"Technik-Oscar": Vier deutsche Entwickler für Raytracing-Grafik ausgezeichnet

Vier deutsche Software-Ingenieure haben maßgeblich an Intels quelloffener Raytracing-Bibliothek Embree mitgewirkt, die den "Technik Oscar" erhält.

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(Bild: Blender Animation Studio)

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Die Academy of Motion Picture Arts and Sciences zeichnet Intels Raytracing-Bibliothek Embree und einige Entwickler, die an der Software mitgewirkt haben, mit dem Scientific and Technical Award aus. Er ist der kleine Bruder des Film-Oscars und wird gemeinhin auch "Technik-Oscar" genannt.

Embree enthält Grundlagen zur Berechnung virtueller Lichtstrahlen, mit denen sich besonders realistisch Objekte beziehungsweise Szenerien rendern lassen. Dabei reflektieren Oberfläche naturgetreu Objekte, die wiederum realistische Schatten werfen. Viele Firmen passen den quelloffenen Code an die eigenen Bedürfnisse an und liefern damit Rendering-Programme aus – vorrangig für die 3D-Modellierung.

Zu den wahrscheinlich bekanntesten Ablegern gehört der Render-Benchmark Cinebench, der gerne für Prozessorvergleiche herangezogen wird. Auch Blender verwendet die Embree-Bibliothek. In der Filmindustrie entstanden unter anderem "Spider-Man: Far from Home" und "The Lego Batman Movie" mit Programmen, die auf Embree bauen.

Unter den ausgezeichneten Entwicklern befinden sich vier deutsche Software-Ingenieure, darunter drei, die an der Universität des Saarlandes unter Professor Philipp Slusallek promoviert haben: Sven Woop, Carsten Benthin und Ingo Wald. Manfred Ernst hat seinen PhD in Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gemacht. Zudem wurde der Rumäne Attila Áfra ausgezeichnet.

Alle fünf haben Zwischenstopps bei Intel eingelegt oder arbeiten noch heute dort. Sie haben in den späten 2000er- und 2010er-Jahren die Grundlagen für Raytracing-Grafik mit Embree gelegt. Damals genügte die Rechenleistung ausschließlich für sogenannte Offline-Renderer, die sich beliebig viel Zeit zur Berechnung eines Bildes nehmen konnten.

Heute sind Hard- und Software deutlich weiter – AMD, Nvidia, Microsoft und Sony treiben die Technik in Videospielen mit Echtzeitdarstellung voran. Die Grafikkartenserien GeForce RTX 2000/3000 und Radeon RX 6000 sowie die Spielekonsolen Playstation 5 und Xbox Series X/S setzen auf angepasste Raytracing-Kerne zur Berechnung von virtuellen Lichtstrahlen.

Woop, Benthin und Áfra sind noch heute als Software-Ingenieure bei Intel. Ernst ist im Jahr 2013 zu Google gewechselt. Wald verantwortet seit 2018 die RTX-Software-Entwicklung bei Nvidia. Die virtuelle Preisverleihung findet am 13. Februar 2021 um 22 Uhr deutscher Zeit über die Oscars-Webseite statt.

(mma)