Who's who

Der Gründer der amerikanischen Pfadfinder hieß Daniel Carter Beard, und vier der fünf Spice Girls sind 22 Jahre alt. Mit solchem Detailwissen kann man überraschen, wenn man ein wenig im Internet stöbert.

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Von
  • Kersten Auel
  • Kersten Auel
Inhaltsverzeichnis

Wissenschaftliche Erkenntnisse, künstlerische oder sportliche Leistungen faszinieren und imponieren. Daß auch die Person, die einen physikalischen Leitsatz formuliert hat oder minutenlang das hohe C halten kann, selbst von Interesse ist, zeigt die Fülle von Biographien und Fernsehsendungen, die den Lebensweg bekannter Persönlichkeiten nachzeichnen. Da steht natürlich auch das WWW nicht hintan, sondern hält in seinen Tiefen eine Fülle erstaunlicher Details verborgen, die unermüdliche Fans zusammengetragen haben.

Befragt man beispielsweise Altavista nach ‘famous people’, bekommt man, wie nicht anders zu erwarten, eine ellenlange Liste. Dabei stehen die Kriterien, nach denen bekannte Leute zusammengefaßt wurden, in puncto Kreativität so manchem Dichter oder Denker in nichts nach. Da findet man unter anderem Stotterer, Leute, die durch einen Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sind oder deren Physignomie der eines Schweins ähnelt. Und wer glaubt, daß Lessing der einzige Bibliothekar war, der es geschafft hat, berühmt zu werden, täuscht sich. In diese Kategorie fallen auch Casanova, J. Edgar Hoover und Mao Tse-Tung.

Seinen eigenen Ansatz verfolgt Robert Malmgren, der am Royal Institute of Technology in Schweden bekannte Größen aus dem Bereich Kryptographie zusammengetragen hat. Wer es nicht schon weiß, kann hier lernen, daß das ‘S’ in RSA auf Adi Shamir zurückgeht. Der weiterführende URL zeigt allerdings ins Leere, und für Leonard Adleman, der das ‘A’ beigesteuert hat, gibt es keinen Link. Aber dafür ist der Klick auf Ronald Rivest (das ‘R’ in RSA) mit Erfolg gekrönt. Auf dessen Homepage kann man unter anderem in den häufig gestellten Fragen - drei an der Zahl - nachlesen, daß der symmetrische Blockalgorithmus RC[2,4,5,6] nur zum Teil auf ‘Ron’s Code’ zurückzuführen sei. Mal ehrlich, wer hätte das schon gewußt?

Während vielleicht nicht jeder Mathematiker mit den entsprechenden Grundlagen des RSA-Algorithmus vertraut ist - notfalls läßt sich diese Wissenslücke schließen -, sagt doch den meisten der Name Emmy Noether etwas. In vielen anderen Fachbereichen dagegen scheint diese 1882 in Erlangen geborene Wissenschaftlerin unbekannt zu sein. Und das, obwohl kein Geringerer als Einstein ihr scharfes mathematisches Denkvermögen gerühmt haben soll. Ihre ‘Idealtheorie in Ringbereichen’ gilt immerhin als Grundpfeiler der modernen Algebra. Eigentlich schade, wie wenige wissen, daß Noether in die ‘Mathematischen Annalen’ eingegangen ist - schließlich hat sie sie Ende der zwanziger Jahre selbst mit herausgegeben. Eine Liste weiterer Frauen, die sich in diesem Fach hervorgetan haben, gibt es übrigens beim ‘Ada Project’. Um bei dem Mathematikern zu bleiben: Unter den 55 bekannten Leuten, die Iain’s Epilepsy Site aufführt, finden sich auch Pythagoras, Blaise Pascal und Lewis Carrol (letzterer ist übrigens ebenfalls bei den Stotterern vertreten). Wer einen berühmten Epileptiker kennt, der auf dieser Seite noch nicht verewigt ist - sofern man im Zeitalter flüchtiger WebSeiten von ‘verewigen’ überhaupt sprechen kann -, darf ihn dort eintragen.

Ein Detail für Familienforscher: der Sprachfehler des Evolutionstheoretikers Charles Darwin hat sich möglicherweise vererbt, denn die Liste der berühmten Stotterer führt auch Erasmus Darwin auf. Der Allround-Gelehrte galt als einer der führenden Intellektuellen des achtzehnten Jahrhunderts und setzte sich schon 60 Jahre vor seinem berühmten Enkel mit der Frage auseinander, ob sich alle Lebensformen auf einen gemeinsamen Urahn zurückführen lassen.

Daß Darwins Evolutionstheorie richtig ist, hat spätestens Arnold Schwarzenegger bewiesen: die Starken dieser Welt setzen sich durch. Als einer der härtesten unter ihnen gilt Dan Severn, Gewinner des 5. Ultimate Fighting Championship und bekannt als ‘The Beast’. Sein Erfolgsrezept ‘It is my goal to reach the top. No matter what, I will not stop!’ reimt der Vierzigjährige MA unter www.the-beast.com/Archives.htm.

Anders als Ringer müssen Maler nicht unbedingt 1,80 Meter groß sein, um Erfolg zu haben. Der französische Aristokrat Henri Toulouse-Lautrec hörte bei etwa 1,40 Meter auf zu wachsen und war aufgrund eines genetischen Defekts ständig einem großen Risiko von Knochenbrüchen ausgesetzt. Das hinderte den Künstler und Bohemien jedoch nicht, sich tagtäglich im Pariser Nachtleben zu vergnügen und der Nachwelt eine reichhaltige Palette unverwechselbarer Plakate zu hinterlassen.

Immerhin hat er so auch der Tänzerin Jane Avril zu weltweiter Berühmtheit verholfen. Ihre erste Vorstellung gab die 16jährige Jane den Nonnen, die die Irrenanstalt leiteten, in die man sie eingewiesen hatte. Diese waren daraufhin überzeugt, daß das junge Mädchen nicht halb so verrückt war, wie ihre Mutter behauptete, und entließen sie in die Freiheit. 1889 begann Jane ihre Karriere im Moulin Rouge, so sie sich unter anderem dadurch auszeichnete, daß sie im Gegensatz zu den anderen Tänzerinnen farbige Unterwäsche tragen durfte. Neben Toulouse-Lautrec zählten so bekannte Namen wie Oscar Wilde, Mallarmé und Verlaine zu ihrem Freundeskreis .

Es gibt unzählige Möglichkeiten, selbst berühmt zu werden. Dennoch schafft es nicht jeder. Manchmal aber genügt schon der kurze Kontakt zur Prominenz, um ein wenig vom Glanz und Glamour ans eigene Leben zu heften. Im elektronischen Zeitalter ist die Verbindung per EMail - zumindest zu den noch lebenden Personen - schnell hergestellt. Entfernungen und Zeitunterschiede spielen schließlich keine Rolle mehr. Vielleicht ist ja die EMail des eigenen Favoriten in LongMan Ben's Adressensammlung (http://www.longman.simplenet.com/famous.html) zu finden. Ob die Post dann auch bei Douglas Adams oder Yoko Ono ankommt und wenn ja, ob sie beantwortet wird, muß allerdings erst ausprobiert werden.

Und wer zu guter letzt nach einem ergebnisreichen Ausflug ins Internet wissen will, wie lange er die neu erworbenen Kenntnisse abrufbereit im Kopf gespeichert hat, kann auf einem nach einer weiteren Berühmtheit benannten Server testen, wie gut das eigene Gedächtnis noch funktioniert. Der Alzheimer-Server bietet ein eigens hierfür entworfenes Memory Quiz an. (ka)