Es piept wohl

Amsel, Drossel, Fink und Star - diese Zeile aus einem alten Kinderlied mag dem einen oder anderen noch im Gedächtnis sein. Wie die gefiederten Freunde genau aussehen oder gar, ihr man ein spezifisches Zwitschern von einem anderen unterscheidet, wissen wahrscheinlich wenige.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 5 Kommentare lesen
Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Torsten Beyer
Inhaltsverzeichnis

Der Sommer ist da, und wir werden des morgens von zwei lieblichen Geräuschen sanft aus unseren Träumen geweckt: dem leisen Tröpfeln des allmorgendlichen Regens und den verbissen um Marktanteilen kämpfenden Piepmätzen. Je nach Wetterlage starten die kleinen Krachmacher bereits zu nachtschlafender Stunde mit dem Wettkampf um Weib und Einflussbereich. Aber mal ehrlich, wer von uns kann diese Piepser schon auseinander halten? Ist es schon schwer genug, die kleinen Gesellen visuell von einander zu unterscheiden, so versagen doch die meisten bei der auditiven Unterscheidung vollends. iX, das Fachblatt für schräge Töne, hat sich im Internet umgesehen nach Orientierung um Ton- und Formendschungel unsere gefiederten Gesellen.

Da wäre zunächst www.vogelstimmen-wehr.de. Was der URL nach klingt, als befände sich dort der Verein der Spatzenkiller, ist bei näherer Betrachtung eine umfangreiche Sammlung zum Thema. Auf der Startseite begrüßt uns Stefan Wehr (deswegen heißt die URL, wie sie heißt) mit detaillierten Informationen zur professionellen Tonaufzeichnung freiflatternder Zwitschermeister. Wer am Ende dieses Artikels auf den Geschmack gekommen ist, findet hier kundigen Rat zur eigenen Ausrüstung mit Tonaufzeichnungsgerät. Oder er verwendet den Rat zur Beschaffung von Beweismaterial für die Klage gegen den Nachbarn mit den 40 Wellensittichen.

Ein Klick auf ‘Vogelstimmen’ leitet den Besucher ins Land der verschiedenen Vogeltöne. Wussten Sie, dass unsere Federfreunde, gleichsam in Anlehnung an uns, in Dialekten flöten? Anhand der Goldammer und der Dorngrasmücke stellt der Autor unterschiedliche Flötentöne aus den verschiedenen Regionen Deutschlands dar. Und wer glaubt, nur wir seien beeindruckt von Imitationen des Kanzlers, seines Mitbewerbs und sonstigen illustren Stimmen, hat die Rechnung ohne Starenweibchen gemacht. Die nämlich scheinen sehr angetan zu sein von Kerlen, die andere Piepmätze imitieren können.

Und wer glaubt, nur bei Menschen könne man aus Lautäußerungen tiefenpsychologische Rückschlüsse ziehen, schaue mal auf den Link Aktuelles: dort erläutert ein offensichtlich hochgradig kundiger Vogelfreund geradezu erstaunliche Details aus einem wenige Sekunden langen Ruf einer Wasserralle (ich dachte immer es hieße Wasserratte).

Ein weiterer wichtiger Anlaufpunkt des vogeltechnisch interessierten Internetbrausers ist www.birdnet.de. Vogelneulinge machen erst mal den Online-Kurs zur Vogelkunde mit. Wer dann schon mutig genug ist, überprüft seine neu erworbenen Fähigkeiten bei den Rätseln (http://www.birdnet-cms.de/cms/front_content.php?idcat=97). Sauber geordnet nach Vogelkundigkeit findet sich dort eine Fülle von Rätselbildern.

Schön gemacht ist auch die Seite www.vogelruf.de. Diese sehr professionell gestaltete private Webseite glänzt mit einem Vogellexikon, das Bilder, Töne und interessante Beschreibungen ausgewählter Arten miteinander verbindet. Darüber hinaus findet sich im Lexikon eine Sammlung wissenswerter Fakten rund um das Thema Vogel. Wer im heimischen Garten einen gefiederten Mitbewohner fotografiert, dessen Art er nicht bestimmen kann, ist eingeladen, das Bild an die Betreiber der Webseite zu mailen, die dann bei der Bestimmung helfen. Hobby- und andere Ornithologen, die häufig Kontakt zu ausländischen Vogelfreunden haben und einfach nicht dahinter kommen, was der Domovoy Vorobey für ein Vogel ist, können unter ‘Übersetzung’ nachschlagen, wie der kleine Freund auf Deutsch heißt. Das Ganze funktioniert mit einer Fülle von lebenden und einer toten Sprache. Und wer bei Vogelruf so sehr auf den Geschmack gekommen ist, dass er regelmäßig gerufen werden will, kann sogar einen Newsletter abbonnieren. Kein schlechter Service für eine reine Hobbyseite.

