Pinterest: Übernahmeangebot durch Microsoft verläuft ins Leere

Pinterest passt gut in das Beuteschema von Microsoft. Doch die Gespräche der vergangenen Monate über eine mögliche Übernahme ruhen derzeit.

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Das wachsende Nutzernetzwerk von Pinterst ist für Microsoft interessant.

(Bild: Pinterest)

Lesezeit: 2 Min.

Microsoft hatte in den vergangenen Monaten versucht, die rund 51 Milliarden US-Dollar (21,5 Milliarden Euro) schwere Online-Pinnwand Pinterest zu übernehmen. Wie die Financial Times am Donnerstag berichtet, seien die Gespräche zu einer möglichen Akquirierung jedoch mittlerweile nicht mehr "aktiv". Für Microsoft wäre der Kauf von Pinterest die bisher größte Übernahme in der Unternehmensgeschichte gewesen.

Microsoft verfolgt seit längerem die Strategie, ein Portfolio aktiver Online-Communities aufzubauen, die auf der eigenen Cloud-Plattform Microsoft Azure laufen könnten. Die letzte Anlaufstelle war TikTok, das Microsoft im Herbst 2020 übernehmen wollte. Der von der damaligen Regierung unterstützte Deal scheiterte jedoch. TikTok lehnte ab. Oracle und Walmart wollten in die Bresche springen, aber dieser Deal liegt auf unbestimmte Zeit auf Eis.

Microsoft hat bereits in den vergangenen Jahren ordentlich eingekauft und sich das Karrierenetzwerk LinkedIn 2016 für 26 Milliarden Dollar einverleibt. Es folgte das Code Repository GitHub 2018 für 7,5 Milliarden Dollar. Die Gaming-Schmiede hinter dem Online-Spiel Mindcraft hatte Microsoft bereits 2014 für 2,5 Milliarden US-Dollar gekauft. Offensichtlich zielt Microsoft darauf ab, große Online Communities auf die eigene Azure-Plattform zu bringen, wohl auch um Nutzungsdaten solcher Plattformen für andere Geschäftsbereiche nutzen zu können. So werden etwa Daten von LinkedIn dazu verwendet, um andere Services und Apps von Microsoft, auf die Nutzer anzupassen. Auch sind die Daten für das Marketing und als Trainingsmaterial für KI-Anwendungen interessant.

Pinterest entspricht genau dem Beuteschema von Microsoft, wie die Financial Times beschreibt. Die Online-Pinnwand vermeldete kürzlich 459 Millionen aktive Nutzer pro Monat, ist also eine große Online-Community. Bisher nutzt Pinterest jedoch Amazon Web Services (AWS) als Plattform, die Konkurrenz zu Microsofts Azure. Bei einer Übernahme würde wohl ein Umzug anstehen.

Der Marktwert von Pinterest, das im April 2019 an der Börse debütierte, ist in der Zeit der Coronavirus-Pandemie um mehr als 600 Prozent angestiegen und damit nun selbst für Microsoft ein ordentlicher Brocken. Bisher hatte Pinterest immer wieder seine Eigenständigkeit betont und mögliche Übernahmen ausgeschlossen. Zu den Gesprächen mit Microsoft wollte sich Pinterest nicht äußern, auch Microsoft lehnte einen Kommentar ab. Entsprechend ist unklar, ob Microsoft aufgegeben hat oder einen weiteren Anlauf unternehmen wird.

(olb)