Facebook: 2020 stand im Zeichen von Haskell, Diversität und dem Docusaurus
In einem JahresrĂĽckblick schlĂĽsselt Facebook den eigenen Beitrag zur Open-Source-Entwicklung 2020 nach Zahlen und Projekten auf.
(Bild: Cryptographer/Shutterstock.com)
- Silke Hahn
Facebook hat in einem Blogeintrag sein Open-Source-Engagement im vergangenen Jahr rekapituliert und legt dazu Zahlen und Fakten vor. Der Social-Media-Konzern ist 2020 der Linux Foundation sowie als Platinförderer dem Zephyr Project beigetreten. Er betont in dem Jahresbericht sein Wirken im Bereich Diversität und Inklusion, zum Beispiel durch Stipendien für Black Developers in einem gemeinsam mit GitHub und Major League Hacking im Sommer 2020 aus der Taufe gehobenen Förderprogramm.
Haskell-Code ĂĽberarbeiten mit Retrie
Ein technischer Schwerpunkt lag offenbar auf dem Weiterentwickeln des internen Werkzeugkastens, der nach und nach zugänglich gemacht wird. So haben Facebook-Entwickler mit Retrie ein Tool zum Refactoring und Modifizieren von Haskell-Code veröffentlicht: Die funktionale Programmiersprache Haskell ist über 30 Jahre alt und kommt insbesondere beim Bekämpfen von Spam und Malware zum Einsatz, zu diesem Zweck hat Facebook Retrie intern schon länger im Einsatz. Mit Docusaurus haben die Entwickler des sozialen Netzes ein ebenfalls hauseigenes Infrastrukturprojekt für Websites der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Das Projekt dürfte davon profitiert haben, denn mit einigen Zusatzfeatures und Community-Beiträgen erreichte Docusaurus anschließend die zweite Hauptversion.
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Big Data analysieren mit Presto
Big Data spielte eine Rolle bei Presto, einer verteilten SQL-Query-Engine zur Analyse großer Datenmengen, die Facebook 2012 gegründet hatte. Abfragen sind über Datenquellen verschiedener Herkunft zum Beispiel mittels MongoDB, Kafka, PostgreSQL und MySQL möglich. Die Entwicklung betreibt heute die Presto Foundation, die ein Unterprojekt der Linux Foundation ist. 2020 nahm die Stiftung weitere Mitglieder auf (unter anderem Intel), die gemeinsam eine virtuelle Konferenz veranstaltet haben.
Im Bereich Mobile und Web hat Facebook Anfang 2020 den Code einer Bibliothek für das State-Management in React-Anwendungen veröffentlicht, die Library namens Recoil beherrscht Features wie das sogenannte Time-Travel Debugging und wurde bislang, so wie React selbst, von Facebook entwickelt. Sie soll ohne Boilerplate-Code auskommen und Concurrency beherrschen. Ebenfalls letztes Jahr erschienen ist ein Android-Studio-Plug-in für das deklarative Framework Litho, mit dem Mobile-Enwickler Nutzeroberflächen (UIs) für Android entwickeln können.
Machine Learning: MultiĂĽbersetzung und PyTorch
Weitere Aktivitäten waren auf dem Feld des Machine Learning zu verzeichnen. So brachten Forscher aus dem Facebook-Umfeld ein multilinguales Übersetzungsmodell heraus, das für jedes beliebige Paar aus 100 möglichen Sprachen funktionieren soll, ohne Englisch als Mittlersprache zu benötigen. Das ebenfalls für Machine Learning relevante Ökosystem von PyTorch erhielt 20 neue Projekte, und Facebook kann auf eine Reihe von Fachtreffen verweisen, die PyTorch-Entwickler virtuell zusammenbrachten.
So nahmen rund 2500 internationale Fachleute am PyTorch Summer Hackathon 2020 teil und feilten an Entwicklertools, Web- und Mobile-Apps. Der Fokus des Programmierwettbewerbs lag unter anderem auf verantwortungsbewusstem Einsatz von KI. Das PyTorch-Team brachte Opacus heraus, eine skalierbare Hochgeschwindigkeitsbibliothek zum Trainieren von PyTorch-Modellen mit Differential Privacy.
Blockchain-Technik für Alternativwährung
Last, but not least gab es Neuigkeiten zur Blockchain: Facebook treibt die Technik weiterhin voran, um unter dem Namen Diem Blockchain (zuvor bezeichnet als Libra) eine alternative Zahlungsform zu entwickeln, die das Unternehmen als "inklusiv" bezeichnet (was auch auf Heise kontrovers diskutiert wird). Die Diem Blockchain hat 2020 eine neue Dokumentation und Tutorials erhalten, Clients lassen sich mit den offiziellen SDKs in Python, Java und Go schreiben.
Quelloffenes auf GitHub
Das Portfolio an quelloffenen Projekten ist im Vorjahr auf rund 750 Repositories aktiver Projekte angewachsen, von denen etwa 200 erstmals öffentlich zugänglich wurden. Softwareentwickler von Facebook steuerten insgesamt rund 128.000 Änderungen am Quellcode der öffentlichen Repositories bei. Davon stammten etwa 111.000 Eingriffe von Angestellten des Konzerns und rund 17.000 von externen Mitarbeitern. Die Anzahl an "Followern" auf GitHub, die die von Facebook mitfinanzierten Open-Source-Projekte positiv bewertet haben, gibt das Social-Media-Unternehmen mit rund 1,3 Millionen an (davon sind rund 127.000 als Follower auf GitHub 2020 neu hinzugekommen).
WeiterfĂĽhrende Hinweise und Querverweise zu den Quellen lassen sich dem Blogeintrag der Facebook-Entwickler entnehmen.
(sih)