Optoelektronik - das Studium vom Nutzen des Lichts
Mehr als 200 Absolventen haben bisher den Studiengang Optoelektronik an der FH Aalen abgeschlossen; jetzt wurde zehnjähriges Jubiläum gefeiert.
Eine Reihe kleiner Revolutionen verspricht sich der Diplom-Physiker Hans Obermayer aus den Erkenntnissen der Optoelektronik. Er sieht das Ende der Glühbirnen genauso voraus wie die Überalterung herkömmlicher Schweiß- und Schneidegeräte. "Glühbirnen könnten schon bald durch weiße Leuchtdioden ersetzt werden. Die haben einen hohen Wirkungsgrad und eine enorme Haltbarkeit. Schweißgeräte könnten durch die Bündelung des Laserlichts in einer Art Taschenlampe ersetzt werden", sagt Obermayer. Er ist einer von drei Gründungsvätern des bundesweit bislang einzigen Vollstudiums für Optoelektronik. Der Studiengang an der Fachhochschule Aalen feierte am Mittwoch sein zehnjähriges Bestehen.
Als relativ junge Wissenschaft hat die Optoelektronik nach den Worten Obermayers schon sehr viel erreicht. "Sie ist überall und wird von allen genutzt", sagt der Physiker. Ohne sie könne keine CD in der Hifi-Anlage gespielt werden, Informationen könnten nicht so schnell durch das Internet rasen. Auch der Laser-Scanner im Supermarkt, das Fax oder der Kopierer kommen ohne optoelektronische Erkenntnisse nicht aus.
"Die Optik an sich ist eine alte Disziplin. Doch die für die Optoelektronik benötigten Sensoren wurden erst in den letzten zehn Jahren entwickelt", erläutert Studienleiter Thomas Hellmuth. Er beschreibt die Optoelektronik als eine Wissenschaft, die über die Optik und die Elektronik hinaus geht. Die Aufgabe der Disziplin sei es, das Licht zu nutzen und weiter zu verarbeiten. "Die populärste Anwendung unserer Disziplin ist die Lasertechnik", sagt Hellmuth. "Doch die Optoelektronik wird auch zur Datenübertragung über Glasfasern in der Kommunikationstechnik gebraucht, zur Formvermessung und Farbenerfassung in der Kfz-Industrie oder in der Medizintechnik und der Biomedizin."
In den zehn Jahren seit seiner Gründung haben bereits 200 Absolventen den Studiengang Optoelektronik erfolgreich abgeschlossen. Zu den Unternehmen, die Bedarf an den Aalener Absolventen haben, gehören nach den Worten Hellmuths Firmen wie Zeiss, DaimlerChrysler, Bosch oder Agilent. Jüngstes Kind der Schwaben ist ein Masterstudiengang, der zum Sommersemester diesen Jahres aus der Taufe gehoben wurde. Absolventen der Optoelektronik und anderer Fachrichtungen, etwa der Elektronik, Physik, oder Feinwerk- und Nachrichtentechnik, haben nun die Möglichkeit, zusätzlich den Titel des "Master of Science" der Photonik zu erwerben.
Diese Perspektiven sind es auch, die pro Semester rund 40 Studenten aus ganz Deutschland nach Aalen locken. "Ich habe mich für dieses Studium entschieden, weil man hinterher in verschiedenen Bereichen einsetzbar ist", sagt der 24 Jahre alte Alexander Kornek aus Aalen. Momentan habe er vor, in die Fahrzeugindustrie zu gehen. "Man hat Riesenmöglichkeiten und muss sich nicht zu früh festlegen", findet auch Frank Häußler aus Ludwigsburg. Dem 25-Jährigen würde ein Job in der Nachrichtentechnik am meisten zusagen. Die 26 Jahre alte Nicole Betzhold ist sogar eigens wegen des Studiengangs Optoelektronik von Berlin auf die Ostalb gezogen: "Ich wollte nicht in der Augenoptik bleiben. Mein Ziel ist es, im Bereich Medizintechnik zu arbeiten."
Sie alle sind sich einig, dass die Optoelektronik noch viel Entwicklungspotenzial hat. Dabei liegt der Jahresumsatz an optoelektronischen Bauelementen nach Angaben Obermayers bereits heute weltweit bei 5,11 Milliarden Euro. Auch der Studiengang an der Aalener FH habe eine große Zukunft. Und dies nicht nur wegen des Gastgeschenks, das Wissenschaftsminister Peter Frankenberg zur Jubiläumsveranstaltung nach Aalen brachte: Ein sieben Millionen Mark teures Labor. Obermayer ist sich sicher: "Mit diesem Präzisionswerkzeug der Optik werden wir als Partner für die Industrie noch attraktiver."(Harald Schmidt, dpa) / (pmz)