Niedergang der Scheibenwelt: DVD/Blu-ray, Streaming-Dienste und Corona

Manche Branchen profitieren in der Coronakrise vom Lockdown, dazu zählen Streaming-Dienste. Der Umsatzverfall bei Videoscheiben ist dagegen nicht aufzuhalten.

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(Bild: Andrés Rodríguez via Pixabay)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Nico Jurran

Die Coronakrise verursacht nicht nur Verluste. Manche Branchen profitieren vom Lockdown – auch, weil es sich viele Menschen in Krisenzeiten in den eigenen vier Wänden besonders schön machen wollen. Dazu passen die Zuwächse beim Streaming – den Verfall beim Umsatz mit Videoscheiben scheint aber auch dieser Trend nicht aufzuhalten.

Bereits zehn Jahre in Folge gehen in den USA die Verkäufe von Videoscheiben kontinuierlich bergab, in den vergangenen vier Jahren fielen die Verkäufe jeweils in zweistelligen Prozentbereichen. Insofern könnte man das Minus von 20,46 Prozent in 2020 als "Business as usual" abtun. Doch Experten sind verwundert, dass selbst Corona als unbestreitbarer Motor für den Konsum von Videos die Entwicklung nicht bremste.

Die Zukunft für Disc-Fans sieht somit recht düster aus – auch und gerade in Deutschland: Universal Pictures und Warner bringen viele Filme hierzulande nur mehr als Videostream heraus, die in den USA noch auf Disc erscheinen. Dazu soll auch der Science-Fiction-Film "Love and Monsters" (deutscher Titel "Monster Problems") gehören, der im Januar in den USA die Charts der Disc-Verkäufe anführt und hierzulande wohl nur bei Netflix zu sehen sein wird.

Die Action-Serie „Helstrom“ aus dem Marvel Cinematic Universe, die bei Disney+ als Star Original starten wird, lief in den USA nur eine Staffel lang.

(Bild: Disney+)

Disney nimmt derweil die bereits im Dezember angekündigte Expansion seines Abo-Dienstes Disney+ um den Erwachsenenbereich "Star" in Angriff: Als Startaufstellung für den 23. Februar nannte der Dienst nun mehr als 270 Filme und 60 Serien – darunter die Marvel-Filme "Deadpool" und "Logan", die die neue Tochter 20th Century Studios (ehemals 20th Century Fox) liefert.

Wie Disney+ bietet Star "Originals", allerdings ist der Begriff hier weiter auszulegen: So wurde die TV-Serie "Love, Victor" um einen homosexuellen Teenager einst für Disney+ entwickelt, erscheint nun aber wegen der Thematik bei Star. Die Krimiserie "Big Sky", die Zeichentrickserie "Solar Opposite" und die Action-Serie "Helstrom" liefen in den USA bereits bei ABC beziehungsweise Hulu.

Mit Star wächst aber nicht nur das Angebot an Inhalten, auch der Abopreis steigt: Statt wie bisher 6,99 Euro pro Monat kostet Disney+ mit der Einführung des neuen Bereichs künftig 8,99 Euro pro Monat, während für das Jahresabo 89,90 statt 69,99 Euro fällig werden. Bestandskunden, die das Abo vor dem 23. Februar abgeschlossen haben, sollen noch bis zu sechs Monate die alten Preise zahlen.

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Netflix erhöhte Mitte Januar die Preise beim Standard- und Premium-Tarif. Der Basistarif kostet zwar weiterhin 7,99 Euro pro Monat, erlaubt aber auch nur den Abruf eines Streams in Standardauflösung. Der Preis für den Standard-Tarif, der das Streaming in HD-Qualität und die Nutzung auf zwei Geräten gleichzeitig ermöglicht, stieg von 11,99 auf 12,99 Euro pro Monat. Der Premium-Tarif mit bis zu vier Streams in UHD-Auflösung und 3D-Sound kostet nun 17,99 Euro statt 15,99 Euro. Die neuen Preise gelten für Neu-Abonnenten bereits, für Bestandskunden soll die Erhöhung in den nächsten Monaten folgen.

Netflix begründet den Schritt mit steigenden Kosten für die Produktion eigener Filme und Serien. Zweifel daran, dass das Argument bei den meisten Kunden zieht, gibt es kaum: Kurz zuvor war die Ankündigung des Dienstes, in diesem Jahr jede Woche einen neuen Film zu veröffentlichen, auf ein positives Echo gestoßen.

Doch auch Videostreaming kennt Sorgenkinder – allen voran Apples Abo-Dienst Apple TV+, der nach Erhebungen von JustWatch in den USA im vierten Quartal 2020 mit drei Prozent Marktanteil nur rund halb so viele Kunden hatte wie der erst im Juli vergangenen Jahres gestartete NBCUniversal-Dienst "Peacock". Auch hierzulande schaffte es Apple TV+ 2020 nicht unter die Top 6 der Streamingdienste.

Offenbar braucht Apple noch Bedenkzeit, wie es weitergeht, bevor es seinen Kunden, die Apple TV+ mit dem Kauf eines iPhone und anderer Apple-Hardware dazubekommen haben, die reguläre monatliche Gebühr von 4,99 Euro berechnet. Daher verlängerte Apple das Gratis-Abonnement für Apple TV+ abermals, diesmal bis Juli. Nutzer, die dieses Promo-Angebot schon zum Start des Videodienstes im November 2019 in Anspruch genommen hatten, haben damit ganze 19 Monate ohne Mehrkosten bekommen.

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(nij)