Aleph Alpha erhält 5,3 Millionen Euro für europäischen OpenAI-Konkurrenten

Aleph Alpha will dem US-amerikanischen OpenAI ein europäisches KI-Pendant gegenüberstellen. Es soll europäischen Werten und dem Datenschutz entsprechen.

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(Bild: whiteMocca/Shutterstock.com)

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Der ehemalige Apple-Manager Jonas Andrulis erhält eine Anschubfinanzierung von 5,3 Millionen Euro für sein KI-Startup Aleph Alpha für die Entwicklung starker KI. Wie das Handelsblatt berichtet, werde das Geld von den Risikokapitalgebern LEA Partners, 468 Capital und Cavalry Ventures bereitgestellt.

Dabei sind die Ziele des Start-ups aus Heidelberg hoch gesteckt: "Wir wollen zur digitalen Souveränität Europas beitragen", zitiert das Handelsblatt Andrulis, der bei Apple verschiedene Teams für Sonderprojekte geleitet hatte, darunter wohl auch für autonomes Fahren. Außerdem war er in die Entwicklungsarbeit von Apples Sprachassistentin Siri involviert. Rund drei Jahre hielt der Experte für maschinelles Lernen bei Apple durch, seit 2019 steckt er seine Energie in den Aufbau des in Heidelberg ansässigen Unternehmens Aleph Alpha mit dem Ziel "die Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit von Artifical General Intelligence (AGI)" zu revolutionieren, wie es auf der Unternehmens-Website heißt.

Als Vorbild dient dabei das US-amerikanische OpenAI-Projekt, das sich als Non-Profit-Organisation mit der Erforschung von Künstlicher Intelligenz befasst und unter anderem die autoregressiven KI-Sprachmodelle GPT-2 (Generative Pre-trained Transformer) und das 2020 vorgestellte GPT-3 hervorgebracht hat. Besonders GPT-3 als erstes kommerzielles Produkt von OpenAI hat für Aufsehen gesorgt, denn die KI kann natürlichsprachliche Texte generieren, die aufgrund des mit mehreren Hundert Gigabyte Daten antrainierten Sprachverständnisses kaum von denen eines menschlichen Schreibers zu unterscheiden sind. Allerdings muss GPT-3 auch einiges an Kritik einstecken. So verschwendet dieses Sprachmodell viel Energie beim Training und die verwendeten Trainingsdaten können dazu führen, dass solche Modelle toxische Antworten geben, beispielsweise rassistische oder frauenfeindliche Ergebnisse liefern.

Hier will Aleph Alpha ansetzen und dem entgegenwirken. "Wenn wir unsere sozialen und ethischen Wertgrundlagen selbst bestimmen wollen, müssen wir die technische Expertise und Wertschöpfung in Europa halten", zitiert das Handelsblatt Andrulis. So könne es in Europa gelingen, nicht nur die europäischen Datenschutzregeln bei der Entwicklung einer eigenen starken KI einzuhalten, sondern auch die Vielfalt Europas kulturell und sprachlich zu berücksichtigen, um kleinere Staaten nicht auszuschließen.

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Im Gegensatz zu OpenAI ist Aleph Alpha aber ein sehr kleiner Fisch, denn OpenAI kann mit potenten Geldgebern wie Microsoft und Elon Musk und weiteren Spendern auf eine sehr solide Finanzierungsbasis in Höher von rund 100 Milliarden US-Dollar zurückgreifen. Aleph Alpha wird deshalb am Anfang eher kleinere Brötchen backen müssen. Allein um ein Sprachmodell wie GPT-3 nachzubauen müssten zwischen 5 und 20 Millionen Euro investiert werden. Dabei seien die Kosten für die Trainingsdaten noch nicht inklusive, heißt es in dem Bericht des Handelsblatt. Das deutsche Sprachmodell sei längst noch nicht auf der Höhe von GPT-3.

Andrulis setzt deshalb auf Kooperation, um auch die teuren, für das Training benötigten Rechenkapazitäten finanzieren zu können. Denn schließlich müsse auch ein Unterschied zwischen der OpenAI-Version und der eigenen erkennbar sein. Dafür wolle man mit anderen Forschungseinrichtungen kooperieren. Für die Entwicklung einer starken KI in der geforderten Qualität benötigt man außerdem hochqualifizierte Experten. Bisher beschäftigt Aleph Alpha etwa 13 Mitarbeiter. Auf der Unternehmens-Website sind weitere Stellen ausgeschrieben, Mitte 2022 wolle man auf 30 Mitarbeiter aufgestockt haben.

Für das ambitionierte Projekt ist die Anschubfinanzierung deutlich zu wenig, rund 100 Millionen Euro erhofft sich Andrulis aus einer zweiten Finanzierungsrunde, heißt es im Handelsblatt. Dabei zielt er wohl auch auf staatliche Finanzierungsoptionen ab, denn Datenschutz und Wertschöpfung in Europa stehen in der EU derzeit hoch im Kurs. Das Stichwort "Digitale Souveränität", um sich gegenüber den USA zu behaupten, dürfte generell auf offene Ohren stoßen.

Ein Projekt zwischen der Bundesdruckerei als staatliches IT-Sicherheitsunternehmen und Aleph Alpha könnte möglicherweise ein weiterer Anstoß sein: Wie das Handelsblatt schreibt, wolle Aleph Alpha die eigene KI dafür einsetzen, um auf parlamentarische Anfragen zu antworten. Damit sollen Auskünfte gegenüber Abgeordneten erteilt werden können, ohne dass in den Ministerien dafür zu viele personelle Kapazitäten gebunden werden. Als Datengrundlage benutzt Aleph Alpha mehrere Tausend Texte der Website kleineanfragen.de, heißt es.

(olb)