Pro & Contra: Braucht der Mac einen Touchscreen?

Seit auf den M1-Macs auch iPhone-Apps laufen, keimt die Frage wieder auf, ob Mac-Nutzer von einem berührungsempfindlichen Bildschirm profitieren würden.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Kai Schwirzke
  • Leo Becker

Ein Touchscreen ist bei Windows-Notebooks längst keine Seltenheit mehr, bei MacBooks bislang aber Fehlanzeige. Selbst die auf die Fingerbedienung ausgelegten iPhone- und iPad-Apps, die auf den neuen Macs mit Apple-Chips laufen, muss man mit Maus, Tastatur und Trackpad steuern. Wäre ein Mac mit Touchscreen nicht doch angebracht?

Leo Becker meint, dass ein Touchscreen den Mac deutlich flexibler machen würde.

Statt für mehr Flexibilität durch Finger- und Pencil-Eingabe zu sorgen, verharrt der Mac weitestgehend auf dem Status Quo von 1984. Eine gute Begründung dafür sucht man bei Apple vergeblich: Es sei nicht möglich, ein Betriebssystem gleichzeitig für Touch- und Mausbedienung zu optimieren, erläuterte Marketingchef Phil Schiller noch vor wenigen Jahren.

Das Argument hat Apple mit iPadOS aber selbst widerlegt: Finger, Stift, Tastatur, Trackpad und Maus harmonieren dort kongenial. Wenn ich vom iPad zum MacBook wechsele, scheint mir dessen Display defekt zu sein, da es auch auf beharrliches Antippen nicht reagiert.

Natürlich ist es unergonomisch, einen iMac oder großen Monitor dauerhaft mit dem Finger oder Stift zu bedienen. Dafür gäbe es Lösungen, die etwa vorsehen, dass sich das Display auf die Tischplatte absenken lässt, wie es – ausgerechnet! – Microsoft mit seinem Surface Studio demonstriert hat.

macOS muss sich für die Touch-Bedienung keineswegs verbiegen. In Big Sur ist vieles schon luftig genug für die Fingerbedienung. Nützlich sind gerade die einfachen Touch-Eingaben, etwa zum Scrollen von Webseiten oder zum schnellen Manipulieren eines Objektes in Apps. Dafür muss ich nicht jedes Menü haarklein per Finger bedienen können, Maus oder Trackpad sind schließlich stets in Reichweite. Als klassischer Computer ist der Mac in jeder Hinsicht offener und flexibler als das iPad – außer bei den Eingabemöglichkeiten.

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Die Touch Bar, die schmale Display-Leiste über der Tastatur des MacBook Pro, beschrieb Apple bei der Einführung als das "beste beider Welten". Sie war aber nur ein fauler Kompromiss, der wohl bald verschwindet, wenn die Gerüchteküche richtig liegt. Bitte gleich durch einen richtigen Touchscreen ersetzen, Apple! (lbe)

Kai Schwirzke findet Touch-Displays am Mac überflüssig.

Touch-Bildschirme an Desktop-Rechnern sind mir ein Graus. Ich finde sie vor allem eines: unergonomisch. Nach wenigen Stunden tut mir der Arm weh, weil ich ihn in Richtung Bildschirm recken muss. Außerdem lässt sich gerade bei größeren Diagonalen der Monitor mit der Hand nicht mehr erreichen, wenn man in augenärztlich empfohlener Distanz davor sitzt.

Also heißt es: vorbeugen, tippen und wischen, zurücklehnen. Das nervt, vor allem mich als Brillenträger, nach einer Weile kolossal. Auf einem Notebook kommen diese Argumente naturgemäß weniger stark zum Tragen. Aber auch vor meinem MacBook Pro hocke ich nicht ständig in Touch-Distanz.

Bei den portablen Macs drückt zudem ein anderer Hemmschuh besonders schmerzlich: Apps für macOS sind nicht für die Touch-Bedienung ausgelegt. Sie besitzen wesentlich komplexere Bedienelemente, Pull-Down-Menüs etwa. Die sind oft schon mit der Maus reichlich fummelig zu bedienen, da muss ich nicht zusätzlich noch mit dem Zeigefinger herummurksen. Und ganz ehrlich – selbst auf dem iPad treffe ich kleine Häkchen, Kreuze oder Icons manchmal nur mit Mühe. Es hat einen guten Grund, dass Zubehörtastaturen für das iPad häufig auch ein Touchpad an Bord haben, Apples Magic Keyboard zum Beispiel: So kann man die Hände lassen, wo sie hingehören: in der Nähe der Eingabe-Devices.

Weitere Steuerungsoptionen für meinen Mac sind mir egal: Tastatur, Maus und Trackpad reichen völlig. Ich möchte nicht zusätzlich auf meinem Bildschirm herumtippen und mit den Fingern zoomen. Bereits die Touch Bar am MacBook zählt nicht zu meinen engsten Freunden. Die Touch-Displays an iPhone und iPad sind toll, weil ich diese Geräte in die Hand nehme. Den Mac stelle ich auf den Tisch, deshalb passt das Bedienparadigma nicht zu ihm. Hoffentlich verzichtet Apple aus genau diesen Beweggründen auch künftig darauf. (kai)

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