LG erwägt Rückzug aus dem Smartphone-Markt

Ein internes Memo an Mitarbeiter deutet größere Veränderungen in der Handy-Abteilung an. LG bestätigt das Memo, aber bislang sei noch nichts entschieden.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 28 Kommentare lesen
Messe, MWC, MWC 2018, LG,

(Bild: heise online)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer
Inhaltsverzeichnis

In einer internen Mitteilung an die Mitarbeiter hat LG-Chef Kwon Bong-seok größere Veränderungen seiner Smartphone-Abteilung angedeutet. Die Handysparte von LG fährt bereits seit mehr als vier Jahren kontinuierlich Verluste ein, sodass ein Rückzug aus dem Smartphone-Markt immer wahrscheinlicher wird. LG bestätigt derartige Erwägungen, aber man prüft alle möglichen Maßnahmen und es ist noch nichts entschieden.

LG-Präsident Kwon Bong-seok erklärte laut Korea Economic Daily in einer Mitteilung an die Mitarbeiter der Mobile Communications Division des Konzerns, dass LG die bestmögliche Entscheidung über die Handysparte treffen muss. Gleichzeitig beschwichtigte er aber auch die Angestellten und fügte hinzu, dass sie sich unabhängig von der Entscheidung keine Sorgen machen müssten. LG wolle die Arbeitsverhältnisse im Prinzip beibehalten. Das könnte darauf hinauslaufen, dass manche Arbeitnehmer in andere Abteilungen versetzt werden.

Auf eine entsprechende Anfrage der Zeitung Korea Herald erklärte LG offiziell: "Da der Wettbewerb auf dem Weltmarkt für Mobilgeräte immer härter wird, ist es für LG an der Zeit, ein objektives Urteil zu fällen und die beste Wahl zu treffen. Das Unternehmen erwägt alle möglichen Maßnahmen, einschließlich Verkauf, Rücknahme und Reduzierung des Smartphone-Geschäfts."

Die Handysparte von LG Electronics hat seit 2015 mit stetig sinkenden Umsätzen und operativen Verlusten zu kämpfen. So sank der Jahresumsatz der LG Mobile Communications Division von rund 107 Millionen Euro 2015 auf nur noch 44 Millionen Euro 2019. Gleichzeitig stiegen die operativen Verluste in diesem Zeitraum von 900.000 Euro 2015 auf fast 14,9 Millionen Euro 2019. Damit haben sich die Verluste der LG Mobile Communications Division seit 2015 auf inzwischen fast 37,5 Millionen Euro aufsummiert.

LG hat sich schon mehrfach gegen diese Entwicklung gestemmt. Ende 2019 hat LG angekündigt, seine Zusammenarbeit mit ODM-Partnern intensivieren zu wollen. Nachdem zuerst vor allem Einsteigerhandys von diesen externen ODMs entwickelt und hergestellt worden waren, hat LG im Dezember 2020 auch die Produktion von Mittelklasse-Smartphones ausgelagert. Nur im High-End-Bereich und bei experimentellen Handys entwickelt und fertigt LG weiterhin selbst.

Letztes Jahr hatte das Unternehmen mit dem LG Wing überrascht: Das Smartphone hat zwei Bildschirme, die übereinander liegen und sich um 90 Grad drehen lassen. Zur CES Anfang dieses Jahres hat LG dann das LG Rollable gezeigt. Dieses Smartphone mit Roll-Display, das sich von Handy- auf Tablet-Größe ausziehen lässt, soll 2021 auf den Markt kommen.

LG spielt bei den weltweiten Marktanteilen von Smartphones nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Android-Bereich dominieren aktuell Samsung sowie die chinesischen Anbieter Huawei, Xiaomi und Vivo. LG erreicht hier nur noch einen Marktanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Marktbeobachter vermuten, dass sich LG künftig auf die Entwicklung von Innovationen und das Design von Smartphones fokussiert. Produktion und Vermarktung könnten dagegen an Partner ausgelagert werden. Die Börse reagierte positiv auf diese Berichte. Seit Mittwochmorgen ist der Aktienkurs von LG Electronics innerhalb von etwas mehr als einem Tag um fast 18 Prozent angestiegen.

(fds)