Rotznase
Endlich ein Thema, das garantiert jeden interessiert. Denn sicher wird niemand behaupten, dass er noch nie Opfer dieser ekligen kleinen Dinger gewesen sei, die speziell bei nasskaltem Wetter Hals und Nase befallen. Ob gegen Grippeviren oder Bakterien, das Internet weiß Rat.
- Torsten Beyer
- Kersten Auel
Da haben wir den Salat mal wieder. Alljährlich zur selben Zeit tauchen urplötzlich an verschiedenen Stellen gleichzeitig Menschen mit roten Augen, laufenden Nasen und belegter Stimme auf. Die Rede ist vom allwinterlichen Schnupfen-, Erkältungs- und Grippe-Marathon. So schnell wie diese Menschen um uns herum in Erscheinung treten, so schnell geben sie ihr Menetekel weiter, und ehe man sich versieht, sind die Büros morgens leer, die Kaffeeküche ist verwaist, und alle Projekte verzögern sich, weil ein Viertel der Belegschaft im Bett liegt und bei Kamillentee und der ‘Sendung mit der Maus’ der Genesung entgegenfiebert.
Abgesehen vom Gang zum Arzt betreiben viele Zeitgenossen gerade bei der gemeinen Wintererkältung gern auch mal Selbstmedikation. Von warmem Bier mit Honig bis hin zu Wadenwickeln reicht da die schauerliche Selbsthilfetaktik. Selbstredend bietet auch das Internet bei der Bekämpfung von Krankheiten im Allgemeinen und der laufenden Nase im Besonderen reichlich Hilfestellung.
Da wäre zunächst der MDR, der als Begleitung zu seinem Gesundheitsmagazin ‘Hauptsache gesund’ eine Fülle von Infos zu allen möglichen und unmöglichen Krankheiten anbietet. Die Seite ‘Grippe - Gefahr für alle?’ (oder im linken Frame nach unten blättern, bis ‘Grippe’ kommt) präsentiert eine sehr umfängliche und gut verständliche Erläuterung dessen, was eine Influenza ausmacht - wir lernen, dass das, was wir gemeinhin Grippe nennen, meist gar keine ist -, wie man sie erkennt und wie man sich ihrer erwehrt. Zudem kann man dort nachlesen, wie hoch das Risiko ist, dass die angelsächsische Grippewelle zu uns herüberschwappt.
Quarkwickel und andere Hausmittel
Unter ‘Grippe oder harmloser Infekt?’ gibt es ein wirklich gutes Infopakt zum Thema Erkältung. Neben der Begriffserklärung und Abgrenzung zur Grippe finden sich dort sowohl eine Reihe von Tipps zur Bekämpfung (auch ein paar, die ich noch nicht kannte, zum Beispiel Quarkwickel) als auch Verweise auf weitere Hausmittel. Zusätzliche Hinweise zum Umgang mit laufender Nase bietet selbige Site unter ‘Verschnupfte Nase - Gefahr fürs Gehirn?’ an.
Ein weiterer sprudelnder Quell gut verständlicher medizinischer Informationen und Tipps findet sich beim ZDF (http://www.zdf.de/ratgeber/gesundheit/archiv/index.html). Dr. Gerhardt (nein, das ist nicht der Arzt, den die Frauen lieben) plaudert dort offenbar täglich über allerlei Medizinisches und gibt sein gesammeltes Wissen preis. Seine im Vergleich zum MDR etwas magerer ausfallenden Kommentare zum Thema Grippe befinden sich unter ‘Grippeschutz’.
Im Reigen der Gesundheitsmagazine steht auch der ARD Ratgeber Gesundheit nicht zurück. Die Leitseite des Magazins, präsentiert die zur jeweils laufenden Sendung passenden Themen. Das Archiv älterer Sendungen hat man sinnigerweise nach Sendetermin organisiert. Ganz clever wäre allerdings auch eine Sortierung nach Thema gewesen, und noch schöner wäre es, wenn die Herren vom Bayerischen Rundfunk sich dazu durchringen könnten, zumindest für die bereits gelaufenen Sendungen ein wenig mehr Inhalt anzubieten. Derzeit sieht das Archiv eher aus wie eine Sammlung von Ankündigungen vergangener Sendungen.
