Android 12: Erste Developer-Preview hat Privatsphäre und UX im Blick

Die kommende Version setzt striktere Richtlinien für Cookies und Identifier. Außerdem gibt es Erweiterungen für Audio, Gestensteuerung und Benachrichtigungen.

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(Bild: Arthur_Shevtsov/Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Rainald Menge-Sonnentag
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Google hat die erste Developer Preview von Android 12 veröffentlicht. Wie beim Vorgänger zielen die Neuerungen zunächst auf Entwickler, die ihre Apps für die kommende Version des mobilen Betriebssystems anpassen sollen. Dabei ist damit zu rechnen, dass die neuen Funktionen über die Preview-Releases verteilt in Android einfließen.

Die ersten Neuerungen zielen auf eine verbesserte Privatsphäre und die Interaktion mit dem mobilen Gerät sowohl hinsichtlich der Ausgabe von Videos und Audio als auch bezüglich der Reaktion auf Benachrichtigungen sowie der Navigation über Gesten.

Das High Efficiency Video Coding (HEVC) beziehungsweise H.265 ist inzwischen auf Mobilgeräten weitgehend etabliert und viele Kamera-Apps nehmen Videos im HEVC-Format auf. Android 12 wandelt das Format automatisch in den Vorgänger H.264/MPEG-4 AVC um, falls Apps das neue Format nicht unterstützen. Entwickler sollten allerdings ihre Apps auf die neue Videokompression umstellen, da die Umwandlung einige Zeit in Anspruch nehmen kann. Laut Google benötigt der Transcoder auf dem Pixel 4 für ein einminütiges 1080p-Video rund neun Sekunden.

Android 12 unterstützt von Haus aus das Grafikformat AVIF, das auf die AV1-Encodierung setzt. Es soll bei ähnlicher Dateigröße deutlich bessere Bildqualität bieten als Bilder im JPEG-Format.

Eine interaktive Demo zu vergleicht die Qualität von AVIF (links) und JPEG (rechts) bei ähnlicher Dateigröße.

(Bild: Jake Archibald: AVIF has landed)

Bei der Audioausgabe führt die kommende Betriebssystemversion die Wiedergabe von MPEG-H-kodierten Inhalten an. Außerdem kennt Android jetzt maximal 24 statt bisher acht Audiokanäle.

Das neue Interface OnReceiveContentListener lässt sich an UI-Komponenten anbinden, um auf das Einfügen beliebiger Inhalte mit einer Callback-Funktion zu reagieren. Diese wird damit zur einheitlichen Schnittstelle für das Einfügen von Inhalten, unabhängig davon, ob es sich um Texte, Grafiken, Videos, Audiodateien oder anderer Daten handelt.

Änderungen beim Nutzer-Interface für Benachrichtigungen sollen der Oberfläche ein frischeres Design und bessere Usability verpassen. Die Preview führt erste Anpassungen unter anderem bei den Drawern ein, weitere sollen in den nächsten Updates folgen. Aus Entwicklersicht gilt, dass Apps beim Klick auf eine Benachrichtigung direkt die passende Aktivität ausführen sollen, statt nach dem sogenannten "Trampolin"-Modell einen Service zwischenzuschalten, der die jeweilige Aktivität auslöst.

Entwicklerinnen und Entwickler sollten davon ohnehin Abstand nehmen, denn Android 12 blockiert die Notification Trampolines. Auch wenn die Blockade zunächst nur für Apps gilt, die auf die aktuelle API zielen, zeigt Android künftig für andere Apps an, wenn sie den Umweg übers Trampolin gehen.

Neu ist zudem, dass die Steuerung über Gesten standardmäßig auch für Apps gilt, die im Vollbildmodus laufen. Ausgenommen davon sind jedoch Spiele, die üblicherweise die Gesten selbst auswerten, aber für Fullscreen-Anwendungen im Immersive-Modus zum Anzeigen von Videos, Fotos oder E-Books funktionieren die Gesten ebenso wie im regulären Betrieb.

Umgekehrt kann Android 12 haptische Rückmeldung durch Vibration mit Audioeffekten verbinden. Auf die Weise lassen sich einzelne Klingeltöne auch "gefühlt" differenzieren und Spiele mit einer Art Rumble-Funktion können auf die Weise umgesetzt werden.

Eine Änderung setzt die Vorgabe der beiden vorherigen Android-Versionen für Unique Identifiers nun strikter um. Entwickler sollten keine Hardware-Identifier wie die SSAID (Android ID) verwenden, und seit API Level 29 (Android 10) schränkt das System den Zugriff auf feste IDs ein. In Android 11 war der Zugriff auf die MAC-Adresse des Gerätes basierend auf API-Level 30 eingeschränkt, und im aktuellen Release gilt sie für alle Anwendungen unabhängig vom über targetSDK definierten API-Level.

Ebenfalls neu ist, dass die Komponenten, die Intent-Filter definieren, explizit android:exported auf true setzen müssen. Das soll verhindern, dass Apps versehentlich Aktivitäten oder Services exportieren.

Für die WebView gelten in Android 12 dieselben strikteren Richtlinien für SameSite-Cookies wie in Chrome. Das bedeutet, dass nur noch Cookies mit den Attributen SameSite=None; Secure für Drittanbieter erlaubt sind.

Die Developer Preview ist wie üblich direkt für die Google-Geräte Pixel 3/3 XL, Pixel 3a/3a XL, Pixel 4/4 XL, Pixel 4a/4a 5G und Pixel 5 verfügbar. Daneben existiert ein 64-bit-System-Image für den Android Emulator in Android Studio. Für das Testen der einzelnen Neuerungen und einen sanften Umstieg können Entwicklerinnen und Entwickler in den Developer Options die gewünschten Änderungen individuell einstellen.

Die App Compatiblity Changes bieten individuellen Zugriff auf die Neuerungen in Android 12

(Bild: Google)

Weitere Informationen lassen sich dem Andoid-Entwicklerblog und der Developer-Site zu Android 12 entnehmen.

(rme)