Linux: Solus 4.2 bringt überarbeiteten Budgie-Desktop

Die Version 4.2 der Linux-Distribution Solus unterstützt zusätzliche Hardware und bietet zahlreiche Detailverbesserungen am hauseigenen Budgie-Desktop.

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(Bild: Bonnie Fink / Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Tim Schürmann
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Rund ein Jahr hat die Entwicklung der neuen Solus-Version gedauert, die Neuerungen fallen für diese lange Zeitspanne jedoch recht überschaubar aus. So werkelt jetzt im Hintergrund der Linux Kernel 5.10.12, durch den Solus 4.2 mehr Hardwarekomponenten als die Vorversion unterstützt. Dazu zählen neben weiteren USB-Kameras vor allem auch Prozessoren der aktuellen Generation, wie etwa die AMD Ryzen 5600X-Familie oder Intels Core i9-10850K. Durch ein Update der Grafikbibliothek Mesa unterstützt die Linux-Distribution zudem AMD-Grafikkarten der RDNA 2- beziehungsweise RX6000-Familie. Zusätzlich offeriert Mesa auf AMD- und Intel-Grafikkarten eine Vulkan 1.2 Schnittstelle.

Die auf Gnome basierende Desktop-Umgebung Budgie meldet sich in der bereits Anfang Dezember veröffentlichten Version 10.5.2. Eine der größten Neuerungen betrifft die Symbole auf der Arbeitsfläche, um die bislang der Gnome-Dateimanager Nautilus verwaltet hat. Nachdem die Gnome-Entwickler die Unterstützung für die Desktop-Symbole gestrichen hatten, entwickelte das Solus-Team kurzerhand einen Ersatz. Die "budgie-desktop-view" getaufte Implementierung kommt erstmals in Budgie 10.5.2 und somit auch in Solus 4.2 zum Einsatz. Das Erstellen von Symbolen funktioniert dort nach dem Drag-and-Drop-Prinzip: Zieht man aus dem Dateimanager einen Ordner oder eine Datei auf den Desktop, entsteht dort automatisch ein passendes Symbol.

Um den Papierkorb und das Ordner-Symbol auf dem Desktop kümemrt sich ab sofort die neue Komponente "budgie-desktop-view".

Budgie 10.5.2 verbessert zudem das Startmenü, das jetzt die Programmkategorien alphabetisch sortiert und zudem keine leeren Kategorien mehr anzeigt. Letzteres passierte vor allem bei der Installation von Windows-Anwendungen über die Laufzeitumgebung WINE. Darüber hinaus achtet das Startmenü genauer auf die Angaben in den Desktop-Informationsdateien. Über diese ".desktop"-Dateien verraten Programme, in welcher Kategorie sie untergebracht werden möchten und mit welchem Befehl sie das Startmenü aufrufen muss. Anwendungen können in der ".desktop"-Datei aber auch explizit darum bitten, nicht im Startmenü aufzutauchen. Dieser Forderung folgt das Budgie Menu jetzt strikter, da es in einigen weiteren Fällen die entsprechenden Einstellungen "Hidden" und "NoDisplay" berücksichtigt. Sofern sich eine Anwendung per "pkexec" starten lassen möchte, erstellt das Menü beim Aufruf einen neuen asynchronen Prozess.

Ebenfalls komplett neu geschrieben haben die Budgie-Entwickler das System Tray. Die neue Implementierung nutzt das XEmbed-Protokoll, was vor allem einige Darstellungsfehler der dort untergebrachten Symbole beheben soll. Unter anderem blinken einige Symbole nicht mehr, wenn der Anwender die Transparenz des Panels auf "Dynamic" setzt. Das im System Tray verankerte Applet für die Lautstärkeregelung bietet zudem eine Schaltfläche, mit der man den Ton sofort stumm schalten kann.

Die Icon Task List zeigt in der Leiste (Panel) am unteren Rand die gerade laufenden Anwendungen als Symbole an. Für die aktuelle Budgie- beziehungsweise Solus-Version haben die Entwickler das Verhalten der Icon Task List leicht verändert. Zunächst können Anwender in den Einstellungen festlegen, dass Budgie bei einem mittleren Mausklick oder über einen Doppelklick eine neue Instanz der Anwendung startet. Des Weiteren erkennt und sortiert die Icon Task List die Symbole cleverer. Unter anderem zeigt sie kein Symbol für einen gerade sichtbaren Splash Screen an. Sollte eine Anwendung nur einmal geöffnet sein und auf einer anderen Arbeitsfläche laufen, springt Budgie bei einem Klick auf das zugehörige Symbol zur entsprechenden Arbeitsfläche und holt dort das Fenster auf den Bildschirm.

Das Anlegen einer neuen Leiste gelingt jetzt in den Einstellungen über die entsprechende, endlich eindeutig beschriftete Schaltfläche.

Budgie besitzt mit Raven ein eigenes Informationscenter, das ähnlich wie Windows die Nachrichten sowie einige ausgewählte Widgets in einer Seitenleiste präsentiert. Ab sofort können die Nutzer frei entscheiden, auf welcher Bildschirmseite Raven erscheint.

Wer Budgie nicht mag, kann Solus 4.2 auch mit Gnome 3.38, MATE 1.24 oder Plasma 5.20 betreiben. Die Solus-Entwickler setzen allerdings unter jeder Desktop-Umgebung andere Multimedia-Programme ein. So spielt unter Budgie und Gnome standardmäßig der GNOME MPV-Player Videos ab, während diese Aufgabe unter Plasma der SMPlayer erledigt. In allen Solus-Editionen lassen sich Dank aktualisiertem FFmpeg und der "librav1e"-Bibliothek Videos mit dem freien AV1-Codec erstellen. Das Abspielen übernimmt der noch einmal in der Geschwindigkeit optimierte dav1d-Decoder.

Neben der genannten Software haben die Solus-Entwickler zahlreiche weitere Pakete aktualisiert. Unter anderem liegt jetzt das Büropaket LibreOffice in Version 7.0.4.2 bei, während Firefox 85.0 ins Internet führt.

(bme)