürger sorgen sich vor allem um Privatheit von Zahlungen

Der Datenschutz ist den Teilnehmer einer Umfrage der Europäischen Zentralbank zu einem möglichen Digital-Euro das mit Abstand wichtigste Anliegen.

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(Bild: nuruddean / Shutterstock.com)

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Die Europäische Zentralbank (EZB) hat erste Ergebnisse ihrer im Herbst gestarteten Konsultation zur Gestaltung eines elektronischen Euros bekanntgegeben. Demnach beteiligten sich 8221 Bürger, Firmen und Industrieverbände an der Online-Umfrage, was einen Rekord für öffentliche Sondierungen des Finanzinstituts darstelle. Die vorläufige Analyse einiger Kerndaten zeige, dass der Schutz der Privatsphäre bei Zahlungen mit 41 Prozent der Antworten an erster Stelle der gewünschten Eigenschaften eines potenziellen digitalen Euros steht.

Viele Bürger wünschen sich so offenbar, dass die erwogene Digitalwährung genauso anonym verwendbar ist wie Bargeld. 17 Prozent der Teilnehmer machten sich für die Sicherheit stark, zehn Prozent für die gesamteuropäische Reichweite, teilte die EZB mit. Die hohe Zahl der Antworten spricht für das EZB-Direktoriumsmitglied Fabio Panetta für das große Interesse der europäischen Bevölkerung "an der Gestaltung der Vision eines digitalen Euros". Der Leiter der einschlägigen Arbeitsgruppe bei der Bank versicherte, dass man die Meinungen bei möglichen Einsatzszenarien berücksichtigen werde.

Eine umfassende Analyse der Konsultation will die EZB im Frühjahr veröffentlichen. Sie soll dem Führungsrat als Leitfaden bei der bis Mitte des Jahres erwarteten Entscheidung über den Start eines einschlägigen Projekts dienen. Noch ist nichts entschieden. EZB-Präsidentin Christine Lagarde ging am Mittwoch bei einer Online-Konferenz von Reuters aber davon aus, dass "wir einen digitalen Euro haben werden". Man wolle dabei aber nichts übers Knie brechen, um das Vorhaben sicher zu gestalten. Binnen der nächsten fünf Jahre könnte es soweit sein.

Die Eurosystem-Arbeitsgruppe, der Experten der EZB und von 19 nationalen Zentralbanken des Euro-Raums angehören, geht von einer steigenden Nachfrage nach elektronischen Zahlungen aus. Damit hält sie ein risikofreies digitale Zahlungsmittel prinzipiell für nötig. Zu den künftigen Szenarien zähle auch ein deutlicher Rückgang der Verwendung von Bargeld, die breite Akzeptanz digitaler Währungen, die andere Zentralbanken ausgegeben, sowie die Einführung globaler privater Zahlungsmittel wie das von Facebook vorangetriebene, Kryptogeld-ähnliche Libra alias Diem. Letzteres werfe regulatorische Bedenken auf und könnte Risiken für die Finanzstabilität und den Verbraucherschutz bergen.

Ein E-Euro wäre eine elektronische Form von Zentralbankgeld, die allen Bürgern und Firmen zugänglich sein sollte, heißt es bei der EBZ. Wie bei Banknoten könnten damit tägliche Zahlungen "schnell, einfach und sicher" getätigt werden. Ein solche digitale Variante würde das Bargeld ergänzen, nicht ersetzen. Die Bank unterstreicht: "Der Schutz der Privatsphäre wäre eine wichtige Priorität, damit der digitale Euro dazu beitragen kann, das Vertrauen in den Zahlungsverkehr im digitalen Zeitalter zu erhalten." EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness sah jüngst bei einer solchen Initiative "mehr Fragen als Antworten".

Lagarde warb parallel dafür, Bitcoin auf globaler Ebene zu regulieren. Die derzeit hoch gehandelte, aber stark schwankende Kryptowährung sei ein äußerst spekulativer Vermögenswert, bei dem es komische Geschäfte und einige "völlig verwerfliche Geldwäsche-Aktivitäten" gegeben habe. Sie müsse alle enttäuschen, die gehofft hätten, dass sich Bitcoin zu einer tragfähigen Währung mausern könnte.

(mho)