Uni Wittenberg geht 204 Jahre nach Schließung online

Die einstmals bedeutende Universität Wittenberg gibt es seit 1817 nicht mehr. Nun hat sie einen eigenen Internetauftritt bekommen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 65 Kommentare lesen
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Dorothee Wiegand

Schon 1502 wurde die „Leucorea“ genannte Wittenberger Universität gegründet. Sie erlangte schnell große Bedeutung und war zeitweise die meist-frequentierte deutsche Universität. Während des „großen Universitätssterbens“ um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert endete diese Erfolgsgeschichte: Durch die Vereinigung mit der erst 1694 gegründeten Universität in Halle wurde die Leucorea 1817 aufgehoben. Nun ist die Universität Wittenberg im Rahmen des Projekts „Leucorea online“ immerhin im Web wieder auferstanden.

„Seit es das Internet gibt, hat jede Institution, die etwas auf sich hält, eine eigene Website. Wer keine hat, existiert in der allgemeinen öffentlichen Wahrnehmung im Grunde nicht – bzw. hat nicht existiert.“ heißt es auf der Startseite. Die Online-Präsenz der altehrwürdigen Hochschule soll diese im kulturellen Gedächtnis der Gesellschaft lebendig erhalten.

Der neue Webauftritt ähnelt dem einer modernen Hochschule. Ein Newsfeed auf der Startseite vermeldet etwa den Geburtstag von Caspar Cruciger dem Älteren am 1. Januar – geboren wurde der Theologe und Reformator im Jahr 1504. Das Ganze ist aber weit mehr als eine hübsche PR-Maßnahme, denn die Website macht umfangreiche historische Quellen verfügbar. Sie sei als Knotenpunkt angelegt, der zu den digitalisierten Beständen der Leucorea hinführe, so die Beschreibung. Mehr als 850 Volltextdateien von digitalisierten Originalquellen über Forschungsliteratur bis zu populären Darstellungen stehen dem Besucher zur Verfügung.

Anhand der Dokumente lässt sich auch die wechselvolle Geschichte der Universität detailliert nachvollziehen. Außer einer Zeittafel mit zentralen Ereignisse von 1502 bis 1817 gibt es mehrere Gesamtdarstellungen zur Universitätsgeschichte und zahlreiche Einzeldokumente. Die Universität Wittenberg hatte vier Fakultäten: die Artistische/Philosophische, Theologische, Juristische und Medizinische Fakultät. Bedeutende Hochschullehrer wie Philipp Melanchthon und Martin Luther werden mit ihren Hauptwerken vorgestellt.

Mit der Website werde der Wittenberger Universität ein Online-Nachleben verliehen, schreiben die Initiatoren des Projekts. „So konnte mit einiger Verspätung dem misslichen Umstand abgeholfen werden, dass die Leucorea aus der Perspektive des Internetzeitalters 180 Jahre zu früh aufgehoben worden war.“

(dwi)