Milliardendeal: Tinder kauft KI-Videochat

Die Match Group übernimmt Hyperconnect samt Video-Messenger. Die koreanische Firma nutzt KI für Gesichtserkennung und übersetzt in Echtzeit.

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Handybildschirm mit Icons verschiedener Apps, darunter Tinder, Lovoo, eharmony und Grindr

(Bild: de-nue-pic/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer

Die Tinder-Mutter Match Group will die südkoreanische Firma Hyperconnect für 1,725 Milliarden US-Dollar übernehmen (umgerechnet 1,42 Milliarden Euro). Hyperconnect betreibt die vor allem in Asien beliebten Apps Azar für Videochats und Hakuna Live für Livestreaming. Das 2014 in Seoul gegründete Startup arbeitet profitabel und nutzt selbst entwickelte Künstliche Intelligenz (KI) für Gesichtserkennung und Echtzeitübersetzungen.

Hyperconnect hat seinen Umsatz 2020 voraussichtlich um die Hälfte auf 200 Millionen Dollar gesteigert. Die Videochat-App Azar wurde seit 2014 mehr als eine Milliarde mal heruntergeladen und soll insbesondere Personen mit gemeinsamen Interessen verbinden. Dabei werden Sprache und Text in Echtzeit in andere Sprachen übersetzt.

Seit 2019 betreibt die Firma zusätzlich die Livestreaming-App Hakuna Live. Sie kommt bislang auf 23 Millionen Downloads, vorrangig in Südkorea und Japan. Die Übernahme Hyperconnects durch die Match Group soll im zweiten Quartal 2021 abgeschlossen werden.

Über 75 Prozent der Hyperconnect-Nutzer und des Umsatzes stammen aus Asien. Das soll das Portfolio der Match Group sinnvoll ergänzen, so deren Chef Shar Dubey. Der Kauf Hyperconnects ist die bislang größte Übernahme der Match Group. Der Firma gehören neben Weltmarktführer Tinder noch mehr als 45 weitere Dating-Dienste, darunter match.com, Meetic, Hinge, OKCupid und Plenty Of Fish.

Hyperconnect hat nach eigenen Angaben die weltweit erste Mobilversion von WebRTC entwickelt. Dieser offene Standard verbindet Gesprächspartner direkt miteinander, ohne Umweg über einen Server. Das reduziert Latenzen. Seit Kurzem ist WebRTC offizieller Standard bei W3C und IETF. Durch mobiles WebRTC sollen Bild- und Videoübertragungen auch bei suboptimaler Netzverbindung und mit günstigeren Mobilgeräten in guter Qualität möglich sein. Dazu nutzt Hyperconnect auch Künstliche Intelligenz, um mit wenig Gerätespeicher und weniger leistungsfähiger Hardware auszukommen.

Außerdem ermöglich Hyperconnect Nutzer in unterschiedlichen Sprachen miteinander zu kommunizieren. Die Koreaner nutzen die Google-Cloud-APIs zur schnellen Umsetzung von Sprache zu Text und der sofortigen Übersetzung. Hyperconnect hat außerdem Technik für Gesichtserkennung entwickelt, mit der Porträts auf Basis einer Vorlage angepasst werden können.

(fds)