Kartierung im Netz: Das World Wide Web Consortium startet Roadmap für Standard

Im Rahmen von Workshops hatte eine neue Arbeitsgruppe des W3C ausgelotet, wie sich Karten im Internet nativ implementieren lassen: Der Bericht liegt nun vor.

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(Bild: Triff / Shutterstock.com)

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Von
  • Silke Hahn
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Gemeinsam mit dem Open Geospatial Consortium (OGC) und Natural Resources Canada hatte das World Wide Web Consortium (W3C) im Herbst 2020 eine Workshop-Reihe veranstaltet, bei der es um die mögliche Implementierung nativer Landkarten im Internet ging. Der Bericht der Workshops liegt nun vor, ein Ergebnis ist die Einrichtung einer Community-übergreifenden Arbeitsgruppe zum Erstellen einer Roadmap für den künftigen Standard nativer "Web Maps".

Überlegungen in diese Richtung gibt es offenbar schon länger, seit 2014 existiert innerhalb des W3C eine Community-Gruppe zum Thema "Maps for HTML". Nicht nur Webentwickler, die sich mit räumlich-geographischen Daten beschäftigen, sondern alle anderen, die sich für Kartenmaterial im Netz interessieren, können sich an den Diskussionen der Gruppe beteiligen.

Bei der Workshopreihe ging es um APIs für die Nutzung im Web, Machine Learning für Kartenmaterial, globale Herausforderungen für das Anliegen, die zeitliche Komponente in GeoJSON, Nutzeroberflächen (UI) und digitale nicht-visuelle Kartierung. Einige Vorträge umrissen Bereiche wie Karten und Augmented Reality (AR), aber auch politische Komponenten wie die Bedürfnisse unterschiedlicher Interessensgruppen (Stakeholder) oder die Beteiligung von Regierungen und öffentlichen Providern von Geodaten standen auf dem Programm.

Die Standardisierung von Karten und räumlichen Informationen in HTML soll die Hürden für zahlreiche Interessensgruppen abbauen: Webentwickler, GIS-Entwickler (Geographic Information Systems), Datenprovider, Kartenanbieter, die Anbieter von Geo-Apps und individuelle Nutzer, besonders auch Menschen mit Behinderungen hatten die Workshop-Referenten in den Blick genommen. Eine Erkenntnis der Workshopreihe ist offenbar, dass insbesondere Browserhersteller zurzeit offen sind für neue Ideen und Code, um neuartige Möglichkeiten auszuprobieren.

Diskussionsgegensstand ist ein weltweiter Standard, der das geographische und nicht-geographische Rendern von Karten in HMTL erlaubt und zugleich auch Interaktion ermöglicht. Einige Teilnehmer der Workshops äußerten offenbar Bedenken gegenüber einem weltweit einheitlichen Standard, der vielleicht weniger effizient wäre als die heutigen proprietären Optionen. Andere unterstützten die Idee mit dem Anliegen, den Standard möglichst einfach zu halten. Andere wiederum vertreten die Forderung nach einem solchen Standard vehement, damit künftig Menschen unterschiedlicher technischer, körperlicher und geistiger Fähigkeiten über das Internet leichter auf Karten zugreifen und sich orientieren können.

"Ein natives Karten-HTML-Element würde es ermöglichen, dass wir uns mehr auf das konzentrieren, was wir mit Karten eigentlich tun können: Wie wir brauchbare Karten erstellen und wie wir Nutzer darin unterstützen, selbst welche herzustellen", fasste ein Entwickler von OpenLayers (OSGeo) das Kernanliegen zusammen. Der nächste Schritt der Initiative ist die Aushandlung des genauen Aufgabenbereichs für die neue W3C-Arbeitsgruppe.

Der vollständige Bericht lässt sich im auf den Seiten des Kartierungsprojekts bei W3C einsehen. Auf der Workshop-Website lassen sich die Panels und Diskussionsrunden durch Videoaufzeichnungen, Transkripte und Begleitmaterial wie Vortragsfolien nachvollziehen.

(sih)