Gemeinnütziger Kommerz

Der gemeinnützige Verein "DV Controlling" bietet seinen Mitgliedern Geschäftsmöglichkeiten, deren Kosten man von der Steuer absetzen kann.

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Von
  • Clemens Gleich

Am Wochenende machte der Spam eines "steuerlich anerkannten, gemeinnützigen Vereins" die Runde in Deutschland. Darin versprach der "DV Controlling e. V." dem Leser eine eigene 0190-Nummer für bezahlte Internet-Dienste. Auf den ersten Blick Werbemüll wie jeder andere, doch bei genauerem Nachfragen zeigte sich, dass der Verein tatsächlich beim Amtsgericht Wesel unter VR 0778 als gemeinnützig anerkannt ist, da er sich eine bildende Mission auf die Fahnen geschrieben hat.

Wer sich mit 200 Euro zum Vollmitglied macht und ab 100 Euro monatlich entrichtet, erhält eine Software, die Wählprogramme für teure Zugangsnummern erstellt, wie sie von Pornoseiten bekannt sind. Diese Dialer kann das Mitglied nun nutzen, um "selbst bei geringsten Umsätzen sofort eine phantastische Auszahlung" zu erhalten. Die Kosten dafür darf man von der Steuer absetzen -- es ist ja für einen guten Zweck. Eine "passive Mitgliedschaft" ist sogar für nur acht Euro monatlich möglich, erlaubt aber nur eine Bezahlnummer.

Bevor jetzt jedoch angehende Pornokönige überlegen, die Geschäftskosten für ihre Fleischbeschau steuerlich begünstigend geltend zu machen, sollten sie einige Ungereimtheiten in Betracht ziehen. So heißt es im Mitgliedschaftsantrag: "Die Satzung ist bekannt", die Frage ist jedoch: Woher? Auf der Internetseite steht sie schon einmal nicht. Erst ein Anruf bei DV Controlling erbrachte nach anfänglichem Widerstreben die Kopie des Textes. Während dort viel von edlen Absichten steht, war die Rechtfertigung des Vereins in der Einleitung der Mail schon interessanter: "Wir verkaufen nichts und führen auch keine gewerblichen Handlungen aus; dies überlassen wir unseren Mitgliedern."

Also eigentlich alles klar für Schmuddel im Dienste Deutschlands. Nun, zumindest fast, denn aufgrund des seltsamen Auftretens veranlasste die c't-Redaktion eine erneute Prüfung des angeblich gemeinnützigen Vereins bei den zuständigen Behörden. Die Vereinsvorsitzenden sehen wenigstens ein, dass sie mit dem Einkauf und Gebrauch einer E-Mail-Adressenliste nicht unbedingt beliebter geworden sind: Man habe die Werbeschreiben unverzüglich eingestellt. (cgl)