TopText ahmt Smart-Tag-Technik nach

Das Programm TopText verändert die Ansicht von HTML-Dokumenten ähnlich wie Smart Tags, bietet aber weder Seitenbetreiben noch Nutzern die Möglichkeit der Deaktivierung.

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Von
  • Clemens Gleich

Wer sich vor einiger Zeit mit der Peer-to-Peer-Software KaZaA ausgerüstet hat, bekam bei der Standardinstallation das so genannte TopText-Tool mitgeliefert. Dieses Programm fügt zusätzliche Werbelinks in die mit dem Internet Explorer angezeigten Seiten ein. Nun wird die Software nach den Beschwerden der entrüsteten Nutzer nicht mehr per default mit aufgespielt, biedert sich jedoch immer noch mit der Versprechung an, es sei "ein Browser-Plug-in, das dem Internet Explorer relevante Quick Links gibt".

Was relevant ist, entscheidet die Herstellerfirma eZula auf Basis komplexer Vergleiche, wer denn das meiste Geld für ein derart gesponsortes Wort zahlt. Nach Berichten von Searchenginewatch verlange die Firma zwischen einem halben und einem US-Dollar pro durchgestelltem Klick. Um auch wirklich sicherzustellen, dass möglichst viele IE-Surfer auf die leuchtfarbenen Links klicken, kann man sie erst gar nicht abstellen. An diesem Punkt hatte Microsoft vorher mit seinen Smart Tags Mitleid für Web-Autoren gezeigt und die "Orientierungshilfen" abgeschaltet. So eine Schwäche gibt sich eZula nicht, doch kann man in den Softwareeinstellungen von Windows den kleinen Störenfried auch problemlos wieder loswerden: Dort steht er als "TopText" in der Liste.

"Own the net!" verspricht eZula seinen Partnern auf seiner Homepage, doch mit der Abdeckung in Deutschland hapert es noch etwas. "Geld machen zu Hause" brachte etwa keinen der gelben Würmer unter die Worte, während "credit card" gleich in vielen Variationen Ergebnisse lieferte (siehe Bild). Für Smart-Tag-Fans hierzulande gibt es aber mit dem "Goodi Consumer Interest Assistant" eine Alternative, die sogar über den Komfort eines Aus-Schalters verfügt.

Vom Standpunkt der Urheber, also der Redakteure, Autoren und Webdesigner, stellt sich der Sachverhalt ungleich weniger fröhlich dar. Wer einen Text schreibt, weiß, warum er hier einen Link setzt und da keinen. eZula fährt zwar das Argument auf, die User könnten sich ihr Internet ansehen, wie sie es für richtig halten, doch ist verständlicherweise kein Seitenbetreiber darüber begeistert, wenn seine Werke als Werbemedium missbraucht werden. Und vielleicht ist er oder sie ja gerade stolz darauf, keine Werbung auf den Seiten zu haben. eZula gibt diesen Leuten auch keine Möglichkeit einer serverseitigen Deaktivierung der fragwürdigen Dienstleistung. Die Debatte ist nicht erst mit den Smart Tags angetreten worden. Schon vorher tauchten Kreationen wie "QuickClick" oder "zBubbles" auf und meist recht schnell wieder unter. Diesmal hat der Ansatz jedoch mit KaZaA ein attraktives Trägermedium, um in die Webansicht der Explorer-Nutzer einzugreifen. Und die stellen die Mehrheit der Surfer ... (cgl)