Sehr viel umfassender ist da die Webseite des ‘Gesundheitsmagazin Praxis’. Sie enthält ein recht umfassendes nach Themen sortiertes Archiv von Beiträgen zu allen möglichen medizinischen Sujets. Unter ‘Impfung ist der beste Schutz’ (http://www.zdf.de/ratgeber/praxis/archiv/infektion/32145/index.html) gibt es einen Beitrag zum Thema Grippe und ihrer Vorbeugung, der jedoch eher an der Oberfläche bleibt. Ganz nett sind die zum Teil verfügbaren Videosequenzen, die offenbar aus der jeweiligen Sendung stammen.
Wirklich super gemacht ist die Webseite der Arbeitsgemeinschaft Influenza. Diese von verschiedenen Pharmaunternehmen getragene Arbeitsgemeinschaft informiert während der Nasenlaufzeit (genauer von Oktober bis April) über den aktuellen Stand der Ausbreitung von Erkältungskrankheiten, gibt Hinweise zur Vorbeugung (http://www.kilian.de/agi/bekaempfu.htm) und versorgt den wissenschaftlich Interessierten mit entsprechenden Statistiken zu Verlauf und Ausbreitung (http://www.kilian.de/agi/verlaufs.htm). Interessant ist die dargestellte, nach Bundesländern gegliederte Karte der Krankheitsfälle (http://www.kilian.de/agi/karte.htm). Wer derzeit nach Bayern oder Thüringen reist, sollte nach dieser Darstellung auf jeden Kontakt mit den Einheimischen verzichten. Diese Seite ist ein Muss für jeden Schnupfen- oder - schlimmer - Grippegepeinigten, da sie wirklich umfassend und grafisch ansprechend informiert.
Unter ‘Meine Gesundheit’ finden sich weitere ausführliche Information zum Thema ‘laufende Nase und was man dagegen tun kann’. Sowohl Ausführlichkeit als auch Qualität der weiteren Verweise sind vorbildlich. Beunruhigend fand ich lediglich die Tatsache, dass diese Website im Einklang mit meinem Hausarzt empfahl, viel zu trinken, während Professor Bankhofer (http://www.info.co.at/hotele/bankhofer/0296.html) das genaue Gegenteil propagiert. Der Informatiker in mir ist aufgrund dieser verwirrenden Faktenlage geneigt, das Kurieren einer Schniefnase in die Kategorie der unentscheidbaren Probleme zu sortieren.
Nett gemacht ist auch die Website von Böhringer Ingelheim zum Thema Schnupfen. Unter der bezeichnenden URL http://www.Erkaeltung.com, hat der Pharmakonzern Tipps und Infos zu Husten, Schnupfen und Heiserkeit zusammengestellt. Leider sind aber nicht alle Inhalte gleichermaßen informativ, und insbesondere die Hinweise zur Behandlung von Kindern gehen nicht wesentlich über die Empfehlung der hauseigenen Produkte zur Bekämpfung der grippebedingten Unpässlichkeiten hinaus.
Wer lieber auf die Produkte von Glaxo Wellcome setzt, findet eine ähnlich aufgemachte Website. Inhaltlich unterscheidet sie sich nicht sehr von den anderen, wenngleich die grafische Aufmachung mehr anspricht. Menschen mit eher wissenschaftlichem Interesse an laufenden Nasen werden die Glaxo-Seite wohl bevorzugen, weil dort viele Infos zur Verbreitung, Unterscheidung von Viren und so weiter nachzulesen sind.
Vergleichbar, diesmal von der Firma Steigerwald, ist die Infoseite mit der verwegenen URL http://www.husten-online.de/ - man fragt sich, was wohl Husten-offline sei. Neben vielen Infoseiten mit Verweisen auf die wunderbaren Heileigenschaften der eigenen Produkte gefällt vor allem das Selbsthilfe A-Z (in Frames, daher keine URL). Auch die Steigerwalds sind übrigens der Ansicht, dass man bei Erkältung viel trinken sollte.
Am Ende bleibt die Erkenntnis meines alten Hausarztes: behandelt man eine Erkältung mit Medikamenten, dauert sie zwei Wochen, ohne Medikamente vierzehn Tage. (ka)