Bahn will mehr als 1,4 Milliarden Euro in Werke investieren

Die Bahn hat in den vergangenen Jahren zahlreiche neue Fernzüge gekauft. In den Instandhaltungswerken wird der Platz deshalb knapp. Nun rüstet der Konzern nach.

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(Bild: Markus Mainka/Shutterstock.com)

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Die Deutsche Bahn will in den kommenden Jahren mehr als 1,4 Milliarden Euro in den Ausbau von Abstellanlagen und Werken für die betriebsnahe Instandhaltung in Deutschland stecken. "Die Qualität wird in der Infrastruktur und in den Werken gemacht", sagte Personenverkehrsvorstand Berthold Huber der Deutschen Presse-Agentur. "Deswegen haben wir gesagt, wir wollen erstens in mehr und in neue Fahrzeuge investieren. Aber dann brauchen wir auch deutlich mehr Instandhaltungskapazitäten."

An insgesamt elf Standorten in Deutschland und der Schweiz sollen für die sogenannte leichte Instandhaltung die Kapazitäten erweitert werden. Dabei geht es um betriebsnahe Wartungen, um die Züge innerhalb weniger Stunden wieder fit für den Einsatz am nächsten Tag zu machen oder neue Fahrzeuge für den Erstbetrieb vorzubereiten.

Den größten Anteil investiert die Deutsche Bahn mit 400 Millionen Euro in Nürnberg, wo bis 2028 ein komplett neues Instandhaltungswerk entstehen soll. "Nürnberg eignet sich geografisch und umlauftechnisch sehr gut für uns", sagte Huber. "Deswegen wollen wir dort ein neues Werk bauen." Für weitere knapp 20 Millionen Euro werden dort auch die Abstellanlagen erweitert.

Nach Berlin fließen in den Ausbau der dortigen Instandhaltungskapazitäten bis 2026 mehr als 270 Millionen Euro, nach Frankfurt/Main bis 2030 rund 225 Millionen Euro. "Wir wollen jetzt alles dafür tun, dass die Leute nach der Pandemie feststellen: Bahnfahren ist viel schlauer, als sich wieder ins Auto zu setzen", sagte Huber. "Um neue Fahrzeuge instand zu halten, müssen wir manche Werke auch anpassen und umbauen." Für die Werke will die Bahn in den kommenden Jahren zudem mehr als 1000 zusätzliche Beschäftigte einstellen.

Neben der betriebsnahen Instandhaltung investiert die Bahn auch in die schwere Instandhaltung. Dabei werden die Züge deutlich gründlicher über mehrere Wochen gewartet, um sie etwa für den TÜV vorzubereiten. Prominenteste Baustelle wird dabei das neue Instandhaltungswerk in Cottbus, in das Bund und Bahn rund eine Milliarde Euro investieren. Am Standort des heutigen Bahnwerks Cottbus ist eine neue ICE-Halle für die schwere Instandhaltung des ICE 4 geplant. Bis 2026 sollen dort rund 1100 neue Arbeitsplätze und 100 Ausbildungsplätze entstehen.

Nötig wird die Investition in die Instandhaltung aufgrund der geplanten Flottenvergrößerung im Fernverkehr der Bahn. So wächst die ICE-3-Flotte (BR 403, 406 und 407) in den kommenden Jahren von derzeit 84 auf 114 Züge; die ersten neuen Fahrzeuge sollen Ende 2022 den Betrieb aufnahmen. Allein dafür hat die Deutsche Bahn eine Milliarde Euro investiert. Zusätzlich wächst der ICE-4-Fuhrpark. Im Sommer 2021 erwartet das Unternehmen die Übernahme von Fahrzeug Nummer 75, Ende 2025 soll die Auslieferung von insgesamt 137 bestellten Exemplaren abgeschlossen sein. Im Einsatz befinden sich bereits 71 ICE-4-Züge, einige davon aber nur im Erprobungsmodus. Bereits zwei Jahre vorher sollen die ersten ECx Fahrgäste auf ausgewählten Strecken befördern.

Milliardenbeträge sollen aber nicht nur in rollendes Material und dessen Instandhaltungsinfrastruktur fließen. Auch in die Schienenwege will die Deutsche Bahn investieren. Bis 2030 wollen das Unternehmen und der Bund 86 Milliarden Euro für deren Erhalt ausgeben. Zusammen mit den Kosten für neues, benötigtes Personal – darunter Techniker, Planer und Experten für Ausschreibungen – sowie den geplanten Ausgaben für den Ausbau der Digitalisierung steigen die Investitionen bis zum Jahr 2030 auf 156 Milliarden Euro.

(pbe)