Telegram statt WhatsApp: Vom Regen in die Traufe

Die neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp sorgen für Diskussionen und verschaffen alternativen Messengern unerwarteten Aufschwung. Ein fiktives Gespräch.

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Jan-Keno Janssen

Hi, sag mal, wollen wir mit unserer WhatsApp-Gruppe vielleicht umziehen? Ich habe gehört, WhatsApp sei unsicher, da kam neulich so ein Fenster mit neuen Nutzungsbedingungen.

Ja, klar finde ich gut! Was nehmen wir denn, Signal, Threema, Wire? Oder machen wir was Eigenes mit XMPP?

Ich dachte an Telegram. Katrin vom Yoga hat erzählt, dass das viel sicherer wäre!

WAS? Gruppenchats sind doch bei Telegram grundsätzlich nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt! Und alles wird auf den Servern gespeichert, das heißt, dass _alles_, was du jemals in normale Telegram-Chats geschrieben hast, abrufbar ist! Fotos auch!

Aber WhatsApp ist ja noch schlimmer, weil die geben unsere Daten an Facebook!

Bei WhatsApp sind aber alle Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Es kann also niemand mitlesen, nicht WhatsApp, nicht Facebook, nicht der Papst, nicht die CIA. Allerdings kann Facebook gepostete URLs und Metadaten auswerten, weshalb man schon einen Wechsel überlegen kann. Aber mit Telegram kommst du vom Regen in die Traufe.

Da gibt’s animierte Sticker!

Ja, das stimmt, und obendrein ist Telegram schnell, benutzerfreundlich und hübsch. Ich benutze die App auch gerne, aber nur für quasi-öffentliche Dinge wie Pokemon-Go-Verabredungen. Wenn man mehr Privatsphäre will, sollte man definitiv einen verschlüsselnden Messenger nehmen.

Aber bei Telegram sind auch Nicht-Mainstream-Meinungen gerne gesehen!

Das mag sein, aber bei verschlüsselnden Messengern sind sogar noch mehr Meinungen möglich, weil nämlich niemand mitlesen, zensieren oder löschen kann – noch besser, oder? Außerdem ist Signal im Unterschied zu Telegram komplett Open Source.

Ich habe gehört, dass da die New World Order, die Bilderberger und die Freimaurer hinterstecken!

Also, wenn ich so drüber nachdenke: Vielleicht sollten wir die Gruppe ganz löschen.


Jan-Keno Janssen

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(jkj)