Für die Bayern unter den Lesern gibt es eine spezielle (nicht mundartliche) Webseite, die sich dem Vogelleben im Süden der Republik widmet. Wer den Film ‘Mr. Hobbs macht Ferien’ kennt, wird unweigerlich schmunzeln, wenn er bei den Bayern auf den Knopf ‘Beobachtungsarchiv’ klickt. Fein säuberlich nach Quartal findet sich dort eine Liste der Spezies, die von den Betreibern/Freunden der Webseite gesichtet wurden. Schön und umfangreich ist das Fotoarchiv. Dort gibt es eine Fülle von Einzelbildern und ganzen Bildreportagen mit zum Teil sehr ansprechenden Bildern (gut geeignet für Stadtkinder).

Noch weiter südlich und vor allem ein ordentliches Stück weiter westlich steht die Webseite der Schweizerischen Vogelwarte. Dort vermag der ornithologisch interessierte Eidgenosse (oder Besucher) zum Beispiel nachzulesen, welche Vogelarten in der Schweiz bekannt sind. Diese Liste kann man entweder als PDF herunterladen oder - viel schöner - man benutzt die Suchseite. Auf diese Weise bekommt man zunächst eine kurze Beschreibung des Vogels und seines Vorkommens in der Schweiz. Darüber hinaus grüßen ein kurzer Piepser des gefiederten Genossen und ein Bild.

Interessant fand ich, dass die Schweizer offenbar ihre Vögel zählen. So weiß man, dass circa 800 000 bis 1 000 000 Hausspatzen in der Schweiz leben (die Differenz kommt vermutlich von den Transitspatzen, die tagsüber nach Frankreich oder Deutschland pendeln). Wirklich schön gemacht ist auch das Vogelquiz: auf dem Bildschirm erscheint ein mit Fragezeichen abgedecktes Bild. Mit jedem Klick aufs Bild wird ein Teil freigelegt, man sieht mehr und mehr (als wenn das helfen würde, wenn man nur Rauchschwalben kennt) und kann dann jederzeit aus einer Liste den vermuteten Vogel auswählen. Sehr nett für Kinder.

Für mehr nördlich orientierte Leser bietet sich ein Blick auf die Webseite von Burghard Fedtke und Dr. Rainer Warthold an. Die beiden haben eine ansprechende Webpräsenz aufgebaut, die sich der Vogelwelt des Naturparks Westhavelland widmet. Neben einer Fülle von Infos, Bilder und sogar Besucherinformationen kann man dort zum Beispiel nachlesen, an welchem Tage ausgewählte Zugvögel dort angekommen sind. Keine Ahnung, was mir das sagt, aber es ist interessant zu sehen, welche Ankunftsstreuung die kleinen Überlandflieger zwischen den verschiedenen Jahren haben. Unter dem Punkt ‘Artenliste’ kann man sich darüber informieren, welche Vögel in welcher Häufigkeit in dem Naturpark brüten. Die Fülle an Informationen und der Detailreichtum sind schier unglaublich. Da es sich offenbar um eine private Webpräsenz ohne jeden kommerziellen Hintergrund handelt, ist das umso beeindruckender.

Eine umfangreiche Sammlung von Vogelbildern findet sich auch unter www.naturfoto-online.de/voegel.htm. Neben bekannten Vögeln gibt es da so - zumindest für mich - unbekannte Flattermaxe wie den Bienenfresser, der auf einigen der Bilder genau dies tut.

Und wem nach all diesen ordentlichen Federviechern der Sinn nach Schrägem steht, schaue mal bei www.ekk-art.ch/flugtag.htm vorbei. Dort gibt es reichlich schräge (und teilweise auch fliegende) Vögel zum Totlachen. (ka)